Dom-GeschichtenWoher Archäologen wissen, wo die Pfeiler des Alten Domes standen

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Kölner Dom Wolken

Die Spitzen des Kölner Doms (Symbolbild)

Köln – Von Besuchern des Domes werde ich oft gefragt, woher die Archäologen denn so genau wissen wollen, wie der karolingische Vorgängerbau der gotischen Kathedrale ausgesehen hat. Schließlich ist er seit Jahrhunderten abgetragen. Übrig sind bestenfalls noch die Fundamente.

Ein wunderbares Beispiel, wie sich die früheren Gegebenheiten dann doch sehr genau rekonstruieren lassen, findet sich in den Ausgrabungen unter dem Dom. Auf der Nordseite sieht man ein Stück des steinernen Fundaments für die Pfeiler zwischen dem Mittelschiff und dem Seitenschiff des Alten Doms. Sie können sich das wie eine große Steinbank zwischen den beiden Schiffen vorstellen. Das Fußbodenmosaik war zwischen dieser Steinbank und der nächsten ausgelegt.

Der zugehörige Pfeiler ist verschwunden. Aber man sieht an der Oberfläche der Steinbank fein säuberlich ein Rechteck in der Größe eines Pfeilers ausgekratzt. Dass dies tatsächlich der Standort des Pfeilers war, lässt sich daran erkennen, dass die Steinbank an der Ecke des Pfeilerausschnitts ausgetreten ist.

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Sandalen schleifen den härtesten Kölner Stein und lassen Rückschlüsse zu

Das heißt: Über lange Zeit wurde der Pfeiler von den Besuchern des Alten Doms umgangen. Auf ihrem Weg durch den Alten Dom – wahrscheinlich von der alten Sakristei in die Kirche und zurück – mussten sie einen Bogen um den Pfeiler machen und nutzten mit ihren Sandalen den Stein ab. Nicht nur weiches Wasser, sondern auch weiches Leder schleift auf Dauer selbst den härtesten Stein. Die Spuren von etwa fünf Jahrhunderten belegen zusammen mit der Einritzung Größe und Standort des Pfeilers.

Weiter im Westen hat man dann eine ähnliche Situation gefunden. Damit lässt sich dann neben der Größe der Pfeiler auch ihr Abstand angeben, und schon hat man eine recht gute Grundlage für die Rekonstruktion der ganzen Anlage.

Bücher und Führungen

Eine Sammlung der schönsten Domgeschichten aus Geschichte und Gegenwart haben Barbara Schock-Werner und Joachim Frank unter dem gleichnamigen Titel im DuMont-Buchverlag veröffentlicht: Domgeschichten. Mit der Dombaumeisterin a.D. durch die Kölner Kathedrale, 176 Seiten mit zahlreichen Fotos von Csaba P. Rakoczy, Köln 2020, 18 Euro.

Den besten Überblick über die Ausgrabungen unter dem Dom gibt der Band: Georg Hauser: Schichten und Geschichte unter dem Dom. Die Kölner Domgrabung (= Meisterwerke des Kölner Doms Band 7, herausgegeben von Barbara Schock-Werner und Rolf Lauer), Verlag Kölner Dom 2010, 91 Seiten, 15 Euro.

Wenn Sie an einer Führung durch die Ausgrabungen interessiert sind, finden Sie die entsprechende n Informationen unter: www.domfuehrungen-koeln.de/ausgrabung

Aufgezeichnet von Joachim Frank

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