Otto-Piene-PlastikKunstwerk auf der Hohe Straße soll sich bald wieder bewegen

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Die kinetische Plastik von Otto Piene an der Hohe Straße ist eines der bedeutendsten Kunstwerke im öffentlichen Raum Kölns.

Die kinetische Plastik von Otto Piene an der Hohe Straße ist eines der bedeutendsten Kunstwerke im öffentlichen Raum Kölns.

Innenstadt – Die Reparatur eines bedeutenden modernen Kunstwerks in der Innenstadt geht in ihre entscheidende Phase. Otto Pienes Skulptur „Licht und Bewegung“ von 1966 am Wormland-Haus an der Hohe Straße soll nach jahrzehntelangem Stillstand wieder in Gang gesetzt werden. Dazu inspizierte Günter Thorn, ein früherer Mitarbeiter Pienes, mit Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner die noch vorhandene Motortechnik des „kinetischen Kunstwerks“, bei dem sich unterschiedlich große Aluminium-Kugeln ursprünglich in verschiedenen Geschwindigkeiten nach einem ausgeklügelten Plan des Künstlers bewegten.

Als Mitbegründer der legendären „Zero-Gruppe“ gehört Piene (1928 bis 2014) zu den bedeutenden Erneuerern der Kunst in Deutschland und Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Werke des Künstlerkreises um Piene, Heinz Mack und Günther Uecker genießen gerade in jüngster Zeit durch große Ausstellungen etwa in New York und Berlin international hohe Aufmerksamkeit und erzielen auf Auktionen Verkaufspreise bis in die Millionen. Im ersten Beitrag ihrer Kolumnen-Reihe „Auf den Punkt“ hatte Schock-Werner Ende 2012 im „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Initiative zur Ingangsetzung von „Licht und Bewegung“ ergriffen. Thorn, der auch schon an der Restaurierung einer großflächigen Piene-Installation an der Fassade des Landesmuseums in Münster beteiligt war, bescheinigte der Technik einen guten Zustand. Es fehle lediglich ein Steuerungselement, sagte Schock-Werner, so dass gute Aussichten bestünden, die Skulptur noch in diesem Jahr in Betrieb zu nehmen. Dann soll sich „Licht und Bewegung“ täglich vom Anbruch der Dunkelheit bis in die Nacht drehen, tagsüber womöglich ohne die Beleuchtung. „Ich werde aufs Tempo drücken“, versprach die Ex-Dombaumeisterin.

Bei ihren vorbereitenden Recherchen stieß sie nicht nur auf einen Film im WDR-Archiv, sondern auch auf Aufzeichnungen Pienes im Zero-Archiv, die darüber Auskunft geben, wie sich der Künstler sein Kunstwerk in Aktion vorstellte: „Die Kugeln rotierten erstaunlich schnell“, sagt Schock-Werner. „Das Ganze erinnert an ein Feuerrad, das um seine eigene Achse jagt“ – und zwar exakt 59 Sekunden lang. Dann folgten sieben Minuten Pause, ehe der Bewegungsablauf von vorn begann.

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Zwischen Schock-Werners Anstoß und dem Beginn der Restaurierung lag das erst Anfang 2015 abgeschlossene Verfahren, mit dem Stadtkonservator Thomas Werner das in Besitz der Wormland-Stiftung befindliche Haus unter Denkmalschutz stellte. Die Düsseldorfer „Zero-Stiftung“, die sich Pienes Erbe besonders verpflichtet fühlt, begleitet die Restaurierung ideell und mit der Akquise von Sponsoren, wie ihr Vorsitzender Jürgen Wilhelm betont, der Vorsitzende der Landschaftsversammlung des LVR-Rheinland.

In einem nächsten Schritt sollen im August oder September eines Nachts alle Kugeln des Kunstwerks von der Fassade abgenommen, poliert und danach neu befestigt sowie die zugehörigen Leuchtmittel ausgetauscht werden. Gewiss wird auch der Tüv ein Wort mitreden müssen, bis sich „Licht und Bewegung“ am Ende gefährdungsfrei über den Köpfen der Passanten dreht.

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