Ab 1. Januar schließt das zweibestbesuchte städtische Schwimmbad, doch die geplante Sanierung startet nicht. Die Fragen und Antworten dazu.
Kombibad in Kölner InnenstadtBäder sagen geplanten Sanierungsstart ab – Agrippabad schließt trotzdem

Außenansicht des Agrippabades. Es muss saniert werden.
Copyright: Michael Bause
Seit rund 30 Jahren zieht Hartmut Schergel, 81, jeden Donnerstag mit einigen Freunden seine Bahnen im Agrippabad. Mal eine Stunde, mal zwei. Damit ist es ab 1. Januar vorbei, weil das städtische Kombibad in der Innenstadt schließt – und das findet Schergel „scheiße“, wie er am Donnerstag vor dem Bad stehend sagt. „Wir wissen nicht, wohin.“ Die anderen städtischen Bäder seien nicht mit dem Agrippabad vergleichbar.
Eigentlich war geplant, dass das sanierungsbedürftige Bad ab dem Jahreswechsel für rund anderthalb Jahre schließt. Doch ob das so bleibt oder nicht doch viel länger dauert, weil möglicherweise die Schäden größer als angenommen sind, ist Stand jetzt offen. In dem Fall würden auch die Kosten steigen.

Hartmut Schergel, 81, mit seiner Schwimmtasche vor dem Agrippabad.
Copyright: Matthias Hendorf
Denn die Kölnbäder haben dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ diese Woche mitgeteilt, dass die Sanierung des zweitbestbesuchten städtischen Bades nicht wie geplant am 1. Januar starten kann. Trotzdem schließt das Agrippabad aber zum Jahreswechsel. Auf Nachfragen verweisen die städtischen Kölnbäder auf den 15. Dezember, dann wollen sie die Öffentlichtkeit informieren. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
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Was ist mit dem Begriff Agrippabad gemeint?
Das Kombibad vereint Schwimmen, Sauna und Fitness. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1958 und ist teils denkmalgeschützt. Zwischen 1997 und 2001 wurde es saniert und erweitert. In der Informationsdatenbank für Objekte des landschaftlichen kulturellen Erbes des Landschaftsverbandes Rheinland heißt es: „Hierbei wurde der gesamte Bau neu angeordnet und das Hallenbad vollständig zu einer hochmodernen Freizeitanlage mit integrierten Gastronomie-, Sauna- und Fitnessbereichen umgebaut.“
Was bietet das Agrippabad an?
Dazu zählen unter anderem ein Sportbecken mit acht Bahnen, ein Sprungbecken mit Ein- bis Zehnmeterturm sowie eine 130 Meter lange Röhren-Rutsche. Dazu kommen noch der Fitness- und ein Saunabereich. Es ist von Montag bis Freitag von 6.30 bis 22.30 Uhr geöffnet und am Wochenende von 9 bis 21 Uhr.
Wie viele Menschen nutzen es?
Im Geschäftsbericht des Jahres 2024 weisen die Verantwortlichen insgesamt 418.350 Nutzerinnen und Nutzer aus. Damit liegt es von den 13 städtischen Bädern auf Rang zwei, nur das Lentbad hat mehr Nutzer, und zwar 485.285. Insgesamt verzeichneten die Bäder rund 2,8 Millionen Gäste, auf das Agrippabad entfallen rund 15 Prozent.
Von den knapp 420.000 Besuchern des Agrippabades machen öffentliche Gäste des Bades 309.139 aus (73,9 Prozent), weitere 40.128 (9,6 Prozent) entfallen auf die Schulen sowie 38.592 (9,2) auf die Vereine. Weitere 30.491 (7,3 Prozent) gehen in die Sauna. Und im Fitnessbereich namens Agrippafit waren vergangenes Jahr 1755 Mitglieder gemeldet.

Blick in das während Corona geschlossene Agrippabad.
Copyright: Max Grönert
Wie ist die finanzielle Situation des Agrippabades?
Es macht wie die Kölnbäder insgesamt ein Minus. Der Umsatz für Schwimmbad, Saunalandschaft, Fitnessbereich und Parkhaus betrug im vergangenen Jahr 3,9 Millionen Euro. Das reichte nicht, um die Ausgaben zu decken. Der Verlust für 2024 lag bei minus 2,9 Millionen Euro.
Und was ist das Problem mit dem Gebäude?
Das Multifunktionsbad ist in die Jahre gekommen ist, das betrifft unter anderem die Technik in den Saunen. In diesem Jahr musste es beispielsweise schon mal für Arbeiten schließen, auch um unerwartete Schäden an den Lüftungskanälen in den Duschen zu reparieren. Bäderchefin Claudia Heckmann hatte schon vor zwei Jahren gesagt: „Wir wollen den Charme der 90er Jahre etwas verlassen. Deshalb lässt es sich nicht vermeiden, alles neu zu machen. Die Technik ist wirklich marode geworden.“
Schon 2018 hatte der damalige Köln-Bäder-Chef Berthold Schmitt die Modernisierung angekündigt. Im Geschäftsbericht für das Vorjahr heißt es zu den Kosten: „Für die Neuausrichtung der Bereiche Sauna und Fitness des Agrippabades sowie für den Neubau der Schrägfassade ist ein Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von rund 22,3 Mio. Euro vorgesehen.“ Die Fassade sollte nicht länger schräg sein, sondern aufgerichtet werden.
Wann beginnt die Sanierung?
Angedacht war der 1. Januar 2026, von anderthalb Jahren war die Rede. Nur: Dazu wird es nicht kommen, wie die Kölnbäder dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilten. Eine Sprecherin sagte: „Die ursprünglich angekündigte Sanierung kann in der vorgesehenen Form nicht wie geplant am 1. Januar 2026 starten. Grund hierfür sind neue Rahmenbedingungen, die aktuell zusätzlich betrachtet werden müssen.“
Welche Rahmenbedingungen das sind und wann die Sanierung starten soll, ließ sie offen und verwies auf eine geplante öffentliche Mitteilung am 15. Dezember. Im Geschäftsbericht heißt es nur, dass „wichtige Zukunftsplanungen für das Agrippabad“ vorangetrieben wurden.

Das Agrippabad von innen.
Copyright: Stefan Worring
Aber dann kann das Bad doch länger geöffnet sein, bis die Sanierung startet?
Nein. Sagen die Bäder. Im Kalender auf der Internetseite des Bades können Nutzer ab dem 1. Januar auch keine Tickets mehr kaufen. Die Sprecherin sagte: „Dennoch wird das Bad, die Sauna und Agrippafit vorerst zum 1. Januar 2026 schließen.“
Wo trainieren die Menschen dann stattdessen?
Sie werden auf die anderen Bäder verteilt. Marc Riemann, Leiter des Bäderbetriebsmanagement, hatte im August gegenüber dem WDR von einem „Schwimmbad-Tetris“ gesprochen. Heißt: weniger Öffentlichkeit, mehr Vereine und Schulen.
Was sagen die Nutzerinnen und Nutzer?
Sie verstehen, dass das Bad saniert werden muss, sorgen sich aber um einen Platz zum Schwimmen. Beispielsweise soll die Freie Wassersportvereinigung Köln laut ihres zweiten Vorsitzenden Wolfgang Engel in das Kombibad Zollstock oder in das Lentbad ausweichen, beide sind jeweils rund vier Kilometer vom Aggrippabad entfernt. „Wir müssen da zusammenrücken“, sagte Engel.
Doch er fürchtet, viele Mitglieder zu verlieren – rund die Hälfte hat der Verein seiner Aussage nach bei der ersten Sanierung und Erweiterung im Agrippabad Ende der 90er-Jahre verloren. Aktuell hat der Verein 700 Mitglieder, ein Großteil davon schwimme im Agrippabad. Warum das Bad nach dem 1. Januar nicht noch weiter geöffnet bleibt, darüber wollte Engel nicht spekulieren.
Er sieht Verwaltung und Stadtrat in der Pflicht, mehr für den Sport und damit die Gesundheit der Bevölkerung zu tun. Er verweist auch auf die Kosten von rund 1,5 Milliarden Euro für die Sanierung der Bühnen am Offenbachplatz. „Für das Geld hätte die Stadt viele Sportstätten, Schwimmbäder oder Bewegungsparcours bauen können“, sagte Engel.

