Für den ÖPNV wurde lange zu wenig getan, jetzt soll er die Verkehrswende retten. Gemessen am eigentlichen Bedarf ist der KVB-Krankenstand ein Witz.
Kommentar zu KVB-AusfällenBeim Nahverkehr hat die Politik versagt


Blick auf KVB-Bahnen am Kölner Neumarkt. (Archivbild)
Copyright: Thilo Schmülgen
Die vielen Ausfälle bei Bussen und Bahnen durch den hohen Krankenstand beim Fahrpersonal der KVB sind auch eine Folge permanenter Arbeitsüberlastung in einer Branche, die seit Jahren unter Personalmangel leidet. Wer nach den Ursachen sucht, muss weit zurückblicken.
ÖPNV soll plötzlich Motor der Verkehrswende und Klima-Retter werden
Bis in die 1990er Jahre, als Busse und Bahnen als Transportmittel für Schüler, Studenten und Menschen galten, die sich kein Auto leisten konnten. Der ÖPNV durfte nichts kosten, für neues Personal wurde ein Tarif mit schlechterer Bezahlung eingeführt, im Kölner Stadtrat über die Teilprivatisierung der KVB diskutiert.
Lokführer wollte zu den Bedingungen kaum einer mehr werden. Seit etwa drei Jahren ist das anders. Plötzlich entdeckt die Politik den ÖPNV und schreibt ihm eine neue Rolle zu. Er soll Motor der Mobilitätswende sein, die Feinstaubbelastung verringern, Städte vom Individualverkehr entlasten und das Klima retten.
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Das alles ohne Personal, ohne ausreichende Finanzmittel, dafür mit einer maroden Infrastruktur und ab 1. April mit einem Deutschlandticket, das den Menschen einen reibungslosen Flatrate-Nahverkehr für 49 Euro verspricht.
Und mit einem Bundesverkehrsminister, der weiter mehr Geld in den Straßenbau als in die Schiene steckt. Für die Mobilitätswende brauchen wir bundesweit bis 2030 rund 110.000 neue Fachkräfte. Plus 75.000, die jene ersetzen, die in Rente gehen. Dagegen ist der Krankenstand von heute ein Witz.


