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Bauprojekt in Köln-JunkersdorfGrundstück zwischen Autobahn und Bahnstrecke wird bebaut

Lesezeit 3 Minuten

Blick vom Deckel über der Autobahn A 1 in Lövenich auf das Baugrundstück.

Junkersdorf – Die Stadt wächst. Um rund 100 000 Menschen könnte die Bevölkerungszahl bis 2025 laut Prognosen ansteigen. Um sie unterzubringen, müssten jährlich rund 4500 Wohnungen neu gebaut werden. Doch Baugrundstücke sind ein knappes Gut in Köln. Derart rar, dass jetzt schon südlich der Deutsche-Bahn-Trasse Aachen-Köln und direkt neben der Autobahn A1 ein Neubaugebiet entsteht. Der 2013 in Betrieb genommene Lärmschutztunnel über der sechsspurigen Autobahn macht es möglich. Ohne ihn war die zirka 3,5 Hektar große Fläche in den vergangenen Jahrzehnten „so stark verlärmt, dass sie bisher nicht bebaut wurde“, steht in der Verwaltungsvorlage. Jetzt werden zwischen der A1, der Bahntrasse, dem Egelspfad und der Ludwig-Jahn-Straße sieben Mehrfamilien- und 53 Einfamilienhäuser gebaut, insgesamt 173 Wohneinheiten.

Nach Berechnungen des Lärmgutachtens liegt die Belastung trotz der verdeckelten Autobahn bei 57 Dezibel am Tag. Zum Vergleich: Der einzuhaltende Richtwert für allgemeine Wohngebiete liegt laut Bundes-Immissionsschutzgesetz bei 55 Dezibel tagsüber und 40 Dezibel nachts. Fährt ein Zug vorbei, so erhöht sich der Lärm auf dem Baugrund an der Ludwig-Jahn-Straße auf bis zu 70 Dezibel. Dem städtebaulichen Schallschutz für das neue Wohngebiet komme daher eine hohe Bedeutung zu, betont Heinrich Funk vom Stadtplanungsamt.

Häuser als Lärmschutzwall

Nach Norden entsteht schon deshalb eine nahezu geschlossene, viergeschossige Bebauung, die das übrige südlich davon gelegene Gebiet gegen den Schienenverkehrslärm abschirmt. Auch nach Osten, angrenzend an den Egelspfad, ist eine geschlossene Baustruktur – hier aus Einfamilienreihenhäusern – geplant.

Die Gärten der Einfamilienhäuser entlang der Ludwig-Jahn-Straße und die ebenfalls geplante Kindertagesstätte werden mit Lärmschutzwänden abgeschirmt. Die Informationsveranstaltung zur frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit der NCC Deutschland GmbH – einem Ableger des börsennotierten schwedischen Bau- und Immobilienunternehmens NCC – in der Ildefons-Herwegen-Schule verlief ruhig. Dennoch hatten die Bürger Verbesserungsvorschläge. Einigen wäre es am liebsten, es würde gar nicht gebaut – und die heute brach liegende landwirtschaftlich genutzte Fläche bliebe ihnen als Freiraum erhalten. Doch vor allem sorgen sich die Nachbarn um den Straßenverkehr in den ruhigen Wohnquartieren rund um Brauweilerweg und Egelspfad. Die Verwaltung geht – gerechnet auf die vorgesehenen 173 Wohneinheiten – von einer Zunahme um 835 Autofahrten täglich dort aus.

Anwohner wünschen sich Poller

Einige Junkersdorfer wünschen sich, dass bestehende Wohnstraßen – wie beispielsweise die Amselstraße – in der Mitte mit Pollern versehen werden, um die Durchfahrt zu sperren. „Damit sich die gar nicht erst als Schleichweg bei verstopften Hauptverkehrsstraßen anbieten“, meinte ein Besucher der Veranstaltung. Beide Wohnstraßen liegen gegenüber der Haupteinfahrt in das Neubaugebiet und sind die kürzeste Verbindung zur Aachener Straße.

Andere Anwohner sprachen sich für einen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs aus, damit der Bus als Alternative zum Individualverkehr attraktiver werde. „Die Linie 141 muss öfter als dreimal pro Stunde fahren“, forderte eine Besucherin. Die nächste Stadtbahnhaltestelle der Linie auf der Aachener Straße ist 600 Meter weit entfernt. Zu weit, als dass sie für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner als erste Wahl gelten könnte, um mobil zu sein.