Hausfigur in der SüdstadtMalerei von BAP-Musiker Wolfgang Niedecken bei Restaurierung verschwunden

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Der Kölner Musiker Wolfgang Niedecken

Wolfgang Niedecken hat die Figur des Heiligen Severin 1973 neu lackiert.

Als junger Mann hatte der Musiker die Skulptur an der Fassade seines Elternhauses in der Severinstraße mit einem Regenbogen verziert.

Als der Kölner Künstler Cornel Wachter am vergangenen Wochenende den Gästen seiner Führung durch die Kölner Südstadt die nächste Sehenswürdigkeit zeigen wollte, musste er an der Severinstraße 1 unerwartet passen. Der Regenbogen, den BAP-Musiker Wolfgang Niedecken als junger Mann unter eine kleine Skulptur an der Fassade seines Elternhauses gemalt hatte, war plötzlich verschwunden. Jemand hatte die Hausfigur, die den Heiligen Severin darstellt, mit frischer Farbe bearbeitet und beim Anstrich den Regenbogen entfernt.

Eine Figur des Heiligen Severin an der Fassade eines Hauses.

So sah die Figur des Heiligen Severin in der Kölner Severinstraße mit dem von Wolfgang Niedecken gemalten Regenbogen aus.

„Ich bin traurig, ich wollte davon erzählen, was es seinerzeit für ein Gerede gegeben hatte“, sagt Cornel Wachter. Seiner Erinnerung nach hatten sich die Bewohner des Severinsviertels vor 50 Jahren über den Regenbogen auf der Heiligenfigur aufgeregt und Niedecken damals Blasphemie vorgeworfen. Wachter selbst und die Besucherinnen und Besucher seiner Führungen seien hingegen immer große Fans der Malerei gewesen.

Wolfgang Niedecken ist froh über den neuen Anstrich in der Kölner Südstadt

Wolfgang Niedecken selbst gibt im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ allerdings Entwarnung. „Es ist alles in enger Absprache mit Harald geschehen. Und ich war sogar froh, dass es passiert ist“, sagt der Musiker. Harald Niedecken ist der Sohn von Wolfgang Niedeckens Halbbruder – ihm gehört das Wohn- und Geschäftshaus, das seit 1984 unter Denkmalschutz steht, inzwischen. Und er entschied sich für eine Restaurierung des Gebäudes, inklusive der Figur des Heiligen Severin.

Eine Statue an der Kölner Severinstraße, die den Heiligen Severin abbildet.

Die Statue der Severin-Hausfigur in der Kölner Severinstraße nach der Restaurierung.

Also wurde die Skulptur abmontiert und zu einem Restaurateur gebracht. Wolfgang Niedecken zeigt sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. „Im Laufe der Jahre habe ich mich schon gefragt, ob das so okay war“. Er habe sich damals einen Spaß daraus gemacht, den Regenbogen hinzuzufügen.

Regenbogen-Auftrag kam von Wolfgang Niedeckens Vater

Als Niedecken 1973 von einer längeren Reise zurückkam, fragte ihn sein Vater, dem das Haus zu dieser Zeit gehörte, ob sich sein Sohn, der damals Kunst studierte, nicht um die Restaurierung der Figur kümmern könnte. Er willigte ein. „Aber natürlich habe ich die Statue dann nicht wirklich professionell restauriert, sondern ich habe sie nur mit Lack übermalt“, sagt Niedecken. Der Musiker ist bis heute als bildender Künstler tätig, viele der BAP-Plattencover hat er selbst gestaltet. 

Orientiert habe er sich an einem damaligen Vorbild. „Zu dieser Zeit fanden wir die Bilder des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Jim Dine super, und der hat immer irgendwas mit Regenbögen gemalt. Deswegen habe ich dann den Heiligen Severin auch auf einen Regenbogen gestellt“, sagt Niedecken. 

Die Geschichte rund um die Heiligenfigur dürfte also auch ohne Regenbogen weiterhin ein Bestandteil von Stadtführungen in der Südstadt sein, sie ist nun um eine weitere Facette reicher.

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