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Kölner OB-WahlAfD-Kandidat Matthias Büschges wirbt um Wählerstimmen in Porz – und online

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Der Wahlkampfstand von AfD-OB-Kandidat Matthias Büschges in Porz.

Der Wahlkampfstand von AfD-OB-Kandidat Matthias Büschges in Porz. 

Am Wahlkampfstand in Porz reagieren die meisten mit Desinteresse, anders ist es online. Matthias Büschges meint, die AfD sei in Köln „angekommen“.

Am Dienstagmorgen baut Matthias Büschges einen blauen Pavillon in Porz vor einem Penny auf: Wahlkampf trotz Starkregens. Büschges will Oberbürgermeister von Köln werden, für die AfD.

Wahlkampf macht er auf der Straße, vor allem in Chorweiler und Porz. „Da ist die Ablehnung sehr gering, da fühlen wir uns am wohlsten“, sagt Büschges, „je weiter weg von der Innenstadt“. Im Stadtteil Chorweiler holte die Partei bei der Bundestagswahl im Frühjahr ihr bestes Ergebnis im Kölner Stadtgebiet, 25 Prozent.

In Urbach versucht Büschges Flyer an Passantinnen und Passanten zu verteilen. Auf dem Weg in den Supermarkt oder die Apotheke lehnt der Großteil ab, wird schneller, zieht den Regenschirm tiefer. Ein paar grüßen und sagen, sie hätten den Prospekt schon zu Hause liegen. Zwei junge Frauen bleiben stehen, die einzigen in einer Stunde am Dienstagmorgen.

Sie scheinen interessiert und skeptisch zugleich: Sie hätten gehört, die AfD sei gegen Homosexuelle, ob das in Köln auch so sei? Büschges verweist auf homosexuelle Parteimitglieder und Parteichefin Alice Weidel. Die Frauen bedanken sich und wenden sich zum Gehen.

Matthias Büschges will wieder in den Kölner Stadtrat

Matthias Büschges sitzt bereits im Stadtrat und ist Geschäftsführer der vierköpfigen AfD-Fraktion. Der verheiratete Vater von drei Kindern lebt in Pesch. Büschges gibt sich bürgernah. Er ist Übungsleiter beim FC Pesch für Eltern-Kind-Turnen. Für den Rat kandidiert der 34-jährige OB-Kandidat auf Listenplatz drei. Mindestens dreimal so viele Mandate wie 2020 will die AfD jetzt holen. Büschges sagt: „Wir sind angekommen.“ 

Das Ziel kann sich die Partei nur stecken, weil sie in Köln bislang eben nur vier Sitze hatte, das sind im Bundesvergleich wenige. Ihre Anträge im Rat werden konsequent abgelehnt. Bei der Bundestagswahl kam sie in Deutschland auf knapp mehr als 20 Prozent, in Köln nur auf die Hälfte. Köln II war sogar der Wahlbezirk, in dem die AfD in ganz Deutschland am schlechtesten abschnitt, mit nur sechs Prozent.

Im Vergleich zum Wahlkampf vor fünf Jahren erlebe die AfD mehr Reaktionen, sagt Büschges, „sowohl positive als auch negative“. Anders an diesem verregneten Dienstagmorgen: Die meisten Passanten ignorieren den blauen Pavillon. Nur einige Autofahrer reagieren und hupen, ob zustimmend oder ablehnend, ist schwer zu sagen. Ein Pickup macht es deutlicher, er hupt und wird langsamer: Im Fenster ist mit Saugnäpfen ein leuchtender LED-Neonschriftzug der AfD abgebracht, einer der Wahlkämpfer sagt, das Schild habe er sich auch noch bestellen wollen. An der Heckscheibe des Pickups klebt in A4-Größe eine Konföderiertenflagge. Die amerikanische Südstaaten-Fahne gilt als Symbol für die weiße Vorherrschaft und Rassismus.

AfD streamt Wahlkampf von Matthias Büschges online

Büschges sagt, an seinen Ständen trauten sich die meisten nicht, ihn anzusprechen. Mehrfach gab es auch in diesem Wahlkampf Proteste gegen seine Stände und Ende August gegen eine größere Veranstaltung auf dem Wiener Platz. Im Nachhinein bekomme er aber von Bürgern viele Mails.

Auch in Porz ist sein Parteikollege Felix Helleckes dabei und streamt Gespräche mit ihm und den anderen Porzer AfD-Kandidaten am Stand live auf seinem eigenen Youtube-Kanal, nach eigener Aussage ist er auch für den offiziellen Instagram-Auftritt des Kölner Kreisverbands zuständig. Der eigentliche Wahlkampf findet nicht auf der Straße, sondern im Internet statt.