Kölner Bühnen-SanierungPlatzt der geplante Eröffnungstermin?

Lesezeit 4 Minuten
So sah der Opernsaal im Januar dieses Jahres aus.

So sah der Opernsaal im Januar dieses Jahres aus.

Kann es trotz der Probleme auf der Bühnen-Baustelle bei der Eröffnung im Herbst 2024 bleiben? Es stellen sich viele Fragen. Eine Analyse.

Es ist noch kein Jahr her, da sagte der Chef-Sanierer der Kölner Bühnen, Bernd Streitberger, im Januar: „Wir haben alles, was wir brauchen, wir müssen es nur noch machen.“ Mit „alles“ meinte Streitberger vor allem die neuen Pläne für die Haustechnik, also unter anderem Lüftung, Heizung, Elektrik. Sie machen seit Jahren Scherereien auf der Baustelle.

Und auch vier Monate vor der geplanten Fertigstellung am 22. März 2024 sind sie dem Vernehmen nach der Grund, dass es länger dauert – mal wieder. Gefühlt ist es die x-te Verzögerung des Großbauprojektes, das mal etwas mehr als drei Jahre dauern sollte. Stand jetzt werden es wohl etwas mehr als zwölf Jahre.

Monatsbericht kurz vor der Veröffentlichung

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sollen die vier Häuser am Offenbachplatz erst Ende Juni komplett fertig sein, erst zu diesem Zeitpunkt soll auch die Erlaubnis für die Inbetriebnahme vorliegen, unter anderem die Abnahmen der technischen Anlagen sollen länger dauern. Bestätigen wollten das die Bühnen-Verantwortlichen am Donnerstagabend nach einer kurzfristigen Anfrage nicht. Der Monatsbericht, in dem Streitberger Politik und Presse informiert, soll kurz vor der Veröffentlichung stehen, möglicherweise schon am heutigen Freitag erscheinen.

Streitbergers „nur noch machen“ dauert demnach länger als gedacht, auch unter seiner Führung dauert dieses Großbauprojekt länger und länger. Streitberger hatte 2016 übernommen, der frühere Baudezernent sollte das bis dato gescheiterte Projekt zu Ende bringen. Es geht um die beiden Denkmäler Oper (1291 Plätze) und  Schauspiel (700 Plätze) sowie um das sogenannte Kleine Haus (220 Plätze) und die unterirdische Kinderoper (217 Plätze).

Kosten sind explodiert

Aus 253 Millionen Euro sind mittlerweile bis zu 682 Millionen Euro geworden. Die erneute Verzögerung soll erneut mehr Geld kosten, wie viel blieb am Donnerstag zunächst unklar. Zur Einordnung: Im August hat die Baustelle 10,8 Millionen Euro gekostet, im September aufgrund des geringen Tempos nur nur noch 4,9 Millionen Euro. Demnach dürfte die erneute Verzögerung mehrere Millionen Euro kosten.

Im März hatte Streitberger gesagt: „Die Sanierung ist eine erhebliche Belastung für die Stadt, der Begriff Trauma geht mir aber zu weit.“ Schon der vergangene Monatsbericht für den September dokumentierte die Probleme auf der Baustelle: Von 312 Baustellenbereichen waren 143 Tage vor dem anvisierten Termin am 22. März 2024 nur 70 fertig saniert, also nicht mal ein Viertel (22,4 Prozent).

Tempo der Bauarbeiten war zuletzt zu langsam

Im September kamen nur sieben weitere Bereiche dazu. Chef-Sanierer Bernd Streitberger sagte: „Wir sind mit dem Baufortschritt der letzten Monate und insbesondere mit den Entwicklungen im September nicht zufrieden.“

Wann die Sanierung tatsächlich abgeschlossen ist, hat vor allem Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Auch wenn ein Teil der Häuer am Offenbachplatz dem Vernehmen nach schon ab Ende März genutzt werden kann, wird der Puffer zwischen Fertigstellung und der geplanten Eröffnung im September/Oktober immer kleiner.

Intendant war zuletzt noch hoffnungsfroh

Zuletzt hatte beispielsweise Rafael Sanchez, Intendant des Schauspiels für die Spielzeit 2024/2025, auf die Frage, ob man auch zur Not weiter im Interim im Depot spielen könnte,gesagt: „Wir sind nicht naiv. Der Hintergedanke, was mache ich, wenn es nicht klappt oder nur halb, schwingt immer mit. Aber ich gehe davon aus, dass ich den Schlüssel fürs Haus im Frühjahr 2024 bekommen und das Haus im September in irgendeiner Form eröffnen werde.“

Ein städtischer Lenkungskreis soll in den nächsten Wochen klären, was die erneute Verzögerung bedeutet. Es stellen sich viele Fragen, unter anderem,ob die Intendanten bereit sind, eine Spielzeit erst im November oder Dezember zu beginnen, wenn es noch mal später wird.

Stadt sucht nach Strategie für mögliche Probleme

Und welche Strategie hat die Stadt, wenn beispielsweise im Frühjahr einer weitere Verzögerung folgt? Wie lange kann sie an einer Eröffnung pünktlich zur Spielzeit festhalten? Ab wann ist der Zeitpunkt zu entscheiden, dass Oper und Schauspiel in ihren Interimsgebäuden im Staatenhaus und Depot bleiben?

Für Gäste muss ja klar sein, für welche Location sie Karten kaufen. Und wie würde die Stadt mit einer erneuten Verzögerung umgehen, die zumindest an 2015 erinnert? Kölns größte Problem-Baustelle wirft seit Donnerstag wieder mehr Fragen auf als es Streitberger zu diesem Zeitpunkt wollte.

KStA abonnieren