Kölner PuppentheaterHänneschen und Bärbelchen auf Zeitreise

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Die beiden Geschwister Hänneschen und Bärbelchen (l.) entdecken das Köln des frühen 19. Jahrhunderts

Die beiden Geschwister Hänneschen und Bärbelchen (l.) entdecken das Köln des frühen 19. Jahrhunderts

Köln-Innenstadt – „Sitz, Platz, Fuß“ sind Befehle für normal begabte Hunde. Darüber ist „Caruso“ längst hinaus. Der Hund von „Speimanes“ kann singen wie eine Nachtigall. Vor allem beherrscht er kölsche Liedtexte. Sein Talent stellt das Wundertier im aktuellen Hänneschen-Familienstück „Fläscheposs“ unter Beweis. Sehr zur Freude der Kinder und Erwachsenen, die bei der Premiere viel Spaß hatten. Der Sänger mit Hundehalsband ist nicht die einzige wundersame Überraschung in dem Stück. Autor und Regisseur Udo Müller schickt Hänneschen und Bärbelchen auf eine Zeitreise zurück ins 18. Jahrhundert. Alles beginnt damit, dass die beiden Kinder für die Schule einen Aufsatz über „Köln und sein Parfüm“ schreiben sollen.

Kinder finden Flasche im Rhein

Das findet vor allem Hänneschen voll langweilig. Was soll an der Geschichte von 4711 spannend sein? Bärbelchen ist ihrem Bruder (in den Familienstücken treten die beiden als Geschwister auf, in den Abendstücken als Dauerverlobte) diesbezüglich voraus. Sie erinnert sich daran, schon einmal etwas von einem Parfümeur mit Namen Farina gehört zu haben. Leider wissen die erwachsenen Knollendorfer nichts Genaues über das Thema. Erst als die Kinder eine Flasche mit einem Zettel drin aus dem Rhein fischen, kommt Bewegung in die Sache. Als sie den Korken aus der Flasche ziehen, erscheint mit viel Geknatter und Nebelschwaden der Geist „Tulpedin“. Das in orientalische Gewänder gehüllte Kerlchen verspricht den beiden, ihnen elf Wünsche zu erfüllen.

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Hänneschen ordert vorschnell ein Rieseneis und einen Partymusik-Mix, während Bärbelchen an den Aufsatz denkt und sich eine Reise in die Zeit wünscht, in der die Familie Farina in Köln ihren Parfümhandel betrieb. Einen Wimpernschlag später sind sie im Jahr 1800, stehen in der Kölner Altstadt und staunen, wie die Leute damals aussahen und redeten. Sie lernen Johann Maria Farina und sein „Eau de Cologne“ kennen. Sie gehen sogar bei ihm in die Lehre und können das magische Wunderwasser selber herstellen. Mit dem neu erworbenen Wissen wollen sie fix nach Hause und flott den Aufsatz schreiben. Fatalerweise gibt es eine unvorhergesehene Panne, die ihnen zunächst den Weg zurück ins Jahr 2018 und nach Knollendorf verbaut. Dass sie es zum Schluss doch schaffen, verdanken sie ihrem Scharfsinn und einer besonderen Blume.

Die kurzweilige Handlung mit viel Musik und überraschenden Effekten wie sprechenden Steinskulpturen, tanzenden Sandhexen und einem fliegenden Teppich spricht Kinder und Erwachsene gleichermaßen an. Regisseur Müller riskiert dabei bewusst, dass einige Passagen wie der Dialog von Schäl mit Vertretern der vornehmen Gesellschaft nicht ganz kindgerecht sind. Ihnen erschließt sich an der Stelle kaum, warum die Damen und Herren mit einem französischen Akzent sprechen und „Camenbert, Géramont, St. Albray und Bavaria Blue“ heißen. Sehr gelungen ist die Ausgestaltung und Interpretation der Rolle des „Tulpedin“. Renate Vesen verleiht dem Geist aus der Flasche etwas Rührendes und Dynamisches zugleich. Man muss den Knirps mit Turban und Pluderhose und seinem drolligen Sprachfehler einfach gern haben.

„Fläscheposs“, Hänneschen-Theater, Eisenmarkt; Vorstellungen mittwochs bis samstags um 16.30 Uhr, sonntags um 14.30 Uhr. Zusätzliche Sonderzeiten stehen auf der Homepage des Theaters.

www.haenneschen.de

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