Kontakt zu Corona-PatientinKölnerin stellt sich nach Telefon-Odyssee unter Quarantäne

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Rathaus Köln dpa

Das Rathaus in Köln. (Symbolbild)

  • Bei Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus ist der nächste Schritt die häusliche Quarantäne.
  • Doch ab wann besteht ein Verdacht? Wer entscheidet über Tests und Quarantänen? Welche Behörden helfen?
  • Eine Kölnerin kam in Kontakt mit einer Corona-Patientin - damit begann ein Behörden-Marathon. Wirklich zuständig scheint sich niemand zu fühlen. Die Geschichte einer Odyssee

Köln – Das Coronavirus breitet sich aus. Es gibt immer mehr positiv getestete Fälle in NRW, teilen die Gesundheitsämter täglich, fast stündlich mit. Damit wird auch die Anzahl der Kontaktpersonen immer größer. Doch was, wenn man erfährt, dass man direkten Kontakt zu einem Corona-Patienten hatte? „Man möchte sich richtig verhalten, doch man bekommt erst einmal das Gefühl allein gelassen zu werden“, erzählt eine in Köln lebende Frau, die über Karneval in Heinsberg zu Besuch war. Am Samstag meldete sie sich beim „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die Kölner Behörden seien doch nicht so gut vorbereitet, wie es immer heißt, sagt sie, und erzählt die Geschichte einer Telefonodysse:

Nachdem sie von dem positiven Test ihrer Freundin erfahren hatte, meldete sie sich am Freitagmorgen telefonisch bei ihrem Hausarzt, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Die Arzthelferin verwies allerdings darauf, dass dies Sache des Gesundheitsamtes sei und sie sich dort melden müsse.

„Man hat mich gar nicht aussprechen lassen“

Doch auch der Anruf beim Gesundheitsamt war wenig erfolgreich: „Man hat mich gar nicht aussprechen lassen. Sobald das Wort Corona fiel, wurde ich unterbrochen, und man verwies mich auf das Bürgertelefon und auf Informationen im Internet. Ich wiederholte, dass ich keine besorgte Bürgerin sei, sondern direkten Kontakt zu einer infizierten Person hatte“, sagt die Kölnerin. Doch sie habe nur die Durchwahl zum Bürgertelefon erhalten, das Gesundheitsamt nehme keine Fälle auf.

Eine Mutter in Bonn erfährt in einem Anruf, dass ihre ganze Familie unter häuslicher Quarantäne steht. Ihre Geschichte lesen Sie hier.

Die junge Kölnerin zeigte keine Symptome. Aus aus ihrem Heinsberger Freundeskreis habe sie gewusst, dass Kontaktpersonen dort geraten wurde, sich in häusliche Quarantäne zu begeben – als Vorsichtsmaßnahme. Doch die Anweisungen kamen vom Heinsberger Gesundheitsamt. Wie also Informationen vom Kölner Amt bekommen?

Quarantäne, Test: Die Angaben sind unterschiedlich

Am Bürgertelefon bekam sie eine erste Antwort: „Sie müssen getestet werden“, hieß es. „Doch auf dem Weg zur Uniklinik müsste ich vorsichtig sein, am besten mit Mundschutz und Einweghandschuhen, sagte man mir. Vielleicht würde auch ein Transport organisiert werden.“ Diese Aussage habe sich allerdings mit einem Anruf beim Uniklinikum schnell als falsch herausgestellt.

Die Krankenhäuser und Kliniken testen auch Kontaktpersonen nur, wenn sie Symptome zeigen, sagte man ihr dort. Was also tun? Sie sollte sich wieder beim Bürgertelefon melden – doch dort war man verwundert darüber, dass sie nicht getestet werde. „Da herrschte dann Unwissen. Ich sollte mich wieder bei meinem Hausarzt melden“, erzählt sie.

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Für den Fall, dass der Hausarzt sie wieder abweise, erhielt sie eine Telefonnummer vom Gesundheitsministerium NRW. „Die Verantwortung wird von einer Stelle zur anderen geschoben.“ Eine Anweisung zur 14-tägigen Quarantäne seit dem letzten Kontakt habe in all den Telefonaten bis dahin niemand ausgesprochen.

Verärgerung beim Hausarzt

„Mein Hausarzt fand es unmöglich, dass keiner die Verantwortung übernehme. Er versprach sich über aktuelle Maßnahmen zu informieren und mich zurückzurufen.“ Eine Stunde später erhielt sie einen Rückruf. Auch ihr Arzt habe in Warteschleifen gehangen und auch er erreichte das Gesundheitsamt wohl nicht. Nach Rücksprachen mit Kollegen und der Kassenärztlichen Vereinigung bestätigte er ihr immerhin, dass Krankenhäuser und Kliniken auch Kontaktpersonen nur mit Symptomen testen. Sie solle sich unter Quarantäne setzen und, sollten Symptome auftreten, sich mit einem Krankenhaus in Verbindung setzen und darauf verweisen, dass sie eine Kontaktperson sei. „Zumindest hatte ich dann endlich eine Antwort“, sagte die Kölnerin.

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In Heinsberg wurden am Freitagabend die Quarantänemaßnahmen für Kontaktpersonen gelockert. So lange man keine Symptome zeigt, wird eine „intensive Selbstbeobachtung“ empfohlen. Für Köln gelte das allerdings nicht, so die Kölner Kontaktperson. Jeder Kreis reagiere da etwas anders. Auch diese Information habe sie von ihrem Hausarzt bekommen. Das Gesundheitsamt habe sie nun per Mail darüber informiert, dass sie sich in Absprache mit ihrem Hausarzt selbst unter Quarantäne gestellt hat. (red)

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