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Alternative zum Karnevals-ChaosKölner und „Bund“ protestieren gegen jecke Partys im Grüngürtel

Lesezeit 4 Minuten
Aleke Schücking, Harald von der Stein und Dr. Helmut Röscheisen vor dem Aachener Weiher in Köln.

Auf einer Pressekonferenz kündigen Naturschützer Widerstand gegen die Pläne der Stadt Köln an, zu Karneval ein Festival im Landschaftsschutzgebiet des Inneren Grüngürtels zu veranstalten.

Der Umweltschutzverband „Bund“ wehrt sich gegen die Idee der Stadt Köln, den Karneval im Jahr 2023 im Inneren Grüngürtel zu feiern.

Eine Koalition aus Umweltschützern und Anwohnerinnen des Aachener Weihers hat sich mit Kritik an den möglichen Plänen der Stadt zu Wort gemeldet, wonach die Karnevalsfeiern rund um die Weiberfastnacht im Jahr 2023 auf den Flächen des Inneren Grüngürtels stattfinden könnten.

Dahinter steht der Gedanke, nach den überfüllten Straßen und Plätzen im Zülpicher Viertel und dem „Kwartier Latäng“ am 11.11. im kommenden Februar vor dem Ansturm zehntausender Feiernder zu entlasten. „Wir sind fest entschlossen, gegen diesen Plan Widerstand zu leisten“, lautete am Dienstag die kämpferische Ankündigung von Helmut Röscheisen, Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Köln im Umweltschutzverband „BUND“.

Beschwerde über fehlendes Sicherheitskonzept der Stadt Köln

Der Naturschützer stellte am Ufer des Aachener Weihers an der Universitätsstraße gemeinsam mit Anwohnerin Aleke Schücking Alternativen zu dieser Idee vor, die nach den bisherigen Beratungen im Ausschuss Allgemeine Verwaltung und Rechtsfragen der Stadt Köln „zur Entlastung des Karneval-Hotspots Kwartier Latäng“ auf die Nutzung von Flächen im Landschaftsschutzgebiet des Inneren Grüngürtels abzielen.

„Künftige Karneval-Festivals sollen dort gefeiert werden, weil die Verwaltung nicht willens oder in der Lage ist, ein tragfähiges Sicherheitskonzept für innerstädtische Bereiche zu erstellen“, sagte Röscheisen. Der gesamte Bereich sei Landschaftsschutzgebiet und damit rechtlich „nur in Ausnahmefällen und bei besonderen Vorkehrungen“ überhaupt zur Nutzung zugelassen. Dass diese schon zum jecken Auftakt am 11.11. gefehlt hätten, sei hinlänglich bekannt.

„Noch zehn Tage nach dem Ansturm der Jecken hier, konnte man Scherben und Müll tief im Boden der Wiesen und im Wasser des Weihers finden“, ergänzt Schücking. Die AWB konnten mit ihren Geräten und Personal kaum alles entfernen. „Darunter leiden nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere massiv“, so die Anwohnerin.

Neue Karnevals-Planung fast undenkbar, laut Naturschützern

Unterstützung für die Kritik an der neuen Karnevals-Planung kommt indes auch von Teilen der Verwaltung selbst. Harald von der Stein, Vorsitzender Naturschutzbeirat bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) der Stadt Köln, sieht es als „nahezu undenkbar“ an, dass die UNB diesem neuen Konzept zustimmen kann.“ Die Bedingungen herzustellen, um hier vom Stadtentwicklungsplan der Stadt Köln sowie den Vorgaben des Landes NRW gedeckt entsprechende Veranstaltungen dieser Größenordnung durchzuführen, sind immens.

Die Behörde, die er seit 2012 berät, habe bislang keinen Antrag vorliegen. Von der Stein und Röscheisen mahnen die Verwaltung eindringlich, den Versuch zu unternehmen, diesen vorgeschriebenen Weg zu umgehen. „Das ginge lediglich, wenn für den Karneval die Grundrechte zum Schutz von Menschen gegen die zum Schutz der Natur aufgewogen werden“, sagt Röscheisen. Das könne hier nicht der Fall sein, zumal die Stadt ausreichend Flächen böte, um die Feiern anderswo stattfinden zu lassen - etwa entlang der Ringe, wie es ein weiteres Konzept vorgesehen hat.

Nächste Sitzung des Stadtrats am 16. Januar 2023

Er hoffe, dass die Verantwortlichen bei der Stadt um Stadtdirektorin Andrea Blome sich über die Feiertage besinnen, und bis zu der Sitzung des Hauptausschusses im Stadtrat am 16. Januar 2023 einen anderen Weg wählten und vorschlügen. Andererseits werde Röscheisen und seine Mitstreiter „den Klageweg so weit beschreiten, wie es sein muss“, um den Inneren Grüngürtel vor den Jecken zu schützen.

Vertreter von Politik, Stadtverwaltung, Karneval, Polizei und Gastronomie hatten bei der jüngsten Sitzung des Stadtrates im Rathaus die Erfahrungen vom Sessionsauftakt am 11. November nachbereitet. Der Andrang dieses Jahr war trotz eines umfangreichen Sperrkonzepts so groß, dass zeitweise eine Massenpanik drohte.

Noch ein „Umzoch“ an Karneval – weitere Ideen für die Handhabung

Bei der Sitzung am 7. Dezember hatte Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitee Kölner Karneval (FK), darum eine mobile Variante vorgeschlagen: Einen „Umzoch“ im Stil des CSD, der mit Musikwagen zum Beispiel über die Ringe ziehen könnte. Mit Blick auf Weiberfastnacht unterstützt das FK aber inzwischen den Plan des Ordnungsamtes, den Grüngürtel freizugeben und mit Schutzmatten und der notwendigen Infrastruktur zu versehen.

„Spontan überzeugt“ habe dieser Vorschlag auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker, wie sie im Anschluss an die Sitzung gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt hatte. Auch eine Mehrheit der Kölner Ratsfraktionen fordert die Verwaltung auf, eine Karnevalsveranstaltung auf den Ringen zu prüfen, um die Zülpicher Straße künftig zu entlasten.