Kölner ToleranzpreisIm Dauereinsatz fürs Miteinander der Kulturen

Lesezeit 3 Minuten
Die Tochter des türkisch-islamischen Theologen Ihsan Eliaçik, der  Theologe Karl-Josef Kuschel und Lala Süßkind, stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin, erhalten im Kölner Wallraf-Richartz-Museum den Toleranzring.

Die Toleranzring-Preisträger (von links): Stellv. für Ihsan Eliaçik: Tochter Zehra Nur, Theologe Karl-Josef Kuschel und Lala Süßkind, stellv. Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin.

Die Europäische Akademie der Wissenschaft und Künste zeichnete im Kölner Wallraf-Richartz-Museum drei Persönlichkeiten mit dem Toleranzring aus - für deren herausragendes Engagement in Sachen Völkerverständigung und gegen Rassismus. Auch drei Kölner Schulen erhielten einen Toleranz-Preis.   

Die Forderung nach Toleranz, die für die freien Gesellschaften Europas selbstverständlich sein sollte, sei vor dem Hintergrund des Krieges in Europa und eines dramatisch zunehmenden Klimas der Intoleranz und Ungeduld dringlicher denn je. „Ohne Toleranz würde Europa zerfallen", mahnte Professor Klaus Mainzer, Präsident der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste bei der feierlichen Verleihung der „Toleranzringe“ im Stiftersaal des Kölner Wallraf-Richartz-Museums.

Für einen grenzüberschreitenden Dialog, gegen Rassismus

Mit der Auszeichnung würdigt die Akademie seit 2012 führende Persönlichkeiten der drei abrahamitischen Religionen, die sich für einen grenzüberschreitenden Dialog und gegen Rassismus einsetzen - und möchte damit zur Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft und zur Förderung eines toleranten, friedlichen Miteinanders der Menschen und Kulturen beitragen.

Jeder dritte Mensch, der in Köln zu Hause ist, hat ausländische Wurzeln, damit dürfen wir uns mit gutem Recht Metropole der Toleranz, Vielfalt und Offenheit bezeichnen.
Ralf Heinen, Bürgermeister

Dass die Akademie seit 2014 Köln als Veranstaltungsort für die Preisverleihung wählt, liegt für Bürgermeister Ralf Heinen auf der Hand: „Jeder dritte Mensch, der in Köln zu Hause ist, hat ausländische Wurzeln, mehr als 180  Nationen leben unter uns, damit dürfen wir uns, mal abgesehen von unserem Motto: leben und leben lassen, mit gutem Recht Metropole der Toleranz, Vielfalt und Offenheit bezeichnen.“

In diesem Jahr entschied sich das „Kölner Kuratorium zur Verleihung der Toleranzringe“, dem unter anderem Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und „wir helfen“-Vorsitzende Hedwig Neven DuMont angehören, den Theologen Karl-Josef Kuschel, die stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin und Brandenburg e.V. (DIG) Lala Süßkind und den islamischen Theologen und Autor Ihsan Eliacik mit dem Toleranz-Preis zu ehren. Weil Eliacik derzeit nicht aus der Türkei ausreisen darf, nahm seine Tochter Zehra Nur Eliacik den Preis für ihn entgegen. Joachim Frank, Chef-Reporter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ moderierte die Veranstaltung, das Holzbläser-„Ensemble Quinton“sorgte musikalisch für entsprechend festliche Stimmung.

Mittelalterlicher Judenhass nimmt zu 

Lala Süßkind macht sich für die jüdische Gemeinschaft und den interreligiösen Dialog stark. Die stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin und Brandenburg e.V. (DIG) engagiert sich seit Jahrzehnten gegen Antisemitismus unter anderem als Botschafterin des Bündnisses für Demokratie und Toleranz. Süßkind ist ein lebender Beweis dafür, dass Toleranz sich nicht von selbst einstellt, sondern neben viel Empathie und Herz auch Mut und harte Arbeit bedeutet. Sie warnte bei der Preisverleihung vor Antisemitismus, der während der Corona-Pandemie zugenommen habe: „Der mittelalterliche Judenhass wird wieder geschürt und kommt öffentlich zur Geltung.“

Karl-Josef Kuschel, der an der Universität Tübingen Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs lehrte, rufe immer wieder zum Gespräch der abrahamitischen Religionen auf, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums, Stefan Zimmermann. Dabei gehe es ihm „nicht nur im Wortsinn um Toleranz, sondern um das Aufeinander-Zugehen in den Argumenten“. Kuschel selbst warb für eine „Kultur der wechselseitigen Achtsamkeit, und unter anderem auch dafür, von der Festkultur und Gastfreundschaft aus das Gemeinsame im Blick zu behalten.“

Ihsan Eliacik ist Schriftsteller, Journalist und Gründer der Organisation Antikapitalistische Muslime. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften, in denen er die Idee eines islamischen Sozialismus vertritt und für eine zeitgemäße Auslegung des Korans steht. Er plädiert für eine „grenzenlose Welt des Friedens.“ Das Kuratorium würdigte insbesondere den Einsatz des mutigen Theologen für Gleichberechtigung von Frauen und die Einheit der Religionen.

Toleranz-Preis für drei Kölner Schulen

Zu Verleihung der Toleranzpreise kamen Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer der Preisträger-Schulen ins Wallraf-Richartz Museum.

Stellvertreterinnen und Stellvertreter der Preisträger-Schulen.

In Kooperation mit der Uni Köln wurden auch drei Kölner Schulen mit einem Toleranz-Preis ausgezeichnet: die Elly-Heuss-Knapp-Realschule, das Albertus-Magnus-Gymnasium und das Deutzer Gymnasium Schaurtestraße erhielten den, unter anderem von „wir helfen“-geförderten, „Toleranz macht Schule-Schulen der Toleranz“-Preis und jeweils 2000 Euro. Damit würdigt die Uni deren Verdienste um ein besonders tolerantes Miteinander, um Diversität und Respekt und gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Sexismus im Schulalltag.

KStA abonnieren