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Neugestaltung in GefahrKölner Ebertplatz soll Denkmal werden

Lesezeit 3 Minuten
Denkmalpfleger sehen den Ebertplatz als hervorragendes Beispiel der Architektur der 1970er Jahre.

Denkmalpfleger sehen den Ebertplatz als hervorragendes Beispiel der Architektur der 1970er Jahre.

Köln – Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland prüft, ob der Ebertplatz unter Denkmalschutz gestellt wird. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ will die Behörde bereits in den kommenden zwei Monaten ein Ergebnis vorlegen. Sollte der Ebertplatz – der im vergangenen Jahr als Sammelpunkt für Marihuana-Dealer in den Blickpunkt geriet – tatsächlich unter Schutz gestellt werden, würde das die Pläne der Stadtverwaltung zur vollständigen Neugestaltung der Fläche erheblich beeinträchtigen.

In diesem Fall dürften Veränderungen an der Gestaltung nur noch nach Absprache mit Stadtkonservator Thomas Werner vorgenommen werden. Und mehr noch: Das Ziel müsste darin bestehen, den Originalzustand aus dem Jahr 1977 möglichst getreu wiederherzustellen. Eine Neuplanung wäre damit wohl erstmal vom Tisch.

„Zwei unserer Mitarbeiter schauen sich den Platz zurzeit intensiv an und tragen Material zusammen“, sagte Helmtrud Köhren-Jansen, Leiterin der Abteilung Inventarisierung beim LVR-Amt auf Anfrage. Dabei werde es eine große Rolle spielen, inwieweit der Ebertplatz seit seiner Eröffnung vor 40 Jahren verändert wurde. „Das scheint nach einer ersten Einschätzung alles noch sehr authentisch erhalten zu sein“, sagte Köhren-Jansen. Grundsätzlich gilt: Umso näher sich ein Gebäude, ein Platz oder eine Straße am Originalzustand befindet, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, einen Denkmalschutz zu erhalten. Weitere Kriterien sind mögliche Alleinstellungsmerkmale und der Vergleich mit ähnlichen Plätzen in der Bundesrepublik. „Wir prüfen zurzeit ohnehin typische Bauwerke aus den 1960er und 1970er Jahren“, sagte Köhren-Jansen. Der Ebertplatz genieße dabei eine besonders hohe Priorität, weil bekannt sei, dass die Stadt Köln eine Umgestaltung beabsichtige.

Alles zum Thema Barbara Schock-Werner

Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) Köln unter Vorsitz der ehemaligen Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner hat ebenfalls angeregt, den Ebertplatz unter Denkmalschutz zu stellen. Es handele sich um „ein hervorragendes Beispiel brutalistischer Stadtraum-Architektur, das in seinen räumlichen Dimensionen zumindest für Köln als einzigartig anzusehen“ sei, heißt es in der schriftlichen Begründung. Brutalismus heißt ein Architekturstil, der in den 1950er Jahren entstand und sich unter anderem durch die Verwendung rohen Betons (auf Französisch: béton brut) auszeichnet.

„Die ursprüngliche Gestaltung von 1977 ist bis heute zu 90 Prozent erhalten“, so der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings, stellvertretender Vorsitzender des RVDL Köln. Es sei daher nicht notwendig, die Planung von damals zu rekonstruieren, es gehe vielmehr um eine Reparatur. Er sehe eine realistische Chance, dass der Platz unter Denkmalschutz gestellt werde, so Krings. Die Akzeptanz von Bauten aus den 1960er und 1970er Jahren habe deutlich zugenommen.

Krings schlägt daher vor, den Springbrunnen in der Platzmitte instand zu setzen, die defekten Rolltreppen wieder in Betrieb zu nehmen oder ganz auszubauen, wirksame Beleuchtungskonzepte für die Passage und den Durchgang zum Theodor-Heuss-Park zu entwickeln sowie neue Nutzungen für die Passage zu finden.

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Die Stadt will den Ebertplatz in den kommenden Monaten zunächst provisorisch beleben. Die Verwaltung lässt daher die „Wasserkinetische Plastik“ des Künstlers Wolfgang Göddertz für 230 000 Euro instand setzen. Auf dem Platz soll zudem ein Café oder Biergarten entstehen. Für jährlich 245000 Euro will die Stadt künstlerisch geprägte Veranstaltungen und wechselnde Lichtinstallationen sowie Sport- und Spielaktionen organisieren. Die vollständige Neugestaltung sollte ab dem Jahr 2020 beginnen – ob es dazu noch kommt, wird der Denkmalschutz entscheiden.

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