Wie soll künftig im Kwartier Latäng Karneval gefeiert werden? Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sind drei junge Kölner überzeugt: Neue Konzepte würden die Feiernden akzeptieren – unter gewissen Voraussetzungen.
„Mit Zwang geht es nicht“Junge Kölner über Karnevalspläne für das Zülpicher Viertel
Mehr Bühnen mit Bands und Programm? Bloß nicht mehr Bühnen mit Bands und Programm? Eintrittskarten für die Zülpicher Straße? Alternative Feierangebote am Stadtrand? Wirte, Anwohnerinnen, Stadt und Polizei sind sich uneins, wie künftig im Zülpicher Viertel Karneval gefeiert werden soll. Aber was wollen eigentlich die, die an Karneval zu Zehntausenden ins Zülpicher Viertel strömen? Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat mit zwei 18-Jährigen und einem 27-Jährigen gesprochen, die den 11.11. im Kwartier Latäng verbracht haben.
Für Mats Majerus ist die Zülpicher Straße an Karneval einfach die „Adresse Nummer Eins“, sagt er. „Alle Freunde sind hier. Hier triffst du als Kölner jeden wieder, den du irgendwann mal gesehen hast.“ Für den Abiturienten ist das der Hauptgrund, warum es ihn am 11.11. oder an Weiberfastnacht immer wieder auf die Zülpicher zieht. Nicht etwa die Clubs oder die Bars. Die Zülpicher sei sogar nicht einmal optimal, findet der 18-Jährige. Auf der Straße höre man kaum Musik, und es gebe viele Leute, die „unnötig Stress suchen und Halligalli machen“. Häufig seien das Jugendgruppen von auswärts, die mit dem Kölner Karneval überhaupt nicht vertraut seien. „Viele sind nicht verkleidet oder hatten sich nur irgendwas übergeworfen, eine Swat-Weste zum Beispiel.“
Auch Mats‘ Zwillingsschwester Merle suchte am 11.11. zumindest die Nähe der Zülpicher Straße, sie feierte mit Freundinnen und Freunden auf den Wiesen hinter dem Uni-Hauptgebäude. Auf der Zülpicher selbst sei es ihr zu voll gewesen. „Das macht dann irgendwann keinen Spaß mehr.“ Auf den Uniwiesen standen die Feiernden in kleinen und großen Gruppen zusammen, es war mehr Platz, ein paar hatten tragbare Boxen mitgebracht, aus denen kölsche Musik kam. „Die Stimmung war angenehm und die Leute nett.“
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Allerdings: Im Vorjahr sei es noch besser gewesen. Da hatte die Stadt eine große Bühne aufstellen lassen, es gab Getränke, Bands spielten, zwischendurch kam Musik vom Band. „Es macht einfach viel mehr Spaß, zusammen zur selben Musik zu tanzen.“ In diesem Jahr gab es keine zentrale Bühne, die Stadt wollte nicht noch mehr Menschen anlocken, als ohnehin schon ins Univiertel gekommen wären.
Stattdessen gab es dieses Jahr in Höhe der Mensa nur einen einzigen Eingang zur ansonsten abgesperrten Zülpicher Straße. Der 27-jährige Lucas, der mit drei Freunden auf der Zülpicher Straße feiern war, interpretiert diese Maßnahme als Versuch der Stadt, den Feiernden das Kwartier Latäng madig zu machen. „Um überhaupt erstmal zum Eingang zu gelangen, musste man ja riesige Umwege gehen. Das habe ich schon als bewusste Schikane empfunden“, sagt Lucas.
Alternative Feierzonen in der Stadt, um das Gedränge auf der Zülpicher Straße zu entzerren, hält der 27-Jährige für sinnvoll – die müssten dann allerdings in der Nähe liegen, findet er. „Man will sich ja an diesem Tag ein bisschen treiben lassen und sich vielleicht später noch mit anderen in der Stadt treffen.“ Die Deutzer Werft oder der Jugendpark als Alternativflächen wären zum Beispiel „zu weit draußen“, sagt Lucas.
Findet auch Mats Majerus. Ein Angebot auf den Jahnwiesen am Stadion etwa müsste schon so überragend sein, dass man bereit sei, den ganzen Tag dort zu verbringen. Ist es das nicht, käme man von dort auch nicht mehr so schnell weg. Also überlegt man sich zweimal, ob man den weiten Weg auf sich nehmen will. Attraktive Alternativen, sagt Mats, müssten zentral gelegen sein, am besten in der Nähe der Zülpicher Straße, auf jeden Fall zu Fuß von dort erreichbar. Die Ringe zum Beispiel. Der Aachener Weiher oder das Belgische Viertel. Was unter „attraktiv“ zu verstehen ist, fasst seine Schwester Merle so zusammen: Umsonst, draußen, Karnevalsmusik, nette Menschen und Alkohol zu fairen Preisen.
Und wie soll das kommuniziert werden? Auf welchen Wegen erfährt die junge Zielgruppe von alternativen Angeboten? Auf Werbeplakaten in der Innenstadt jedenfalls nicht, ist Mats überzeugt. „Auf dem Instagram-Kanal der Stadt Köln auch nicht, der ist nämlich grottig.“ Am ehesten über die klassischen Medien und auf sozialen Plattformen, allerdings nicht über Influencer. „Die verkörpern den Karneval nicht.“
Wichtig sei auch der Ton, die Form der Ansprache. „Wenn neue Angebote als Zwang rüberkommen nach dem Motto: Ihr müsst jetzt ab sofort da oder da hin, funktioniert es nicht“, sagt der 18-Jährige. Dann schon eher so: „Wir haben da etwas Neues für euch gemacht, guckt euch das doch mal an.“