Weiberfastnacht auf der UniwieseKölner wurde das Ohr abgebissen –Täter äußert sich beim Prozess

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Zu sehen sind ein stehender und ein sitzender Mann in einem Gerichtssaal.

Einer der vier Angeklagten im Gerichtssaal.

Im Zülpicher Viertel kam es Weiberfastnacht 2022 laut Zeugen zu tumultartigen Szenen. Vier Männer stehen vor Gericht.

Eine Massenschlägerei auf der Uniwiese führte an Weiberfastnacht 2022 zu einem blutigen Gewaltakt. Vier Männer aus Hagen mussten sich am Dienstag wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung vor dem Kölner Amtsgericht verantworten. Einer der Angeklagten hatte einen der Kontrahenten so kräftig gebissen, dass diesem das komplette linke Ohr abgetrennt wurde.

Kölner Uniwiese: Streit um abgesperrten Bereich

Mit dem Zug hatte sich die Truppe an jenem Tag nach Köln aufgemacht, ihr Ziel war das Zülpicher Viertel. Es floss viel Bier und Kräuterlikör. Zwei Mitglieder der Vierergruppe sollen dann versucht haben, in den abgesperrten Bereich der Zülpicher Straße zu gelangen. Das sollen mehrere Kölner missbilligt haben. Unter anderem darüber soll es zum Streit gekommen sein.

Die Beteiligten berichten von gegenseitigen Schubsereien, Fäuste sollen hin und her geflogen sein. Ein 28-jähriger Hagener soll dann mit dem späteren Opfer gerungen haben. Offenbar hatten die Männer gegenseitig versucht, sich zu Boden zu bringen. Dann habe er zugebissen, wie der Mann beim Prozess in Saal 29 des Justizgebäudes auch einräumte.

Köln: Angeklagter berichtet von Armbruch und Panik

„Ich hatte Panik, konnte mich nicht bewegen“, sagte der Beschuldigte, er habe sich nur lösen wollen. Sein Anwalt verglich die Umklammerung mit einer Wrestling-Aktion, die der andere ausgeführt habe. „Dass ich dem das ganze Ohr abgebissen habe, habe ich erst später erfahren“, sagte der Angeklagte. Das sei auch niemals sein Ziel gewesen, „und das tut mir auch sehr leid“.

Seine Panik erklärte der Beschuldigte auch damit, dass er vorher zu Boden gebracht und sich dabei den Ellbogen gebrochen habe. Ein Mann habe noch auf ihn eingetreten. Bei der Polizei hatte der 28-Jährige aber auch geschildert, blanke Wut empfunden zu haben. „War das vielleicht die Motivation für den Biss?“, fragte Opfer-Anwalt Tobias Westkamp. Eher nicht, war die Antwort.

Abgebissenes Ohr wurde mit Rippenknorpel neu geformt

Der Verletzte schilderte im Zeugenstand, wie sehr er zunächst unter der Entstellung gelitten habe. Das Ohr konnte nicht wieder angenäht werden, erst anderthalb Jahre später sei es durch eine Verpflanzung von Rippenknorpel rekonstruiert worden. „Optisch sieht das fantastisch aus, ich bin sehr happy, seit ich wieder ein Ohr habe“, so der 24-Jährige. Eine weitere Operation sei geplant.

Das Opfer richtete sich danach direkt an den Hauptangeklagten. „Was mir sehr im Gedächtnis geblieben ist, dass Du mich danach ausgelacht hast“, sagte das Opfer, „du standest da und hast dreckig gelacht“. Der Richter hatte zehn Zeugen geladen, viele schilderten tumultartige Szenen am Tattag auf der Uniwiese. Der Hauptangeklagte erhielt am Ende ein Jahr zehn Monate Haft auf Bewährung wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Die Verfahren gegen seine drei Freunde wurden ohne Urteil eingestellt.

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