Ärger bei AnmeldeverfahrenStadt Köln veröffentlicht Liste mit freien Plätzen – Schulleiter sind sauer, Eltern verunsichert

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Schüler melden sich in einer Klasse.

Bis die offiziellen Bescheide mit Zu- oder Absagen für die weiterführenden Schulen in Köln verschickt werden, müssen viele Kinder zittern, ob es mit der Wunschschule geklappt hat. (Symbolbild)

Erst am Montag verschickt die Stadt die Briefe mit Zu- und Absagen. Online verriet sie bereits, welche Schulen noch Kapazitäten haben – aus Versehen.

Riesenärger bei den Schulanmeldungen für die Gymnasien: Am kommenden Montag verschicken alle Schulen zeitgleich die Briefe an die Familien, in denen dann steht, ob es mit einem Platz an der Wunschschule geklappt hat. Nun hat die Stadt Köln vorweg, ohne jede offizielle Mitteilung über den Verfahrensstand und ohne die Versendung der Briefe abzuwarten, auf ihrer Homepage eine Liste mit den Gymnasien und Realschulen veröffentlicht, die nach der ersten Anmelderunde noch freie Kapazitäten haben.

Die Kölner Schulleitungen der Gymnasien sind darüber sehr verärgert. Ihnen sei eingeschärft worden, dass sie bis zum Versenden der Briefe Stillschweigen wahren sollten. Und dann halte die Stadt sich selbst nicht an die Absprachen und verursache damit eine riesige Aufregung, hieß es von Schulleitungsseite. Solches Vorgehen zerstöre Vertrauen.

Köln: Stadt stellt Liste von Schulen online, die noch freie Plätze haben

Denn: Die Liste verbreitete sich am Donnerstag unter Eltern wie ein Lauffeuer und die Telefone an den Schulen standen nicht still. Das Bemerkenswerte ist, dass auf der Liste gleich 20 von 35 Gymnasien stehen, die nach der ersten Runde noch freie Plätze haben. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es weniger als zehn Gymnasien.

Jeder, der sein Kind auf einer dieser 20 Schulen angemeldet hat, kann nun aufatmen: Denn im Umkehrschluss ist klar, dass das eigene Kind einen Platz bekommen hat. Unter den Schulen mit noch freien Plätzen sind auch das Albertus-Magnus-Gymnasium in Ehrenfeld und das Dreikönigsgymnasium in Bilderstöckchen, die im vergangenen Jahr hohe Anmeldeüberhänge hatten. Augenscheinlich scheuten Eltern das Anmelden an Schulen, die im Vorjahr überbelegt waren, und erzeugten damit die Anmeldeüberhänge an den benachbarten Schulen.

Kölner Schulplatznot: Die Lage an den Gymnasien hat sich entspannt

Grundsätzlich belegt die Liste jedoch, dass sich die Situation in diesem Jahr auch an den Gymnasien im Vergleich zum Vorjahr deutlich entspannt hat. Dies gilt – parallel zu den Gesamtschulplätzen – vor allem für die Gymnasien auf der linken Rheinseite.

Angespannter bleibt die Lage wohl auf der rechten Rheinseite: Mit dem Genoveva-Gymnasium, dem Gymnasium Schaurtestraße, dem Gymnasium Thusneldastraße sowie dem Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Porz und dem Heinrich-Heine-Gymnasium liegen fünf Gymnasien mit freien Plätzen rechtsrheinisch – davon trugen die Schaurtestraße und das Heinrich-Heine-Gymnasium auf der Liste den Zusatz „nur noch wenige Plätze“.

Es zeigt sich leider erneut, wie dilettantisch die Verwaltung die Schulplatzvergabe organisiert
Olaf Wittrock, Sprecher der Initiative „Die Abgelehnten“

Damit ist auch klar, dass die Stadt für die zweite Anmelderunde, die vom 11. bis 15. März stattfindet, nicht transparent machen wird, wie viele freie Plätze die jeweiligen Schulen noch haben. Es gibt lediglich den Zusatz „noch wenige Plätze“ neben den Schulen, die geringe Kapazitäten haben. Die genaue Zahl hatten Eltern in den vorherigen Jahren vehement eingefordert, um im Hinblick auf die Chancen eine ausgewogene Entscheidung zu treffen, wo sie ihre Anmeldung für die zweite Runde abgeben wollten. Im vergangenen Jahr war auf Druck der Eltern die genaue Zahl der freien Plätze veröffentlicht worden.

Für Familien, deren Wunschschule nicht auf der Liste mit freien Plätzen stand, wird die Anspannung nun riesig sein, da sie davon ausgehen müssen, dass es an ihrer Wunschschule auch Ablehnungen gibt.

Nachdem die Liste stundenlang öffentlich war, verschwand sie abends plötzlich mit dem Hinweis „Diese Seite wird derzeit überarbeitet“. Auf Nachfrage teilte die Stadt am Freitag mit, dass die Liste „versehentlich verfrüht veröffentlicht“ wurde und zudem „unvollständig“ sei. „Deshalb hat die Stadt Köln die Liste schnellstmöglich wieder zurückgezogen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.“ Die Stadt kündigte an, die Liste mit den aktualisierten freien Kapazitäten in der kommenden Woche zur Verfügung zu stellen.

„Es zeigt sich leider erneut, wie dilettantisch die Verwaltung die Schulplatzvergabe organisiert“, kritisiert Olaf Wittrock, Sprecher der Initiative „Die Abgelehnten“. „Deshalb muss das Verfahren dringend grundsätzlich anders organisiert werden. Die Verwaltung beherrscht es nicht, es entgleitet ihr Jahr für Jahr. Und Eltern und Kinder müssen darunter leiden.“

Während alle abgelehnten Kinder nun für einen Gymnasialplatz in eine zweite Anmelderunde gehen müssen, können sie sich an einer der Gesamtschulen, die noch freie Plätze haben, einfach vor Ort anmelden. Es gibt – auch das ist ein Novum – noch sechs Gesamtschulen mit Kapazitäten. Darunter auch die Gesamtschule Wasseramselweg, die im vergangenen Jahr viele Kinder ablehnen musste. Außerdem haben die Europaschule, die Gesamtschule Berrenrather Straße, die Lise-Meitner-Gesamtschule in Porz sowie die neu gegründeten Gesamtschulen „Am Wassermann“ und Gesamtschule Ossendorf noch freie Plätze.

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