StadthistorieDie Geschichte des Kölner Rheinparks

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Bundesgartenschau im Jahr 1957; die Bronze-Figur „Assia“ (r.) von Charles Despiau steht heute nicht mehr an dieser Stelle.

Bundesgartenschau im Jahr 1957; die Bronze-Figur „Assia“ (r.) von Charles Despiau steht heute nicht mehr an dieser Stelle.

Deutz – Weitläufige Wiesen, eine farbenfrohe, gepflegte Flora und der Panorama-Blick vom rechten Rheinufer auf die Stadt: Der Rheingarten ist als Grünlandschaft mitten im Stadtgebiet nicht mehr wegzudenken.

Der Gedanke daran, dass hier nicht schon immer Familien sonntags zum Picknick einkehrten und Kinder umringt von gepflegten Blumenbeeten, Skulpturen- und Brunnenlandschaften spielten, wirkt auf die meisten sehr befremdlich.

Die 22 Hektar große Grünfläche war die erste große Parkanlage, die nach dem Zweiten Weltkrieg für die Bevölkerung eingerichtet wurde. Zwei Bundesgartenschauen in den 50er und 70er Jahren brachten Kunst, Kultur und ausgefallene Konzepte in den Rheinpark, die bis heute in großen Teilen erhalten sind.

Wie die Fläche vor den Entwürfen der Landschaftsarchitekten aussah und wofür sie genutzt wurde, weiß heute kaum noch jemand.

Eine Reise in die Vergangenheit

„Köln profitiert noch heute von der wegweisenden Gestaltung aus den 50ern“, so Joachim Bauer vom Amt für Landschaftsfläche und Grünflächen. Er kennt die Entwicklung des Rheinparks wie kaum ein anderer: Zum 50-jährigen Jubiläum der Bundesgartenschau im Jahr 2007 hatte er dem Rheinpark zu Ehren das Buch „Garten am Strom“ veröffentlicht und hat auch schon historische Führungen durch den Rheinpark angeboten.

Zahlreiche kleine Brunnen und Wasserspielplätze säumten den Park auf der BUGA 1971.

Zahlreiche kleine Brunnen und Wasserspielplätze säumten den Park auf der BUGA 1971.

Wo heute die Kölner Ruhe suchen, erstreckte sich zu preußischer Zeit das Fort XII über große Teile des Areals und seine Umgebung. Mit der Schleifung des inneren Festungsrings verlor die Fläche zwischen Hohenzollernbrücke und Mülheim an militärischer Bedeutung und lag brach. Heute erinnert an Fort XII nur noch der ehemalige Wallgraben, auf dem das Streckennetz der Kleinbahn liegt.

Das „Teehaus“ wurde nach dem Ersten Weltkrieg in „Parkhaus“ umbenannt.

Das „Teehaus“ wurde nach dem Ersten Weltkrieg in „Parkhaus“ umbenannt.

Die ersten Pläne zur Gestaltung als Park für die Bevölkerung stellte der Kölner Gartenarchitekt Fitz Encke im Jahr 1913 vor. Doch die Stadt Köln entschloss sich, die Vorzüge der Grünfläche anders zu nutzen: Der weitläufige Geländestreifen am Rheinufer sollte zukünftig aufgrund seiner Größe, zentralen Lage und guten Verkehrsanbindung als Fläche für Großveranstaltungen dienen.

Im Jahr 1914 wurde sie erstmals für die Ausrichtung der Deutschen Werkbund-Ausstellung genutzt, die allerdings durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs ihr vorzeitiges Ende fand.

Die Ausstellungsbauten namhafter Architekten und Künstler wurden bald vom Militär beschlagnahmt. Einige verfielen, andere wurden abgerissen. Den Rest nahmen in der Nachkriegszeit englische Besatzungstruppen in Beschlag, bis ein Hochwasser im Jahr 1920 einen Großteil zerstörte. Zu diesem Zeitpunkt nahm Encke seine Pläne für eine Parkanlage wieder auf, daraus entstand erstmals der „Rheinpark“.

Staatenhaus und Tanzbrunnen entstehen

Wenige Jahre darauf wurden in Deutz die ersten Gebäude der Kölner Messe errichtet, wo 1928 die „Pressa“, eine internationale Ausstellung des Pressewesens, veranstaltet wurde. Zu diesem Anlass errichtete man das „Staatenhaus“, das bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs als zusätzliches Veranstaltungs-Gebäude genutzt wurde, und das große Rondell, der Vorläufer des Tanzbrunnens. Bei Ende des Krieges wurden die Außenanlagen weitgehend zerstört, jedoch im Laufe der 1950er Jahre wiederaufgebaut.

Um finanzielle und ideelle Unterstützung zu bekommen, die Trümmerberge abzubauen und die Zerstörungen des Krieges hinter sich zulassen, bewarb sich Köln um die Ausrichtung einer Bundesgartenschau im Rheinpark. Touristen aus der ganzen Republik und den Benelux-Nachbarstaaten sollte sie anlocken. Bis zur ersten Ausrichtung im Jahr 1957 hatten die Garten- und Landschaftsarchitekten um Gartendirektor Kurt Schönbohm dem Rheinpark zu unverkennbar neuem Glanz verholfen: Die ebene Fläche wurde durch Verteilung der Trümmerberge zu einer Hügellandschaft modelliert.

Joachim Bauer, Amt für Landschafts- und Grünflächen.

Joachim Bauer, Amt für Landschafts- und Grünflächen.

Die angelegten Wege, Elemente und Beete wurden in geschwungener Form der neuen Landschaft eingefügt. Die organische Form der Landschaftsarchitektur glich zur damaligen Zeit einer Revolution: „Diese fröhliche, lockere Weise der Landschaftsgestaltung war etwas völlig Neues zu dieser Zeit und spiegelt die Aufbruch-Stimmung der Nachkriegszeit wieder. Bisherige Bundesgartenschauen waren vor allen Dingen durch streng symmetrische Formen und Gradlinigkeit geprägt.

„Anders als in Hannover oder Dortmund ist die damalige Struktur bis heute noch in großen Teilen erhalten geblieben.“, sagt Joachim Bauer. Selbst als Köln 1971 ein zweites Mal im erweiterten Rheinpark eine Gartenschau ausrichtete, sei man dazu übergegangen, die Hauptstruktur zu ergänzen und damit die Nutzung zu erweitern.

Die weitreichendsten Neugestaltungen spielten sich nämlich linksrheinisch auf der Riehler Aue ab, die ebenfalls im Konzept der Bundesgartenschau miteinbezogen und durch Fährverkehr mit dem Rheinpark verbunden war.

Auch wenn die Farbe manches Pflasterseins längst verblasst ist, im Flamingo-Weiher keine rosafarbenen Vögel mehr stehen und im Rosengarten nun andere Sorten blühen: Die Stadt und der Förderverein bemühen sich darum, die Vermächtnisse der Bundesgartenschauen dem Rheinpark und seinen Besuchern lange zu erhalten.

Das sei nicht immer einfach, wie Bauer erklärt. An den Objekten nagt nämlich nicht nur der Zahn der Zeit, hin und wieder wurden einige Hinterlassenschaften durch Vandalismus zerstört, wie zuletzt der Brunnen des Mittelmeergartens am Staatenhaus. Die blaue Halbkugel aus dem Jahr 1971 soll diesen Winter repariert werden und dann ihren Platz wieder einnehmen.

Die Geschichte zeigt: Der Rheinpark wurde mehr als einmal zerstört und wiederaufgebaut – ein Sinnbild der Kölner Kriegsgeschichte. Das ehemalige Militärareal rechts vom Rhein, das im Laufe der Zeit sowohl Stützpunkt, Schlachtfeld, als auch Trümmerlandschaft war, hat sich über die Jahre hinweg zu einem Ort der Natur und Kunst sowie einer Oase der Entspannung entwickelt.

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