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Engstelle an der BasteiBusfahrer wollen zurück ans Rheinufer – Fahrtest widerlegt Behauptung der Stadt

4 min
09.07.2025, Köln: Markus Klein, Inhaber des Busunternehmens Piccolonia, zeigt uns am Rheinufer, wie man mit einem Reisebus problemlos zu den Kreuzfahrtschiffen kommt. Die Stadt behauptet das Gegenteil. Foto: Arton Krasniqi

Ausfahrt kein Problem: Busfahrer Herbert Czarnetzki (73) demonstriert am Rheinufer, dass man problemlos ohne Umbauten zu den Kreuzfahrtschiffen gelangen kann. Die Stadt behauptet das Gegenteil. Foto: Arton Krasniqi

Die Stadtverwaltung sieht seit fast zwei Jahren nur Probleme. Das Busunternehmen Piccolonia macht den Praxistest. Ergebnis: Der Parkstreifen am Rheinufer ist für Reisebusse gut erreichbar.

Markus Klein hat die Nase voll. Der Inhaber des Busunternehmens Piccolonia-Reisen wartet auf dem Parkstreifen am Rheinufer in Höhe der Machabäerstraße, ein paar hundert Meter vom Musical Dome entfernt. Es ist sechs Uhr in der Früh. „Der Bus wird gleich da sein“, sagt der 45-Jährige fest entschlossen. Heute will er der Stadtverwaltung beweisen, dass Reisebusse sehr wohl ans Rheinufer fahren können, um dort Passagiere von Flusskreuzfahrtschiffen abzuholen oder hinzubringen.

„Da gibt es diesen schönen Spruch. Alle sagten, dass es nicht geht. Bis einer kam, der das nicht wusste. Und der hat es einfach gemacht“, sagt Klein.

09.07.2025, Köln: Markus Klein, Inhaber des Busunternehmens Piccolonia, zeigt uns am Rheinufer, wie man mit einem Reisebus problemlos zu den Kreuzfahrtschiffen kommt. Die Stadt behauptet das Gegenteil. Foto: Arton Krasniqi

Großzügige Einfahrt in Höhe der Machabäerstraße: Busfahrer Herbert Czarnetzki muss aber leider gegen die Einbahnstraßen fahren. Foto: Arton Krasniqi

Seit April 2022 können Reisebusse nicht mehr auf den Parkstreifen am Rheinufer fahren, weil die Abfahrt an der sanierungsbedürftigen Bastei wegen eines Baugerüstes, das der Stabilisierung dient, aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste. Wie lange dieser Zustand noch anhalten wird, ist völlig unklar. Weil niemand weiß, wie es mit dem denkmalgeschützten Bau weitergeht.

Stadt vollzieht 180-Grad-Wende

Seither müssen die Passagiere oben auf der Rheinuferstraße ein- und aussteigen, ihr Gepäck die steilen Treppen hinaufschleppen. Es sei denn, die Crew erledigt das. Das führt immer wieder zu gefährlichen Situationen, weil sie nicht nur den viel befahrenen Radweg kreuzen müssen. Auch das Be- und Entladen der Busse im fließenden Verkehr setzt vor allem die Fahrer unter Stress.

Eigentlich schien das Thema erledigt, bis die Stadtverwaltung eine 180 Grad-Wende vollzog. „Warum organisieren wir überhaupt ein Dialogforum, setzen uns in mehreren Runden mit der Stadt und der IHK an einen Tisch, finden dort eine Lösung, die von allen akzeptiert und doch wieder von der Stadt einkassiert wird? Ich kann mit dieser Unfähigkeit nicht mehr entspannt und diplomatisch umgehen“, sagt Klein und schaut auf die Uhr. „Der Bus wird gleich da sein.“

09.07.2025, Köln: Markus Klein, Inhaber des Busunternehmens Piccolonia, zeigt uns am Rheinufer, wie man mit einem Reisebus problemlos zu den Kreuzfahrtschiffen kommt. Die Stadt behauptet das Gegenteil. Foto: Arton Krasniqi

Platz genug: Der Reisebus auf dem Weg zur Ausfahrt an der Bastei. Foto: Arton Krasniqi

Im Juli 2024, gut drei Jahre nach dem Fahrverbot, galt das Problem als gelöst. Über die Zufahrt in Höhe der Machabäerstraße sollten die Busse auf den rund 500 Meter langen Abschnitt des Rheinufers gelangen, von dort nach Norden fahren und es dort über die Rampe vor der Bastei wieder verlassen. Voraussetzung: Die Stadt streicht die Parkplätze und dreht die Einbahnstraße um. Die Verwaltung, vertreten durch das Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung und das Amt für Verkehrsmanagement, stimmte zu. „Uns hat man damals gesagt, dass nur noch die Bezirksvertretung Innenstadt grünes Licht geben muss. Dann kann es losgehen“, so Klein. Fast ein Jahr vergeht, doch es geschieht nichts.

Erst auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilt die Stadt Ende Mai 2025 mit, sie könne das Projekt nicht umsetzen, weil das Erarbeiten einer neuen Verkehrskonzeption derart komplex sei, dass „diese Planung erst aufgenommen werden kann, wenn andere Planungsvorhaben abgeschlossen sind“. Wann das der Fall sein wird, könne man nicht sagen.

09.07.2025, Köln: Markus Klein, Inhaber des Busunternehmens Piccolonia, zeigt uns am Rheinufer, wie man mit einem Reisebus problemlos zu den Kreuzfahrtschiffen kommt. Die Stadt behauptet das Gegenteil. Foto: Arton Krasniqi

Geschafft: Der Bus verlässt das Rheinufer an der Bastei. Foto: Arton Krasniqi

Vier weitere Wochen vergehen, bis die Verwaltung auf erneute Nachfrage die Details einer vermeintlich „komplexen Verkehrskonzeption“ erläutert. Plötzlich türmt sich ein Problemberg auf. Die Ausfahrt an der Bastei sei für Reisebusse zu eng. Ein Umbau der Böschung sei wegen der speziellen Anforderungen „äußerst aufwändig“. Für Touristenbusse müssten zunächst neue Rampen gebaut werden, die das Aufsetzen verhindern. Auch „die Anlagen für den Hochwasserschutz und die Nähe zu historischen Bauwerken“ brächten weitere Restriktionen mit sich. Das gelte auch für die Ampelanlage im Bereich der Ausfahrt.

Herbert Czarnetzki ist Busfahrer aus Leidenschaft. Und das seit mehr als 40 Jahren. Aufgesetzt ist der 73-Jährige noch nie. Problemberge in Form von Serpentinen hingegen hat er schon reichlich fahren müssen. Czarnetzki ist sicher: Den städtischen Problemberg zwischen Machabäerstraße und Bastei wird er auch noch bewältigen. Vorsichtig biegt er mit dem magentafarbenen Reisebus aus der Piccolonia-Flotte von Süden kommend nach rechts ans Rheinufer ab.

Nicht, weil es dort zu eng wäre oder ein Ampelmast im Weg steht. Sondern, weil er gegen die Einbahnstraße fahren muss und das eigentlich gegen seine Ehre als Berufskraftfahrer und gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt. Ein Busfahrer hält sich an die Verkehrsregeln. Immer.

Das ist für uns Alltag
Herbert Czarnetzki (73), Busfahrer

Das zwölf Meter lange Fahrzeug rollt auf den Parkstreifen, an parkenden Autos vorbei, passiert zwei versetzt abgestellte Baustellenbagger und fährt weiter Richtung Bastei. Kein Aufsetzen auf der Rampe, selbst ein Bauzaun, der die Kurve nach links auf die Rheinuferstraße noch etwas enger macht, erfordert kein Rangieren. Die Ampel in Höhe der Bastei? Auch kein Problem. „Das ist für uns Alltag“, sagt Czarnetzki.

09.07.2025, Köln: Markus Klein, Inhaber des Busunternehmens Piccolonia, zeigt uns am Rheinufer, wie man mit einem Reisebus problemlos zu den Kreuzfahrtschiffen kommt. Die Stadt behauptet das Gegenteil. Foto: Arton Krasniqi

Markus Klein, Inhaber des Busunternehmens Piccolonia, wartet am Rheinufer auf den Reisebus, mit dem er demonstrieren will, dass die Zu- und Ausfahrt unproblematisch ist. Die Stadt behauptet das Gegenteil. Foto: Arton Krasniqi

„Mit einem Dreiachser ist das auch möglich“, ergänzt sein Chef nach dem Test am frühen Morgen, der gerade mal zehn Minuten gedauert hat. „Wenn der Bauzaun weg ist, sowieso.“ Die Idee, die Einbahnstraße umzudrehen, sei auf einer Rundfahrt mit allen Beteiligten entwickelt worden. „Sie kam damals vom Vertreter der CDU, wenn ich mich recht entsinne“, sagt Klein. „An der Bastei einen U-Turn zu machen, um am Ufer Richtung Süden fahren zu können, geht wirklich nicht. Dafür ist die Kurve zu eng.“

Die Stadt habe eineinhalb Jahre lang ganz offenbar nach einem Grund gesucht, „warum das hier nicht gehen kann. Wir haben jetzt keine halbe Stunde gebraucht, um das Gegenteil zu beweisen.“