Kölner StadtarchivElf Jahre nach dem Einsturz herrscht noch immer Ungewissheit

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Bei dem Einsturz des Stadtarchivs starben zwei Menschen.

  • Vor elf Jahren ist das Kölner Stadtarchiv eingestürzt. Zwei junge Männer, Bewohner des Nachbarhauses, kamen ums Leben.
  • Noch immer ist unklar, ob die verhängten Strafurteile gegen einen Bauüberwacher der KVB und einen Oberbauleiter des Unternehmens Züblin jemals Bestand haben wird. Die Prozessunterlagen befinden sich seit einem halben Jahr bei der Bundesanwaltschaft.
  • Wir blicken zurück auf die dramatischen Ereignisse und den schier unendlichen Weg zur Gewissheit, der immer noch nicht abgeschlossen ist.

Köln – Elf Jahre nach dem Einsturz des Stadtarchivs ist noch immer nicht entschieden,  ob die vom Landgericht verhängten  Strafurteile jemals Bestand haben werden. Die  wegen fahrlässiger Tötung Verurteilten,  ein  Bauüberwacher der Kölner  Verkehrs-Betriebe  (KVB) sowie ein Oberbauleiter des Unternehmens Züblin, haben   Revision  beim Bundesgerichtshof beantragt.

Zwar hat das Landgericht die Haftstrafen von acht und zwölf Monaten, beide  ausgesetzt zur Bewährung,  bereits vor mehr als einem Jahr  ausgesprochen. Doch sind die Akten noch immer nicht beim BGH  eingegangen.

Kölner Stadtarchiv: Prozessunterlagen bei der Bundesanwaltschaft

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ befinden sich sämtliche Prozessunterlagen seit einem halben Jahr bei der Bundesanwaltschaft. Die ebenfalls in Karlsruhe ansässige Behörde vertritt die Anklage in allen Strafverfahren, die vor den Bundesgerichtshof kommen.  Erst wenn  die  Bundesanwaltschaft die Prozessakten geprüft hat,   werden sie von dort aus  an den BGH weitergeleitet. Die obersten Richter treffen ihre Entscheidungen dann in der Mehrzahl der Fälle innerhalb von neun Monaten.

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Bei dem Einsturz   am 3. März 2009 verloren zwei junge Männer ihr Leben. Sie wohnten in einem Nachbarhaus des Archivs und wurden von  Trümmern erschlagen.  Das Unglück  wurde nach Auffassung des Landgerichts durch einen Fehler beim Bau der U-Bahn verursacht. Der KVB-Bauüberwacher soll ebenso wie der Oberbauleiter von Züblin seine Kontrollpflichten vernachlässigt haben.

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Zum Jahrestag  des Einsturzes an diesem Dienstag   wollen  Vertreter zweier Bürgerinitiativen, der Stadtspitze  und der KVB    der Opfer am Georgsplatz gedenken. Das um 13.15 Uhr  beginnende Programm wird  erstmals von der Stadt ausgerichtet. Zur Einsturzzeit um 13.58 Uhr werden in der  Südstadt die Kirchenglocken läuten. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ beantwortet  wichtige Fragen im Zusammenhang mit dem  Unglück an der Severinstraße.

Welcher  Sachschaden ist durch den Einsturz entstanden?

Die Stadtverwaltung beziffert den Schaden auf Grundlage eines Gutachtens auf mehr als 1,3 Milliarden Euro. Darin enthalten sind mehr als 700 Millionen Euro für das Wiederherstellen der beschädigten Archivdokumente. 

Ein geringer Teil des Bestandes ist völlig zerstört worden,  auch das ist in der Summe berücksichtigt. Das neue Archivgebäude wird voraussichtlich rund 80 Millionen Euro kosten.  94 Millionen Euro hat  die Verwaltung für die Bergungsbaugrube und das Besichtigungsbauwerk zur Beweiserkundung ausgegeben.

Wer zahlt für den Schaden?

 Die Verwaltung sieht durch die Gerichtsurteile  in den Strafprozessen ihre Auffassung bestätigt, dass die Baufirmen das Unglück zu verantworten haben und deshalb alle Kosten erstatten müssen. Die Unternehmen dagegen halten die Einsturzursache nach wie vor für nicht erwiesen.

„Nach rechtskräftigem Abschluss der Strafverfahren und nach endgültiger Schadensfeststellung“ werde man mit den Bauunternehmen und deren Haftpflichtversicherungen Kontakt aufnehmen, hieß es im Rathaus.  Dabei dürfte es wohl auch um die   Möglichkeiten eines Vergleichs gehen.

Wie geht es auf der U-Bahn-Baustelle weiter? Und  wann fährt endlich die U-Bahn?

 „Die für den anstehenden Zivilprozess zur Schadensregulierung bedeutenden Untersuchungen“ auf der Baustelle werden „voraussichtlich im kommenden Sommer abgeschlossen“, teilte das Presseamt am Montag mit. Danach muss die Baugrube verfüllt werden.  Die  anschließende Sanierung des unterirdischen Bauwerks beginnt nach Angaben der KVB  „vermutlich im Frühjahr/Sommer 2021“. 

Die Arbeiten selbst sollen „rund sechs bis sieben Jahre in Anspruch nehmen“.  Daraus folgt, dass die U-Bahn frühestens 2027 in Betrieb gehen wird, möglicherweise erst 2028.   Zuerst soll   eine   Behelfsbrücke, die über den Rand der Baugrube führt, erneuert  werden. Die Arbeiten starten  im bevorstehenden  Frühjahr  und sollen bis zu einem Jahr dauern.  In dieser Zeit wird die Severinstraße  nur für Fußgänger nutzbar sein.

Wann wird das neue Archivgebäude fertig?

Das Gebäude am Eifelwall  in der Nähe des Justizzentrums soll bis Jahresende einzugsbereit sein. Im  ersten Quartal 2021 will die Verwaltung   die  bislang  an unterschiedlichen Orten gelagerten  Dokumente dort unterbringen. 

Derzeit  werde eine Ausschreibung für den Umzug der Archivalien vorbereitet. Die Verwaltung spricht von  „Europas modernstem kommunalen Archiv“, in dem zusätzlich das  Rheinische Bildarchiv Platz finden wird.  150  Beschäftigte werden dort arbeiten. Der  Lesesaal ermöglicht Besuchern an  45 Plätzen  das Forschen in den  historischen Dokumenten.

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