Abo

Sanierungspläne gestopptKölner Agrippabad bleibt länger geschlossen als geplant

4 min
Einblick in das Innere des Agrippabades.

Einblick in das Innere des Agrippabades.

Ab 1. Januar schließt das Agrippabad, im Sommer soll es als Übergangslösung zunächst öffnen. Wie es dann weitergeht? Dazu bleiben viele Fragen. 

Die Sanierung des Agrippabads wird auf unbestimmte Zeit verschoben, weil die Schäden an dem Kombibad in der Innenstadt größer sind als angenommen. Das teilten die städtischen Kölnbäder als Betreiber am Montag mit, demnach braucht es eine „tiefgreifendere Erneuerung“ der Pläne.

Trotzdem hält das Unternehmen daran fest, das Bad ab 1. Januar komplett für Gäste zu schließen, um „notwendige Vorabmaßnahmen“ durchzuführen (wir berichteten). Danach soll das Agrippabad ab Sommer nach rund einem halben Jahr Pause wieder im provisorischen Betrieb öffnen. Wann die große Sanierung startet, ist aktuell völlig offen und soll bis Sommer feststehen. Was der Begriff Sommer konkret meint, ließen die Bäder am Montag offen.

Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1958 und ist teils denkmalgeschützt. Zwischen 1997 und 2001 wurde es saniert und erweitert. 

Das heißt aber auch: Das Agrippabad wird insgesamt deutlich länger geschlossen sein als die anfangs angedachten eineinhalb Jahre. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Das Agrippabad von außen.

Das Agrippabad von außen.

Was war die ursprüngliche Planung?

Dass das Kombibad mit Schwimmbecken, Saunen und Fitnessbereich ab 1. Januar für rund eineinhalb Jahre schließt und nach der Sanierung wieder eröffnet. Unter anderem wollen die Bäder die charakteristische Schrägfassade aufrichten und die Technik erneuern.

In den eineinhalb Jahren sollten die Nutzer vor allem das Zollstockbad und das Bad am Lentpark nutzen, dort müssten die Gäste „zusammenrücken“. Das hat laut Marc Riemann, Leiter des Bäderbetriebsmanagement, in der Vergangenheit gut funktioniert.

Mit 418.350 Gästen im Jahr ist das Agrippabad das zweitbestbesuchte städtische Bad nach dem Lentpark. Schulen, Vereine und private Nutzer sind im Bad aktiv. Dass das Agrippabad ein Sanierungsfall ist, war viele Jahre bekannt. Der frühere Bäder-Chef Berthold Schmitt rechnete 2018 mit einem Baustart 2019 oder 2020. Doch daraus wurde nichts.

Und warum werfen die Bäder nun ihren Zeitplan über den Haufen?

Laut Heckmann war die Planung „schon ziemlich weit gewesen“. Doch bei Untersuchungen in diesem Jahr stellten die Experten fest, dass der Sanierungsbedarf größer als angenommen ist, unter anderem nannten sie Rost an den Trägern im Dach und eine Betonsanierung an den Wegen zwischen den Becken. „Wir sind der Meinung, dass das Bad dauerhaft halten soll, wenn wir es sanieren“, sagte Heckmann.

Die Bäder wollen vermeiden, dass weitere Schäden erst während der Sanierung auffallen und die Kosten explodieren. Die bisherigen Baupläne können die Bäder laut Heckmann weiterverwenden, doch erstmal sind sie gestoppt und müssen bis Sommer ergänzt werden.

Claudia Heckmann ist Geschäftsführerin bei den Kölnbädern.

Claudia Heckmann ist Geschäftsführerin bei den Kölnbädern.

Und wie geht es dann weiter?

Zunächst soll das Bad ab Sommer im gewohnten Umfang wie bisher öffnen. Bis dahin soll unter anderem die Schrägfassade provisorisch ausgebessert werden. Wolfgang Engel, zweiter Vorsitzender der Freien Wassersportvereinigung Köln, sagte: „Wenn wir erst ein halbes Jahr nach Zollstock oder in den Lentpark fahren und dann wieder zurück ins Agrippabad müssen, bis es später wieder schließt: Das wäre nicht gut.“

Wann dann die große Sanierung startet, soll sich in den nächsten sechs Monaten klären. Heckmann rechnet mit einer erneuten Schließung von eineinhalb bis zwei Jahren. Rechnet man das halbe Jahr ab 1. Januar dazu, bedeutet das ein geschlossenes Agrippabad von bis zu zweieinhalb statt eineinhalb Jahren.

Hätte man nicht früher als erst im Jahr vor dem Baustart schon wissen können, dass es in einem schlimmeren Zustand ist?

Heckmann verneinte das, demnach haben die Bäder keine Röntgenaugen, um in die Träger im Dach reinzuschauen. Ihrer Aussage nach brauchen Sachverständige eine gewisse Zeit, bis sie Ergebnisse liefern. „Wir brauchten erst die Ergebnisse, um das Projekt anzuhalten und zu schauen, was wir noch zusätzlich brauchen.“ Dann habe das Unternehmen „sofort reagiert“.

Ist es nicht eine Selbstverständlichkeit, dass ein Unternehmen so gründlich planen will, damit es während des Baus nicht negativ überrascht wird?

Heckmann verteidigte das Vorgehen der Bäder. Demnach haben die Bäder in der Vergangenheit regelmäßige Prüfungen vorgenommen, dieses Mal sei aber „noch genauer hingeguckt“ worden. Die Konsequenz: Statt permanenter Instandhaltung haben sich die Bäder entschieden, die Probleme einmal grundsätzlich zu lösen.

Wäre es angesichts des größeren Sanierungsaufwandes nicht besser, das Bad möglicherweise abzubrechen und neuzubauen?

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wurde auch ein Komplett-Abbruch und Neubau zumindest diskutiert. Doch unter anderem der Denkmalschutz soll dabei ein Thema gewesen sein. Heckmann verneinte die Frage, ob ein Komplett-Abbruch ein Gedankenspiel gewesen sein, weil der Neubau möglicherweise günstiger sei. Sie sagte: „Nein, ich weiß auch nicht, ob es wirklich günstiger wäre.“

Was heißt das alles für die Kosten?

Bislang waren 22,3 Millionen Euro angesetzt. Wie viel mehr die größere Sanierung kostet, konnte Heckmann laut eigener Aussage am Montag nicht sagen. Sie verwies auf Mitte des Jahres.