Eine verstopfte Toilette markiert das Aus für den Nachbarschaftshilfe-Verein an seinem Standort. Nun ist der Verein erneut auf der Suche nach Räumen.
Aus wegen Toilette„Schmitz und Kunzt“ muss Hinterhof in der Kölner Richard-Wagner-Straße verlassen

Günter Schmitt steht an der Theke im Veranstaltungssaal des Vereins.
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Die Behörden hielten es zunächst für einen Scherz: Der Nachbarschaftshilfeverein Schmitz und Kunzt mit Sitz in der Richard-Wagner-Straße hatte sich wegen eines Streits über die Entsorgung von benutztem Toilettenpapier hilfesuchend an die Stadtverwaltung gewandt. Schmitz und Kunzt schrieb an das Gesundheits- und das Ordnungsamt, der Vermieter seiner Vereinsräume habe untersagt, benutztes Toilettenpapier in die dortigen WCs zu werfen. Sie sollten es nunmehr stattdessen in einem Abfalleimer entsorgen. „Die Verwaltungsmitarbeiter erzählten, sie hätten bei der Teamsitzung erst einmal lachen müssen, weil sie das zunächst für Fake-News hielten“, sagt Günter Schmitt, Vorstandsvorsitzender des Nachbarschaftshilfe-Vereins. Dann hätten sie aber den Ernst der Lage verstanden – und die Nachricht landete schließlich beim Bauaufsichtsamt, das sich weniger um die Toiletten kümmerte, sondern eines feststellte: Für die Nutzung des Hinterhauses an der Richard-Wagner-Straße 8 liegt keine Genehmigung vor.
Erst 2022 musste Schmitz und Kunzt seine Räume in Köln-Sülz verlassen
Ein entsprechender Antrag sei bei der Baubehörde nie gestellt worden. Bei einem Ortstermin vermissten die Beamtinnen zudem den vorgeschriebenen zweiten Rettungsweg. Somit könne eine weitere Nutzung nicht genehmigt werden, schrieb das Amt dem Verein. Er muss sich nun eine neue Bleibe suchen - und hat alle seine Veranstaltungen kurzfristig abgesagt. Dabei war die Nachbarschaftshilfe Schmitz und Kunzt erst im Jahr 2022 dorthin gezogen, nachdem sie ihr Heim in Hinterhofgaragen an der Berrenrather Straße in Sülz, wo der Verein auch seinen Sitz hat, verlassen musste.

Im Hinterhaus dieses Gebäudes an der Richard-Wagner-Straße befinden sich die Vereinsräume.
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Günter Schmitt war froh, neue Räume gefunden zu haben - und so lief das Vereinsprogramm an der Richard-Wagner-Straße drei Jahre lang reibungslos: Kleider- und Pflanzentausch, ein Werkzeugverleih, ein Repair- und ein Senioren-Café, kulturelle Veranstaltungen, wie Lesungen und Konzerte. Dafür benötigte der Verein allerdings die vorgeschriebenen zwei Toiletten, ein WC für Männer, eines für Frauen. Die Damentoilette war aber nun nach jahrelanger Nutzung verstopft. „Es handelt sich um sogenannte Hebetoiletten“, erläutert Schmitt, „das heißt das Toilettenpapier und die Fäkalien werden geschreddert und mit Hilfe einer Druckpumpe auf das Niveau des Abflussrohres befördert.“ Nach der Verstopfung habe die Pumpe laute Geräusche gemacht. Die Reparatur schien nicht so einfach.
Vermieter schloss die Toilette ab
Schmitt benachrichtigte den Vermieter – der die Toilette zunächst schlicht schloss und den Zugang abklebte. Schließlich gab es einen Reparaturversuch, dann die Aussage, dass die Toilette geschlossen bleiben müsse, weil man sie als Reservetoilette für andere Zwecke benötige. Schmitt reklamierte, dass der Verein sie für die Veranstaltungen dringend benötige. Schließlich seien die Toiletten dann wieder geöffnet worden, erzählt er, durften aber nicht mehr wie vorgesehen benutzt werden: Schilder gaben nun Auskunft darüber, dass benutztes Toilettenpapier nicht mehr hineingeworfen werden darf, sondern in einem getrennten Abfalleimer zu entsorgen sei. Das allerdings war aus Sicht des Vereins völlig inakzeptabel: „Wir haben Tausende Besucher. Wir können nicht säckeweise Kacke heraustragen, wenige Meter von unserer Theke entfernt. Zudem haben wir gar keine Mülltonne in der Größe.“
Er sei aber auf taube Ohren gestoßen und so habe man sich mit dem Toilettenproblem an die Stadtverwaltung gewandt - die schließlich die weitere Nutzung der Räume komplett untersagte. „So tragisch es für den Verein ist“, schreibt Jutta Doppke-Metz, Sprecherin der Stadt, „war ein Nutzungseinstellungsverfahren zu eröffnen, und zwar zügig aufgrund des fehlenden zweiten Rettungswegs“. Die Sicherheit der Menschen stehe im Vordergrund. Schmitt versteht das: „Die Stadt kann dafür nichts“, betont der Vereinsvorstandsvorsitzende. Er hofft nun, dass der Verein sich in einem Gespräch mit dem Vermieter einigen kann, denn eines ist klar: „Unter diesen Bedingungen können wir den Vertrag, den wir für fünf Jahre geschlossen haben, nicht fortsetzen.“ Und Schmitz und Kunzt ist erneut dringend auf der Suche nach einer neuen Bleibe – am liebsten an seinem Heimatort in Sülz.

