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Kommentar

Pop-up-Biergarten
Vogelsanger Straße statt Brüsseler Platz – Nette Idee, aber vergeblich

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Lesezeit 2 Minuten
30.04.2025, Köln: Die Situation auf dem Brüsseler Platz. Die Stadt Köln hat das dortige Verweilverbot nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts aufgehoben. Die Nacht zum ersten Mai ist der Platz nach 22 Uhr voller Menschen. Foto: Arton Krasniqi

Der Brüsseler Platz am 30. April

Ein temporärer Biergarten soll die Lage am Brüsseler Platz entschärfen. Der Vorstoß ist richtig. Helfen wird er nicht. Ein Kommentar

Verbote, Sperrstunden, Zäune: An Ideen für einschränkende Maßnahmen, um die Situation am Brüsseler Platz zu entschärfen, hat es in den vergangenen Jahren nicht gemangelt. Zum erwünschten Ergebnis haben sie bislang nicht geführt. Nun versucht es die Stadt also zur Abwechslung mit einem konstruktiven Angebot: Ein temporärer Pop-up-Biergarten soll die Lage im Belgischen Viertel entspannen. Das ist erstmal erfreulich und absolut zu begrüßen. Auch wenn jetzt schon klar ist, dass der Vorstoß in der Kategorie „nett, aber vergeblich“ zu verbuchen ist.

Es liegt nicht an fehlenden Angeboten zum entspannten Sitzen und Trinken, dass vor allem junge Menschen seit Jahren an lauen Abenden auf den Brüsseler Platz strömen. Wer nur das sucht, kann sich ein paar Meter weiter einfach auf einen Außen-Gastro-Platz setzen.

Kleine Hotspots im Freien entwickeln sich in dieser Stadt in fast allen Vierteln organisch. Im Zülpicher Viertel war es schon vor Jahrzehnten das Mäuerchen, im Agnesviertel treffen sich Menschen am Neusser Platz, in Ehrenfeld am Lenauplatz. Der Reiz solcher Orte ist, dass sie zentral liegen und keinen Planungsaufwand erfordern. Hier schlendert man vorbei und trifft Menschen, die man kennt. An diesen Orten finden sich Gleichgesinnte. Hier bleibt man oder man zieht weiter.

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Brüsseler Platz: zentral, hip, nicht zu ersetzen

Der Brüsseler Platz besetzt dabei eine ganz spezifische Nische: Er liegt mitten im wichtigsten Ausgehviertel der Stadt, ist von überall gut zu erreichen und Absprungpunkt für angesagte Bars und Clubs. Gleichzeitig ist er nicht Teil der Ringe, die ein völlig anderes Publikum ansprechen.  Diese Attribute sind es, die die Lage so vertrackt machen. Im eng begrenzten Innenstadtraum ist es nahezu unmöglich, sie künstlich nachzubauen, um dieselben Bedürfnisse der Menschen zu bedienen.

Der letzte Pop-up-Biergarten im Grüngürtel wurde gut angenommen. Kein Wunder: Er lag mitten in der Corona-Zeit, Menschen hatten ein extremes Bedürfnis nach sozialen Angeboten im Freien. Auch der nächste Biergarten wird sicher gut besucht werden. Den Brüsseler Platz ersetzen wird er nicht. Der Grüngürtel ist für Freiluftliebhaber ein Ort, zu dem man hin muss; der Brüsseler einer, an dem man ist.