„Und dann sah ich das Blut“Zeugin schildert dramatische Momente nach tödlichen Schüssen in Kölner Park

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Der Tatort im Böcking-Park in Köln-Mülheim

Der Tatort im Böcking-Park in Köln-Mülheim

Ein Mann erschossen, die Freundin schwer verletzt. Im Landgericht schilderte nun eine Zeugin, wie sie die Tat im Kölner Park erlebt habt. 

Ein ehemaliges Mitglied der Rocker-Gruppierung „Hells Angels“ wird mitten am Tag in Mülheim erschossen, dessen Freundin überlebt schwer verletzt. Angeklagt ist nun der Mann, der die wie eine Hinrichtung anmutende Tat in Auftrag gegeben haben soll. Beim laufenden Prozess im Landgericht Köln schilderte eine Zeugin am Donnerstag die dramatischen Momente nach der Schussabgabe.

Köln: Zeugin schildert Schussabgabe im Böcking-Park

Ein sonniger Nachmittag sei es gewesen, den sie im Mai 2023 mit Rätsellösen im Böcking-Park verbracht habe, sagte die Zeugin. Dann habe sie Knallgeräusche vernommen. „Ich dachte, das hörte sich an wie Schüsse, habe aber nicht wirklich damit gerechnet“, so die 29-Jährige, „doch dann sah ich eine Frau in Richtung Brauhaus rennen, sie drehte sich immer wieder um und spuckte etwas aus.“

Der 27-jährige Angeklagte mit seinem Verteidiger beim Prozessauftakt im Landgericht Köln.

Der 27-jährige Angeklagte mit seinem Verteidiger beim Prozessauftakt im Landgericht Köln.

„Ich wusste, da stimmt etwas nicht und dann sah ich das Blut, ihr ganzer Bauch war voller Blut“, berichtete die Zeugin weiter. Sie habe gedacht, die Frau sei in dieser Körperregion verletzt, bis diese die Haare zur Seite gemacht und ihre große Wunde am Hals offen gelegt habe. „Da hat jemand geschossen“, habe die unter Adrenalin stehende Frau auf die Frage geantwortet, was passiert sei.

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Kölner Brauhaus-Kellner hat die Wunde abgebunden

Ein Kellner aus dem gut besuchten Brauhaus sei kurz darauf mit Handtüchern herbeigeilt, der damit die Wunde am Hals verbunden und so die Blutung gestillt habe. „Mein Freund liegt da hinten“, habe die Verletzte gerufen. „Sie wollte zu ihm und versuchte aufzuspringen“, berichtete die Zeugin. Dann seien auch schon Polizeibeamte, Sanitäter und Notarzt gekommen und hätten übernommen.

Eine Frisörin aus Mülheim sagte im Landgericht aus, dass sie die Frau noch habe wegrennen sehen. Bei der Polizei hatte sie außerdem geschildert, dass ein Mann der Frau hinterhergeschossen habe. Dieses belastende Detail fehlte nun. Womöglich habe die Zeugin aufgrund des Rocker-Hintergrundes große Angst vor einer Aussage im Gerichtssaal gehabt, so der Richter. Das sei bei ihrer Kollegin auch der Fall gewesen.

Landgericht Köln: Angeklagter bestreitet Tatbeteiligung

Während die schwer verletzte Frau versorgt wurde, lag der Lebensgefährte bereits tot in einem Durchgang zu einem Gebäudekomplex. Er hatte keine Chance. Die Angreifer hatten dem 35-Jährigen mit einer Pistole erst in den Rücken geschossen, dann in den Kopf. Das Projektil trat in die linke Schläfe ein und an der rechten Schläfe wieder aus, so wird es in der Anklageschrift beschrieben.

Während die Schützen flüchtig sind, wurde der mutmaßliche Auftraggeber des Mordes vier Monate nach der Tat in Köln verhaftet. Der 27-Jährige bestreitet jede Beteiligung. Beim Prozessauftakt hatte der Verteidiger des Beschuldigten an Richter und Schöffen appelliert, sich nicht von bloßen Gerüchten, die offenbar im Rockermilieu kursierten, leiten zu lassen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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