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Zur EM 2024Stadt Köln will Fußballplätze im Rheinpark – Umweltschützer protestieren

Lesezeit 4 Minuten
Ein Jogger läuft durch den Rheinpark in Köln-Deutz

Zur Fußball-Europameisterschaft 2024 sollen Fans auf Kleinspielfeldern im Kölner Rheinpark kicken können

Auch Politiker befürchten schwere Schäden an der denkmalgeschützten Grünanlage, die zweimal Schauplatz von Bundesgartenschauen war.

Das Sportamt der Stadt Köln will während der Fußball-EM 2024 im denkmalgeschützten Rheinpark in Köln-Deutz Kleinspielfelder mit Toren, Linien, Eckfahnen und Banden einrichten. Dort sollen in- und ausländische Fans Fußball-Turniere spielen. Der Park steht seit 1989 unter Denkmalschutz und war bereits zweimal Schauplatz der Bundesgartenausstellung - 1957 und 1971.

Umweltschützer und Politik lehnen Pläne ab

Gegen die Pläne der Stadtverwaltung regt sich Widerstand aus Reihen von Umweltschützern und der Politik. „Karnevalsaktivitäten im Landschaftsschutzgebiet auf der Uniwiese, Kleinspielfelder im denkmalgeschützten Rheinpark anlässlich der Fußball EM 2024 - als ob es keine rechts- und umweltverträglichen Alternativen gäbe“, sagt Helmut Röscheisen, Vorstandsmitglied beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Köln. „Müssen in Köln immer zuerst Gerichtsurteile her oder werden in der Stadtspitze Naturschutz und Nachhaltigkeit endlich ernst genommen und durchgesetzt?“

Stefan Fischer von den Grünen zeigte sich während der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt konsterniert: „Dass im Tanzbrunnen Public Viewing angeboten wird, ist völlig in Ordnung. Aber dass die Wiesen zum Kicken freigeben werden, kann doch wohl nicht wahr sein. Ich befürchte, dass das dem Park schwerste Schäden zufügen werden. Wir haben ein Juwel vor der Haustür. Dort haben zwei Bundesgartenschauen stattgefunden. Das ist ein Landschaftsschutzgebiet. Wir lehnen die Nutzung der Wiesen kategorisch ab.“

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Gregor Timmer, Leiter des Sportamts, und sein Mitarbeiter Sebastian Langel waren also schon zu Beginn der Diskussion in die Defensive gedrängt und versuchten, ihre Ideen zu erläutern. „Unser Leitsatz ist 'Wir sind da, wo die Fans sind'“, sagte Timmer. Man wolle die Angebote für die Fans entzerren.

Kein Wildwuchs, sondern Regeln, laute die Devise. Und neben Heumarkt und Altstadt habe man den Rheinpark als Veranstaltungsort ausgemacht, der auf halbem Weg zwischen der Fan-Zeltstadt im Jugendpark Deutz und der Altstadt liege. Bespielt werden soll der Park zwei Wochen lang montags bis freitags ab 16 Uhr und am Wochenende ab 12 Uhr.

Bierwagen soll es im Park nicht geben

Zusätzliche Toiletten wolle man im Park nur aufstellen, wenn sich ein Bedarf abzeichne, erklärte Lange. „Die AWB-Toiletten im Tanzbrunnen sollten ebenso ausreichen wie die ortsansässigen Gastronomien. Bierwagen wird es nicht geben.“ Auch die Lärmbelastung sei denkbar gering. „Eine musikalische Beschallung ist nicht vorgesehen.“ Laut Lange seien lediglich spielfeldbezogene Durchsagen der Turnierleitungen vorgesehen. „Um die Wiese kümmert sich vorher, aktuell und nachher das Grünflächenamt. Es wird keine Schäden geben.“

Timmer verwies auf das Pokalfinale der Frauen an Christi Himmelfahrt. Auf den Vorwiesen des Rhein-Energie-Stadions habe es ein Fußballturnier gegeben. „Da hat sich auch das Grünflächenamt gekümmert. Sie finden heute keine Spur des Geschehens“, so der Leiter des Sportamtes. Das besagte Turnier war der Konfi-Cup der Evangelischen Kirche in Deutschland. Dabei hatten 13-jährige Konfirmandinnen, teils auf Sneaker-Sohlen ohne Profil, vier Stunden das Geläuf eher unterdurchschnittlich malträtiert. 

„Wir möchten, dass sich die Fans ihre Orte kreieren“, erklärte Lange zum Schluss seiner Ausführungen. „Ich möchte, dass das Grünflächenamt den Rheinpark kreiert und nicht 5000 besoffene Fußballfans“, sagte Grünen-Politiker Stefan Fischer.

Poller Wiesen als Alternative zum Rheinpark vorgeschlagen

Tim Cremer, Bezirksvertreter der SPD, wandte ein: „Wenn zu wenige Toiletten eingeplant sind, geht das Ganze total in die Hose.“ Stefan Fischer graute es vor Schlachtenbummlern, die sich in die gepflegten Rheinpark-Beete entleeren. „Niemand sollte sich der Illusion hingeben, er könne Fußball-Fans dort kontrollieren.“ Christian Nüsser von der FDP wollte wissen, warum man nicht die Poller Wiesen bespiele. „Die Entfernung ist zu groß“, antwortete Lange. „Das Angebot würde nicht angenommen.“

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke verglich den Rheinpark mit  englischen Landschaftsparks. „In England würde niemand auch nur eine Sekunde darüber nachdenken, in diesen Anlagen Fußball zu spielen.“ Gregor Timmer vom Sportamt verabschiedete sich höflich, aber bestimmt: „Wir nehmen Ihre Kritik mit. Sie werden uns nachsehen, dass wir von unserem Konzept überzeugt sind.“

Bei Enthaltung der FDP lehnte die Bezirksvertretung die Bolzerei im Rheinpark kategorisch ab. Was die vermeintlich große Entfernung zwischen Rheinpark und Poller Wiesen angeht, hatte Bezirksbürgermeister Hupke am Ende eine Idee, die so charmant wie nachvollziehbar klang: „Stellen Sie einfach den Overath auf die Wiese am Rhein. Dann kommen alle.“

„Aus unserer Sicht ist es durchaus denkbar  und mit dem Denkmalstatus vereinbar, die Wiesenflächen für die Zeit der Fußball-EM 2024 intensiver zu nutzen, etwa durch Anlage von Kleinspielfeldern“, sagt Alexander Kierdorf, Vorsitzender des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftschutz (RVDL). Diese müssten allerdings in der Anzahl begrenzt sein und sollten nur auf ebenen Flächen angelegt werden, damit nicht Erdbewegungen, die das Höhenprofil des Rheinparks verändern, nötig sind. „Zwingende Voraussetzung ist allerdings die Zusicherung der Stadt, sämtliche Kleinspielfelder nach der Fußball-EM zurückzubauen und auf diesen Flächen den Rasen in der ursprünglichen Modellierung wieder herzustellen“, sagt Kierdorf. Die endgültige Entscheidung wird der Stadtrat treffen.

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