Kölner UniversitätHochschule kündigt Verträge mit führender Spezialbibliothek

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In der ZB Med werden auch Arbeitsplätze für Studierende angeboten. Das Bild stammt aus der Zeit vor der Pandemie.

Köln – Sie gilt als eine bedeutende Forschungseinrichtung und eine der wichtigsten Spezialbibliotheken Deutschlands für die Lebenswissenschaften. Die ZB Med bietet digital 68 Millionen Medien im Bereich Medizin, Gesundheit, Lebens-, Ernährungs- und Agrarwissenschaft. Zwei Millionen Suchanfragen gehen pro Jahr über das eigene Portal Livivo ein, 80.000 Medien werden an Forschende und Studierende bundesweit ausgeliefert. Zudem verfügt die Einrichtung in Köln-Lindenthal und Bonn-Poppelsdorf über zwei Standorte, an denen Medien auch ausgeliehen werden können. Davon haben in der Vergangenheit auch Studierende der Kölner Universität profitiert. Doch nun könnte damit Schluss sein.

„Die ZB Med erfüllte bis Ende 2021 neben dem überregionalen Auftrag der Zentralen Fachbibliothek für ganz Deutschland auch die Aufgabe als medizinische Abteilung der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (USB)“, sagt der Wissenschaftliche Direktor der ZB Med, Dietrich Rebholz-Schuhmann. „In dieser Funktion stellten wir die Literaturversorgung am Campus für Studierende und Forschende sicher und bieten weiterhin auch Lern- und Arbeitsplätze an, die zunehmend für interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Lebens- und Datenwissenschaften genutzt werden“, ergänzt ZB-Med-Sprecherin Ulrike Ostrzinski. „Aus unserer Sicht ist dies eine sehr gute Kombination, da so die Nutzenden am Campus Köln von unserem umfassenden Bestand, der weit über das hinausgeht, was andere Hochschulbibliotheken anbieten, profitieren.“

Weniger Personal, weniger Räume

Doch nun hat die Universität zum Jahresende 2021 einen Teil der Verträge mit der ZB Med gekündigt, der den Austausch der Dienstleistungen zwischen den Partnern regelt. Hintergrund ist, dass im Rahmen des Projekts Deal die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen bundesweit neue Vertragsmodelle mit den drei großen Wissenschaftsverlagen Elsevier, Springer-Nature und Wiley verhandelt hat. Aus diesen Verhandlungen ergebe sich, dass die USB und die gesamte Universität, an der Versorgung durch Springer-Nature und Wiley beteiligt seien. Als Ergebnis seien Medizinische Fakultät und Universität bei Fachliteratur dieser beiden Verlage doppelversorgt, weil USB und ZB Med beide am Deal beteiligt seien. ZB Med könnte jedoch regional und national eine ergänzende Versorgung mit digitaler Fachliteratur anderer Fachverlage auch am Campus sicherstellen, sagt Ostrzinski.

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Durch die Kündigung der Verträge stehen der ZB Med nun weniger Personal und weniger Räumlichkeiten zur Verfügung. „Ganz konkret geht es dabei zum einen um Öffnungszeiten der Ausleihe, die wir mit dem verminderten Personal nicht mehr anbieten können“, so Ostrzinski. Zudem könne die Einrichtung Lern- und Arbeitsplätze im LFI-Gebäude nicht mehr zur Verfügung stellen. Grund dafür sei eine Räumungsaufforderung, die die Universität und die Universitätsklinik gegenüber der ZB Med Ende Dezember 2021 ausgesprochen haben.

Das Angebot an Plätzen musste wegen der Pandemie und der Räumungsaufforderung von rund 300 Arbeitsplätzen auf 60 Plätze reduziert werden, die nun nur noch im Hauptgebäude der ZB Med an der Gleueler Straße angeboten werden. Zudem müssten 17,5 Kilometer Bücher nun anderweitig untergebracht werden, so Rebholz-Schuhmann.

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Das Hauptgebäude der ZB Med an der Gleueler Straße

Ebenfalls könne das Angebot für Forschende vor Ort nicht wie bislang aufrechterhalten werden. Wegen der eingeschränkten Öffnungszeiten und der reduzierten Dienste sei der Zugang zu dem Print-Bestand von ZB Med deutlich eingeschränkt. Studierende und Forschende müssten nun oft an die USB ausweichen. „Wir erhalten nun verständlicherweise immer mehr Beschwerden der Nutzenden – insbesondere Studierende, die gerade in Prüfungszeiten die Lernatmosphäre in unseren Lesesälen sehr schätzen“, sagt Ostrzinski weiter.

Universität will Räume selbst nutzen

„Die Services Bücherausleihe bei der ZB Med werden von den Studierenden der Lebenswissenschaften der Universität zu Köln immer weniger benötigt und in Anspruch genommen, ein Großteil der Informationsbeschaffung erfolgt digital“, begründet dagegen Uni-Sprecher Jürgen Rees die Kündigung der Verträge. „Die Universität und die Medizinische Fakultät haben daher entschieden, dass sie die Services nicht mehr in Anspruch nehmen und die bereitgestellten Flächen dringend für Eigenbedarf benötigen.“ Deshalb sei die Vereinbarung zwischen ZB Med und der Universität Köln zum Ende des Jahres 2021 gekündigt worden. Die Räumung der Flächen im LFI soll zum 30. Juni 2022 erfolgen.

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