Auszeit vom AlltagSakramentkapelle ist ein Ort der Stille mitten im Touristentrubel

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Kölner Dom

Der Blick vom Rhein auf den Kölner Dom.

Innenstadt – Es herrscht reges Treiben auf dem Weg zu Johanna Peters Paradies. Bei gutem Wetter sind auf der Domplatte sehr viele Menschen unterwegs, und auch in der Kirche versammeln sich zahlreiche Besucher. Touristen, ausgestattet mit Fotoapparaten, Kinder, die einer Führung folgen, auch einzelne Reparaturarbeiten am Gebäude sind im Gange – das alles trägt zu einem erheblichen Geräuschpegel bei. Zur Ruhe kommen kann Johanna Peters in dieser Alltagshektik schlecht, ihr Paradies liegt zum Glück ganz versteckt.

Vielen Besuchern fällt die kleine Sakramentskapelle wohl erst auf den zweiten Blick auf; die geborene Kölnerin hat die Ruhe-Oase schon vor Jahren entdeckt. „Wann immer ich eine Auszeit vom hektischen Alltag brauche, komme ich hierher und setze mich für einige Zeit hin“, berichtet sie. „Kapelle der Stille“ nennt sie den Ort liebevoll. Dabei kommt sie nicht unbedingt aus religiösen Gründen, sondern eher des Ortes wegen.

Kölner Dom als Symbol für Heimat

Der Dom selbst ist für sie schon seit ihrer Kindheit ein Symbol der Heimat. „Immer, wenn wir mit unseren Töchtern auf der Autofahrt nach Köln waren, haben wir uns ein kleines Spiel daraus gemacht, wer den Dom zuerst sieht“, erzählt die vierfache Mutter. Noch immer freut sie sich nach einer Reise auf den Anblick der Kathedrale.

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Die gelernte Medizinisch-technische Assistentin hat sich nach der Geburt ihrer ersten Tochter der Betreuung ihrer Kinder gewidmet und bereut die Entscheidung keine Sekunde. Trotzdem braucht auch sie ihre wohl verdiente Auszeit. „Ein Paradies ist für mich etwas, was man eine begrenzte Zeit für sich hat, das aber auch anderen zugänglich ist“, setzt Johanna Peters an, „eine Insel hat man ja auch nur eine bestimmte Zeit für sich“.

Sparsam eingerichtet

Solch ein Ort ist die Kapelle inzwischen für sie geworden. Hier findet sie die nötige Stille, um wieder zu sich selbst zu finden. Auch andere lässt sie gerne an ihrem Paradies teilhaben und so stattet auch ihre jüngste Tochter der Kapelle immer öfter einen Besuch ab. „Für einige Menschen ist sie vielleicht nichts Besonderes, für mich jedoch schon“, sagt die 55-Jährige, während sie sich durch die Schwingtüren der Sakramentskapelle begibt, die als eines der ältesten fertig gestellten Bauteile des Doms gilt und im Jahr 1277 errichtet sowie von Albertus Magnus geweiht wurde.

Ursprünglich als Kapitelsaal, einem Versammlungssaal des Domkapitels gebaut, wurde der Raum im 16. Jahrhundert als Sakristei genutzt und dient seit 1961 als Sakramentskapelle, in der sich ein spätgotisches Sakramentshaus – zur Aufbewahrung von Hostien, nicht immer gefüllt – und ein barocker Altar befindet. Sakramentskapellen dienen eigentlich dem stillen Gebet und sind für lärmende Touristen mit Kameras nicht zugänglich.

Kein Protz und Prunk

Wer Prunk erwartet, ist hier am falschen Platz. Eher sparsam ist der Raum eingerichtet, dafür begrüßt den Besucher schon beim Betreten die wärmende Heizung. Die Fensterbilder zeigen den Kreuzweg Jesu, das ewige Licht symbolisiert seine Präsenz. Hier finden sich die unterschiedlichsten Menschen aller Altersgruppen ein.

Für sie alle scheint der Ort durchaus etwas Besonderes zu haben. Gedämpft und leise hört man die U-Bahn und die Geräusche des Bahnhofs, doch das stört die Kölnerin nicht.

Nach einiger Zeit zieht es Johanna Peters wieder an die frische Luft. Mit neuer Energie ist sie nun wieder für den Alltag gewappnet.

Wo liegt Ihr kleines Paradies?

Eine Lieblingsbank am Rheinufer, ein Stammplatz im Biergarten, der eigene Wintergarten: Kleine Paradiese können ganz unterschiedlich aussehen. Wollen auch Sie uns Ihr kleines Kölner Paradies zeigen? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail mit dem Stichwort „Paradies“ an ksta-stadtteile@dumont.de. (sbs)

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