Kommunalwahl-AnalyseKölner Grüne gewinnen von allen Parteien – außer von einer

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Jubel bei den Kölner Grünen am Wahlabend

  • Die Grünen waren bei der Kommunalwahl in Köln mit 28,5 Prozent der große Wahlsieger. Von fast allen Parteien haben die Grünen Wähler gewonnen.
  • Eine Analyse der Wahl zeigt auch: Die Wahlbeteiligung hat in allen Stadtteilen stark geschwankt – von 69,3 Prozent in Klettenberg bis 22,5 Prozent in Chorweiler.

Köln – Bei ihrem Rekordergebnis bei der Stadtratswahl, bei der die Grünen mit 28,5 Prozent erstmals in Köln stärkste Kraft wurden, konnte die Partei viele Wähler der Konkurrenz abwerben. Einer Analyse der Stadtverwaltung zufolge machten allein 23.200 Wähler, die 2014 für die SPD stimmten, nun bei den Grünen ihr Kreuz. 12.900 Menschen wechselten demnach von der CDU, 4800 von der FDP und immerhin 900 von den Linken zu den Grünen. Ein besonderer Erfolg ist, dass die Partei 15.900 Nichtwähler mobilisieren konnte. Insgesamt haben die rund Grünen 40.000 Stimmen hinzugewonnen.

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Jedoch verloren die Grünen mit 11.600 Wählern kräftig an Volt, die bei ihrer ersten Kommunalwahl fünf Prozent erreichten und den Einzug in den Rat schafften. Somit hat Volt mehr als die Hälfte ihrer Stimmen von ehemaligen Grünen-Wählern erhalten. Das ist insofern nachvollziehbar, als Volt programmatisch auf ähnliche Themen wie Klimaschutz, Verkehr und Wohnen setzt und wie die Grünen besonders Wähler im erweiterten Stadtzentrum anspricht. So stehen zum Beispiel 8,4 Prozent im Stadtbezirk Innenstadt 1,4 Prozent im Stadtbezirk Chorweiler gegenüber. Und in der Neustadt-Süd lag Volt mit 10,3 Prozent gerade einmal 1,2 Prozent hinter der CDU.

Alles zum Thema Henriette Reker

Dennoch konnten Verluste an Volt den Wählerzuwachs der Grünen von anderen Parteien nicht schwerer beeinflussen. Volt konnte jedoch auch beachtliche 3400 Nichtwähler an die Urne bringen.

CDU hat viele Stammwähler

Die CDU konnte trotz des für sie insgesamt enttäuschenden Wahlausgangs immerhin auf die breiteste Stammwählerschaft aller Parteien bauen. 73 Prozent der Unionswähler vom Sonntag hatten der Partei auch bei der vergangenen Kommunalwahl 2014 ihre Stimme gegeben. Die FDP konnte nur 58 Prozent ihrer einstigen Wähler mobilisieren. Bei der Oberbürgermeisterwahl machten die parteilose Amtsinhaberin Henriette Reker und Herausforderer Andreas Kossiski (SPD) die 86 Stadtteile unter sich aus. Keiner der elf anderen Kandidaten kam auch nur in die Nähe eines Erfolgs. Kossiski gewann in zwölf Stadtteilen, am erfolgreichsten war er in Gremberghoven mit 46,1 Prozent. Reker holte alle anderen 74 Veedel, in keinem bekam sie mehr Stimmen als in Hahnwald (65,2 Prozent).

Eine Wahlbeteiligung von 51,4 Prozent ist zwar ein fürchterlich niedriger Wert. 2014 war es jedoch sogar noch ein knapper Prozentpunkt weniger. In keinem Stadtteil gaben so viele Wahlberechtigte ihre Stimme ab wie in Klettenberg (69,3 Prozent), in keinem so wenig wie in Chorweiler (22,5). „Die Schere der politischen Teilhabe zwischen den Stadtteilen geht weiter auseinander“, resümiert die Stadt. Dabei setzten sich in den Veedeln mit hoher Wahlbeteiligung oft die Grünen oder die CDU durch. Je niedriger die Wahlbeteiligung, desto öfter kam die SPD zum Zug. Bis auf Kalk hatten die Grünen in allen Stadtteilen, in denen weniger als 40 Prozent der Menschen wählen gingen – und das trifft immerhin auf 23 der 86 Veedel zu – das Nachsehen. In Köln waren 820.526 Menschen wahlberechtigt. Der Stadtteil mit den meisten Wahlberechtigten war die Neustadt-Süd mit 32.532, das Veedel mit den – mit Abstand – wenigsten war Libur mit 890.

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