Personalnot in KölnKVB prüft ausgedünnten Fahrplan – darauf sollten sich Pendler einstellen

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Eine Straßenbahn fährt am frühen Morgen vor der Kulisse des Doms über die Severinsbrücke.

Mehr Kunden als sonst fordern von der KVB eine Erstattung wegen verspäteter oder ausgefallener Bahnen und Busse.

Hoher Krankenstand, Personalnot und bald gibt es wieder Fußballspiele im Stadion: Das neue Jahr könnte für die KVB in Köln zu Problemen führen.

Die Krise der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) inklusive ausfallender Fahrten wird erstmal bleiben – doch schon jetzt fordern mehr Kunden Geld. Das Unternehmen geht aktuell nicht davon aus, dass die Personalsituation bei den Fahrern sich entspannt. Was heißt das? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Kommt der ausgedünnte Fahrplan und wenn ja, wann?

Noch ist das nur eine von mehreren Optionen. Darauf legt die KVB Wert. Allerdings nennt ein Sprecher auf Nachfrage keine weiteren Optionen, es bleibt also Spekulation, wie sie abseits eines reduzierten Angebots möglichst schnell die Situation verbessern will. Die KVB ist in ihren Planungen von elf Prozent Krankenquote beim Fahrpersonal ausgegangen, aktuell sind es aber an manchen Tagen mehr als 20 Prozent. Bis zu 15 Prozent der Fahrten fallen deshalb aus.

Was meint ausgedünnter Fahrplan? Gibt es kürzere Bahnen oder werden wenig befahrene Strecken seltener befahren?

Das hängt an der Entscheidung der KVB, ob sie den Fahrplan tatsächlich reduziert. Nach einem Brand an der Haltestelle Ebertplatz ließ die KVB im Herbst 33 Bahnen überprüfen. Um den Ausfall zu kompensieren, fuhren kürzere statt weniger Bahnen. Das wird jedoch nicht den Personalmangel beheben. Eine andere Alternative wäre, viel befahrene Strecken wie üblich befahren zu lassen, bei anderen zu reduzieren.

Gab es einen ausgedünnten Fahrplan schon mal in der Vergangenheit?

Ja, als die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 begann. Damals fuhren Bus und Bahn einige Wochen nach einem angepassten Samstagsfahrplan. Die KVB wies am Dienstag auf andere Städte hin, die derzeit schon den Fahrplan reduziert haben, dazu gehört beispielsweise Wuppertal. Seit 21. November fahren in Wuppertal die Busse teils nur noch alle 15 statt alle zehn oder alle 30 statt alle 20 Minuten.

Und wenn bis zur Umsetzung des ausgedünnten Fahrplans in Köln die Krankheitswelle bei der KVB längst wieder vorbei ist?

Daran glaubt aktuell nicht mal die KVB selbst, der Sprecher teilte mit: „Wir gehen davon aus, dass die derzeit angespannte Personalsituation noch für einen längeren Zeitraum andauern wird.“ Das heißt gemessen an diesen Worten aber für die Kunden auch: Besser wird es erstmal nicht.

Sinken die Preise, wenn das Angebot wirklich eingeschränkt wird? Haben Abo-Kunden ein Sonderkündigungsrecht?

Auch hier gilt: Um diese Fragen zu beantworten, muss die KVB laut dem Sprecher zunächst entscheiden, ob sie den Fahrplan eindampft. Ohnehin ist die KVB Teil des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS), in dem sich mehrere Städte wie Köln, Bonn und Leverkusen sowie Landkreise wie der Rhein-Erft-Kreis oder der Rhein-Sieg-Kreis zusammengetan haben.

Sie entscheiden gemeinsam über einheitliche Ticketpreise im VRS-Netz. Seit Jahren ist die KVB hoch defizitär, im vergangenen Jahr 2021 machte sie 144,9 Millionen Euro Verlust – ein Rekord. Die Corona-Pandemie kostete Stammkunden und Fahrgäste (siehe Grafik).

Die KVB verspricht eine Mobilitätsgarantie. Gibt es nun mehr Anträge auf Erstattungen für beispielsweise Taxi-Fahrten oder E-Scooter, wenn die Bahn mindestens 20 Minuten zu spät kommt?

Ja – und zwar deutlich mehr. Allein im Dezember haben rund 2100 Kunden einen Antrag auf Erstattung der Kosten für beispielsweise Taxi oder E-Scooter gestellt. Laut Sprecher ist das eine deutliche Zunahme im Vergleich zum ersten Halbjahr, konkreter wurde er auf Nachfrage nicht.

Laut NRW-Mobilitätsgarantie können sich KVB-Kunden zwischen 5 und 20 Uhr jeweils höchstens 30 Euro erstatten lassen, zwischen 20 und 5 Uhr sind es je 60 Euro. Das gilt nur für KVB-Fahrten, die an der gewünschten Haltestelle mindestens 20 Minuten Verspätungen zum Fahrplan haben. Bei Verspätungen wegen etwa Unwetter, Streik oder Bombenfunden erstattet die KVB keine Kosten.

Bei „Loss mer Singe“ im Stadion fuhren am Freitagabend viele eingeplante Sonderbahnen nicht wie geplant, das Konzert begann später, Besucher kamen zu spät. Warum?

Weil es laut KVB am Freitagnachmittag zu kurzfristigen Krankmeldungen kam und an der Moltkestraße eine Betriebsstörung vorlag. Demnach waren bei der Anreise nur elf zusätzliche Doppelzüge im Einsatz, bei der Rückreise 13. Interessant wäre aber ja vor allem, wie viele Bahnen die KVB insgesamt eingeplant hatte, um die Ausfallquote bewerten zu können. Diese konkrete Frage ließ das Unternehmen am Dienstag ebenfalls unbeantwortet.

Die KVB legt die Anzahl der Sonderbahnen anhand zweier Faktoren fest, den Erfahrungswerten und der erwartenden Besucherzahl. Laut einem Blog-Eintrag der KVB aus dem Jahr 2019 kommen etwa bei Heimspielen des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln im Rheinenergie-Stadion insgesamt 32 zusätzliche Sonderbahnen zum Einsatz. Ob das am Freitag auch so war, ließ die KVB unbeantwortet.

Bald startet die Fußball-Bundesliga wieder: Kann die KVB sicherstellen, dass die Sonderbahnen bei Spielen des 1. FC Köln regulär fahren?

Am 21. Januar empfängt der Klub den SV Werder Bremen am Samstagabend ab 18.30 Uhr. Laut KVB-Sprecher ist es der Anspruch des Unternehmens, an dem Tag ausreichend Bahnen im Einsatz zu haben.

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