Drei ukrainische Künstlerinnen zeigen in der Einrichtung für obdachlose Menschen zeitgenössische Malereien und Grafiken.
Hoffnung und VerlustUkrainische Künstlerinnen stellen in Kölner Überlebensstation Gulliver aus

Darina Kharaman und Oksana Duma (v. l.) präsentieren mit Sonja Simonova ihre Kölner Premierenausstellung in der Überlebensstation Gulliver.
Copyright: Thomas Dahl
Feuernächte und leuchtende, pulsierende Mikrokosmen bestimmen die Schattierungen der aktuellen Bilder-Ausstellung von Darina Kharaman, Oksana Duma und Sonja Simonova in der Überlebensstation Gulliver. Die drei geflüchteten ukrainischen Künstlerinnen stellen ihre Arbeiten aus den vergangenen Jahren erstmalig in Köln der Öffentlichkeit vor.
Unterschiedlich in ihren Stilistiken vereint die Werke das Lichter-Streben aus dem Zentrum einer unendlichen Dunkelheit. So windet sich in Dumas sanduhrähnlichem Korpus „Un2persönlich/de“ eine schwarze Ähre durch den Organismus. Ob die überlebenswichtige Pflanze im Zenit verbrennt oder einen neuen Horizont erhellt, bleibt freie Interpretation. Die Mischtechnik aus Acryl, Paraffin, Wachs und Gouache auf grundierter Baumwolle wurde mit einer filigranen Grattage (Kratztechnik) angefertigt und symbolisiert mit ihren floralen Mustern den Hoheitsanspruch der Natur trotz des menschlichen Waltens.
Ukrainische Künstlerinnen stellen in Kölner Überlebensstation Gulliver aus
Sonja Simonovas figürlichere Malereien interagieren mit Symboliken des biblischen Armageddon, einer finalen Entscheidungsschlacht. Das Ich bleibt hier als machtloser Beobachter inmitten brennender Felder oder zerbombter Straßenzüge zurück. Das entzündete Herz eines gesichtslosen Mannes vermag die flehende, ausgemergelte Hand eines anderen nicht mehr zu wärmen.
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Die Menschheit befindet sich am Abgrund, aber ich glaube an die Unendlichkeit der Natur. Das ist meine Hoffnung auf ein Weiterleben.
Gedanken an die Endlichkeit und vergebene Potenziale verarbeitet Darina Kharaman in ihren Motiven. So offenbart die Grafik „Zeit“ eine rot getränkte surreale Landschaft, in der sich unzählige dünne Hände wie kränkliche Blumen aus dem Boden in die Richtung eines lebens- oder todbringenden Sterns recken. In „Das Herz der Menschheit“ umgarnt Kharaman das Organ mit einem rot-weiß-schwarz-blauen Netz aus Fäden, die zusammenhalten, was dennoch aus den Fugen bricht.
„Die Menschheit befindet sich am Abgrund, aber ich glaube an die Unendlichkeit der Natur. Das ist meine Hoffnung auf ein Weiterleben und macht mich stark“, so die in Mariupol geborene Ukrainerin. Wie ihre Kolleginnen ist sie derzeit auf der Suche nach einem finanzierbaren Atelier. Die Verkaufserlöse spenden die Künstlerinnen dem Verein Blau-Gelbes Kreuz zur Anschaffung von medizinischem Gerät für eine Kinderklinik in der Ukraine. Als Veranstalter der Ausstellung fungiert das Kölner Arbeitslosenzentrum (KALZ e. V.). Kuratiert wird die Werkschau von Elvira Reith, die das Format „Kunst und Kultur im Gulliver“ vor 24 Jahren initiierte und bisher mehr als 80 Auflagen der Serie organisierte.
„Kunst und Kultur im Gulliver“, Mit Werken von Oksana Duma, Darina Kharaman, Sonja Simonova, 23. Juli bis 20. Oktober, Überlebensstation Gulliver, Trankgasse 20, 50667 Köln, Bahnbogen 1 Hohenzollernbrücke, Telefon: 0221 1206091, Öffnungszeiten: montags bis sonntags von 8 bis 18 Uhr, Eintritt frei, www.koelnerarbeitslosenzentrum.de/kalz-e-v/gulliver/www.bgk-verein.de