Entlastung für Zülpicher StraßeDas sagt OB Reker zur Idee eines Karnevalsumzugs am 11.11.

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf eine Menschenmasse auf der Zülpicher Straße.

Beim Sessionsauftakt drängelten sich die Massen auf der Zülpicher Straße.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hat die Idee eines musikalischen Umzugs durch die Innenstadt ins Spiel gebracht, um das Zülpicher Viertel zu entlasten. Aber bei der Umsetzung deuten sich erste Probleme an.

Selten habe er „eine so gemeinschaftliche und konstruktive Stimmung“ am Runden Tisch Karneval erlebt wie am Mittwochabend, sagt Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval (FK), am Tag danach.  Hinter verschlossenen Türen hatten Vertreter von Politik, Stadtverwaltung, Karneval, Polizei und Gastronomie am Mittwoch im Rathaus die Erfahrungen vom Sessionsauftakt vor fast vier Wochen nachbereitet. Der Andrang dieses Jahr war trotz umfangreichen Sperrkonzepts so groß, dass zeitweise eine Massenpanik drohte. 

„Wir alle wollen nicht, dass es so weiter geht, und es herrscht absolute Einigkeit darüber, dass kurzfristig Flächen in der Nähe der Zülpicher Straße geschaffen werden müssen“, sagt Kuckelkorn. Mit Blick auf Weiberfastnacht unterstützt das FK den Plan des Ordnungsamtes, den Grüngürtel freizugeben und mit Schutzmatten und der notwendigen Infrastruktur zu versehen. 

Dazu brauchen wir karnevalistische Elemente, aber auch viele junge Gruppen mit unterschiedlicher musikalischer Ausrichtung
Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval

„Aber wir sollten langfristig denken und überlegen, wie wir diese vielen jungen Menschen abholen und ihnen eine echte Alternative bieten können.“ Bei der Sitzung am Mittwochabend hat der FK-Präsident daher eine mobile Variante vorgeschlagen: Einen „Umzoch“ in Stil des CSD, der mit Musikwagen zum Beispiel über die Ringe ziehen könnte. „Dazu brauchen wir karnevalistische Elemente, aber auch viele junge Gruppen mit unterschiedlicher musikalischer Ausrichtung, um die Menschen aus dem Kwartier Latäng rauszuziehen und besser über die Stadt zu verteilen”, sagt Kuckelkorn.

Alles zum Thema Henriette Reker

Köln: Kann Karnevalsumzug Zülpicher Straße entlasten?

„Spontan überzeugt“ habe sie dieser Vorschlag, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Stadt Köln stehe gerne bereit, sich in die Planungen einzubringen. „Wichtig ist, dass wir dabei von Anfang an diejenigen einbeziehen, für die wir dieses Angebot in erster Linie planen – für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die bisher nur ein Ziel – das Kwartier Latäng – kennen“, sagt Reker.

Allerdings benötigt auch ein alternativer Umzug einen Veranstalter, der beispielsweise ein Sicherheitskonzept erstellen und bezahlen müsste. Dieser Veranstalter könne laut Kuckelkorn aber nicht das FK sein: „Mit seinen aktuellen Strukturen und hauptsächlich ehrenamtlichen Mitarbeitern kann das Festkomitee eine solche zusätzliche Großveranstaltung neben dem Rosenmontagszug kaum leisten.“

Daher müsse genau geprüft werden, welche organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen gegeben sein müssten. Eine Alternativlösung zum Chaos rund um die Zülpicher Straße dürfe nicht an den Kosten scheitern. Kuckelkorn: „Die derzeitigen Sicherheitskonzepte, Straßenreinigungen und Grünflächensanierungen kosten die Stadt Köln natürlich auch Geld. Das könnte man sicher sinnvoller für einen Umzug einsetzen, der das ganze Geschehen am 11.11. eindeutig entzerren würde.“

Als Organisationsform käme eventuell auch eine Demonstration in Betracht. Dafür braucht es einen Anmelder, und dann wäre die Stadt für die Aufrechterhaltung der Sicherheit und die damit verbundenen Kosten zuständig. Es gibt Beispiele hierfür wie die CSD-Parade, den Geisterzug oder die damalige Love-Parade in Berlin. Während der Karnevalstage, also auch an Weiberfastnacht, sind Demos in Köln grundsätzlich schwer umsetzbar, da die Stadt voll ist und die Sicherheitskräfte ohnehin schon alle Hände voll zu tun haben. Am 11.11. sähe das aber womöglich anders aus.

Mit einem Umzug, an dem sich auch Musikgruppen und DJs beteiligen könnten, könnte das Zülpicher Viertel als alleiniger Hotspot entlastet und das Geschehen gewissermaßen auf die gesamte Innenstadt verteilt werden. Zugleich, so der erhoffte positive Nebeneffekt, hätte ein solcher Zug wieder mehr mit Karnevalfeiern zu tun als ein schlichtes Massenbesäufnis auf der Zülpicher Straße.

Und was hält die Polizei von der Idee eines neuen Umzugs? Polizeidirektor Martin Lotz antwortet ausweichend: „Als Polizei werden wir, ganz unabhängig von der noch ausstehenden Entscheidung, ob es eine Veranstaltung im inneren Grüngürtel oder im Umfeld der Ringe geben soll, Sicherheitsaspekte prüfen und die Stadt in diesem Punkt beraten.“

Bei den Planungen seien die Karten genau verteilt. „Die Entscheidung zur Art der Veranstaltung liegt nicht bei uns als Polizei“, sagt Lotz. „Wir werden aber auf jeden Fall über die gesamten Karnevalstage einen Einsatz mit Behördenstab aus dem Präsidium führen, um die Polizeiinspektion 1 zu entlasten.“

Weiberfastnacht in Köln vermutlich auf der grünen Wiese

Eher vom Tisch zu sein scheint der Vorstoß einiger Wirte, die die Feiermeile vom Zülpicher Viertel gerne auf die Ringe ausdehnen würden, um das Kwartier Latäng zu entlasten. Diese Maßnahme könnte noch weitaus mehr Menschen anlocken, als ohnehin schon zu Karneval in die Innenstadt strömen, argumentieren die Kritiker.

Für das kommende Weiberfastnacht scheint also alles auf eine große Feierzone im Grüngürtel zwischen Aachener Weiher und Uni-Wiesen hinauszulaufen. Der Bereich ist zwar weitgehend Landschaftsschutzgebiet, in der Stadtverwaltung ist man aber dem Vernehmen nach zuversichtlich, die Wiesen durch Matten oder andere Maßnahmen wenigstens vor allzu großen Beschädigungen schützen zu können. Dies wäre auch dringend nötig, denn nach der Sessionseröffnung vor vier Wochen hatten die AWB Tage gebraucht, um die Flächen wieder einigermaßen sauber zu kriegen. Ein Teil der Wiesen muss vermutlich erneuert werden, weil das Gras von Glasscherben übersät ist.

KStA abonnieren