Schweigemarsch vom Kölner Dom zur SynagogeChristliche Kirchen rufen am Mittwoch zur Solidarität mit Israel auf

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10.10.2023, Köln: Polizeiposten vor der Synagoge in der Roonstraße.
Nach dem Angriff der Hamas auf Israel sind auch in Köln die Sicherheitsmaßnahmen vor jüdischen Einrichtungen verschärft worden.

Foto: Michael Bause

Die Synagoge in der Kölner Roonstraße. Hier soll ein Schweigemarsch am Mittwoch (8. November) enden.

Man wolle den Terror der Hamas nicht durch Reden relativieren, erklärten Stadtdechant Monsignore Robert Kleine und Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger. 

Ein Schweigegang startet am Mittwoch, 8. November, um 18 Uhr auf dem Roncalliplatz. Nach einer kurzen Begrüßung durch Stadtdechant Monsignore Robert Kleine und den Stadtsuperintendenten Bernhard Seiger gehen die Teilnehmenden vom Dom zur Synagoge an der Roonstraße. „Wir wollen mit dem Gang an die Pogromnacht von 1938 erinnern“, erklärte Seiger.

Schweigen als Ausdruck der Bedrückung

Der Termin am Vorabend der großen Gedenkveranstaltung habe „Nachtcharakter“, und das Schweigen sei Ausdruck der Bedrückung, die man empfinde. „Wir wollen das Erinnern nicht durch Reden relativieren“, fuhr Seiger fort. Eine Ausnahme ist auf der Glockengasse geplant. Dort wollen Kleine und Seiger daran erinnern, dass dort bis zur Pogromnacht eine Synagoge gestanden hat.

Der Gang sei auch als Zeichen der Solidarität mit den Opfern des Terrors gegen Israel bei dem Überfall der Hamas am 7. Oktober zu verstehen, ergänzte Kleine. „Die Stimmung in unserer Gesellschaft ist gar nicht so sehr von Entsetzen geprägt“, hat der Stadtdechant beobachtet. „Wenn ich lese, wie da exekutiert und gefoltert wurde, gefriert mir das Blut. Das ist ein Terrorangriff, den man mit dem 11. September vergleichen kann. Die Terroristen hatten damals wie jüngst das Ziel, möglichst viele Menschen zu ermorden.“ Natürlich sei jedes Opfer im Gazastreifen eins zu viel. „Wir aber fühlen uns verbunden mit Israel.“ Der Stadtdechant hat auf der Domplatte nachgesehen: "Aus den Kreisen mit den Flaggen der Länder, die Straßenkünstler malen, ist die israelische seit dem 7. Oktober verschwunden. Und auf der palästinensischen Flagge liegt immer Geld."

Bernhard Seiger (l.) und Robert Kleine auf dem Balkon des Domforums nach dem Pressegespräch.

Bernhard Seiger (l.) und Robert Kleine auf dem Balkon des Domforums nach dem Pressegespräch.

Kleine sieht die Gefahr eines Antisemitismus in Deutschland, der zunehmend salonfähig werden. Und er verweist auf Beispiele in anderen Ländern. In Dagestan habe ein antisemitischer Mob ein israelisches Flugzeug attackiert. „In der Türkei hängen Plakate an Geschäften, auf denen steht, dass Juden dort nicht einkaufen sollen.“

Existenzrecht Israels darf nicht zur Debatte stehen

Das Ziel der Hamas sei die Vernichtung des israelischen Staates und der Juden und Jüdinnen, die dort leben, erklärte Seiger. „Das ist wie bei der Shoa. Jüdisches Leben soll ausgelöscht werden. Unser Platz als Kirche ist ganz klar an der Seite Israels. Und auch an der Seite unserer jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen in Köln.“ Das Existenzrecht Israels dürfe niemals zur Debatte stehen. Seiger und Kleine räumten ein, dass die Theologie der beiden christlichen Kirchen in früherer Zeit dazu beigetragen, dass Antisemitismus entstanden sei. „Wir haben daraus gelernt. Für uns heißt es ,Nie wieder‘. Und da gibt es auch keine theologischen Differenzen“, fasste der Stadtsuperintendent zusammen.

Rat der Religionen steht zu Israel

Klar aufseiten Israels habe sich auch der Rat der Religionen nach seiner jüngsten Sitzung positioniert, sagte Kleine: „Auch die DITIB hat sich dem angeschlossen.“ Vertreter der Synagogengemeinde und der DITIB hätten sich nach der Hamas-Attacke gegenseitig besucht. Der Stadtdechant betonte, dass es neben Stadtdekanat, dem Katholikenausschuss  in der Stadt Köln und dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region zahlreiche weitere Institutionen gebe, die sich dem Aufruf zur Teilnahme am Schweigegang angeschlossen hätten. „Wirklich jede und jeder sind eingeladen.“

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