KonzertSkunk Anansie-Sängerin wird in Köln vom Publikum getragen

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Im Kölner E-Werk verbanden Skunk Anansie gekonnt Ernsthaftigkeit und Vergnügen.

Köln – Gleich zu Beginn wurde eines deutlich: Ernsthaftigkeit und Vergnügen müssen einander nicht zwangsläufig ausschließen. Mit „Yes It’s Fucking Political“ verdeutlichen Skunk Anansie ihren unbedingten Willen, unangenehme Themen anzusprechen und den Finger in Wunden zu legen. Rassismus, Sexismus oder Missbrauch, Frontfrau Deborah Anne Dyer – besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Skin – prangert schonungslos Missstände an. Nicht nur in ihren Songs. Im vergangenen Jahr veröffentlichte die Sängerin ihre Autobiografie („It Takes Blood And Guts“/„Es braucht Blut und Mumm“). Eine schwarze, offen bisexuelle Frau mit kahlrasiertem Schädel an der Spitze einer Rockband, die sich allen Anfeindungen entgegen gestellt und durchgesetzt hat. Dazu gelingt Skin dies noch mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit und einem steten Lächeln. Das machte die Britin schon Mitte der 1990er Jahre zur Ikone.

Und noch eines wurde schnell offensichtlich. Die aus dem Londoner Vorort Brixton stammende Musikerin war stimmlich nicht in Bestform. Besonders in ruhigen Passagen hatte Skin ihre liebe Not,  die hohen Tonlagen zu treffen. Doch das Publikum trug sie als großer Backgroundchor über die Lücken, die ihre Stimme am Mittwochabend im E-Werk hinterließ. So geriet „Hedonism“, der wahrscheinlich größte Band-Hit, zum Gänsehaut-Moment. Skin bedankte sich sichtlich bewegt für die Unterstützung der Fans.

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Skunk Anansie-Sängerin Skin wurde zur Ikone.

Zu „God Loves Only You“ erzählte Skin eine Begebenheit, die sich in den USA zugetragen hatte. Ein Fan dankte ihr für den Song, doch es wurde klar, dass der Mann die Intention hinter der Nummer missverstanden hatte. Anders als von ihm interpretiert, ist es keine Lobpreisung der Liebe Gottes, sondern eine Kritik an der Intoleranz gegenüber anderen Religionen.

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Anfangs trug die Sängerin mit jamaikanischen Wurzeln noch einen Kopfputz, der ein wenig an die von Cate Blanchett verkörperte Figur der nordischen Todes-Göttin Hela aus dem Marvel-Blockbuster „Thor – Tag der Entscheidung“ erinnerte. Tatsächlich aber handelte es sich um eine stilisierte Spinne, eine Anspielung auf das im Bandnamen genannte Fabelwesen „Anansi“ aus der westafrikanischen Mythologie.

Gegen Ende des Auftritts gab es noch eine Torte zum Geburtstag des Gitarristen Martin „Ace“ Kent. Dabei wurde die enge Verbundenheit innerhalb der Band deutlich, die seit Gründung in nahezu unveränderter Besetzung existiert. Am Fanartikel-Stand verkauft die Gruppe ein T-Shirt, auf dem dieses enge Band unterstrichen wird: „Seine Familie kann man sich nicht aussuchen, seine Band schon.“

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Enge Verbundenheit bei Skunk Anansie.

Als Sahnehäubchen intonierten Skunk Anansie eine Coverversion des AC/DC-Klassikers „Highway To Hell“, bei dem das Kölner Publikum erneut seine Sangesfreude bewies. Trotz der stimmlichen Probleme Skins ein gelungener Auftritt der Briten, den nach der langen Pandemie-Pause augenscheinlich alle Beteiligten sehr genossen.

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