Corona, Inflation, Kriege, Klimakrise – die psychische Belastung für junge Menschen steigt. Das und was hilft, zeigt eine Dokumentation im Filmhaus Köln.
„Hilfe holen ist ein Zeichen von Stärke“Dokumentarfilm im Kölner Filmhaus zeigt Jugendliche mit psychischen Erkrankungen
Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden an einer psychischen Erkrankung. Mehr als die Hälfte der 14- bis 25-Jährigen fühlt sich gestresst, jeder Zehnte ist in psychiatrischer Behandlung. Das zeigen die Ergebnisse der Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“ von dem Herausgeber Simon Schnetzer und den Co-Autoren Kilian Hampel von der Universität Konstanz und Klaus Hurrelmann von der Hertie School.
„Der Jugend geht es schon sehr schlecht“, sagt Regisseurin Andrea Rothenburg von „Psychiatrie Filme“. Sie hat den Dokumentarfilm „Hört uns zu! - Krisenerfahrene Jugendliche im Fokus“ produziert. Am Dienstagabend (24. September) läuft der Dokumentarfilm im Filmhaus Köln. Darin geht es um sechs junge Menschen im Alter von 17 bis 21 Jahren. Sie leiden an Depressionen, Zwangsstörungen, Psychosen, Süchten, Essstörungen.
Köln-Innenstadt: Dokumentation über Jugendliche mit Krisenerfahrung
Eine davon ist Julia. Die Nachnamen bleiben anonym, um die Jugendlichen zu schützen. Die junge Frau hat Erfahrungen mit starkem Mobbing, bekam in jungen Jahren eine körperliche Diagnose und entwickelte eine posttraumatische Belastungsstörung sowie eine Essstörung. Im Film erzählt sie ihre Geschichte und auch, was ihr geholfen hat.
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Auch der Kinder- und Jugendpsychiater Rüdiger Wittmann kommt zu Wort. Er begleitet die Jugendlichen seit Jahren. „Es sind alles Jugendliche, die ihren Weg gehen. Am Ende glaube ich, dass sie Kämpfer sind“, so die Regisseurin. Die Corona-Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen: „Viel zu selten wurde geschaut, was haben die Jugendliche in der Zeit erlebt. Es gab häusliche Gewalt oder Vernachlässigung.“
Dazu komme der Klimawandel, Kriege, sozialen Medien. Der Druck auf die Jugendlichen steige, und psychisch Erkrankung seien nach wie vor stigmatisiert, auch wenn sich schon etwas tue. „Es ist relativ schwierig für Jugendliche, offen damit umzugehen und sich Hilfe zu holen“, so Rotenburg. „Es gibt Störungsbilder, die extrem stigmatisiert sind wie Zwangsstörungen, Essstörungen oder Psychosen. Die Scham ist hoch“, so die Produzentin.
Mit ihrem Film will die Regisseurin vermitteln: „Das Wichtige ist, dass Menschen nicht mit ihren Problemen alleine bleiben und ihr Leid gesehen wird. Sich Hilfe zu holen, ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche. Eine psychische Erkrankung kann jeden treffen.“
Die Eckhard Busch Stiftung organisiert den Filmabend. Ab 18 Uhr finden Interessiert im Filmhaus Informationsstände vor. Um 19:30 Uhr beginnt die Vorführung. Anschließend findet eine Diskussion mit Rothenburg und der Autorin Mascha Krupka statt, die selbst Betroffene ist und sich für die Entstigmatisierung einsetzt.
Der Dokumentarfilm läuft am Dienstag (24.09) um 19:30 Uhr im Filmhaus Köln, Maybachstraße 111. Tickets gibt es an der Abendkasse oder online auf der Webseite.