Michaela Müller und Jürgen Cullmann kennen sich seit 30 Jahren. Jetzt laden sie zu einer gemeinsamen Ausstellung in die Galerie Freiraum in Sülz
Hunsrück verbindetZwei Künstler stellen im Sülzer Freiraum aus

Michaela Müller und Jürgen Cullmann teilen die gemeinsame Heimat, den Hunsrück.
Copyright: Gerhard Ding
Rosaviolett und leicht transparent schimmern die Flügel. An dem kleinen Kopf darüber befindet sich eine Öse zum Aufhängen. Die Ohrringe in Form eines Nachtfalters sind ungewöhnlich, aber dezent. Auch ein etwas auffälligeres Falter-Paar ist vorhanden, in Orangerot und Umbrabraun. Die Falterohrringe gehören zu den zahlreichen Kreationen aus der Werkstatt der Schmuckdesignerin Michaela Müller. Sie zeigt sie nun mit Fotografien von Jürgen Cullmann in Sülz.
Edelstein aus dem Hunsrück: Achat
Beide stammen aus dem Hunsrück. Dort findet man auch den Stein, den Müller besonders häufig bearbeitet, den Achat. Der Edelstein, der meist transparent ist und farblich mäandert zwischen gelblich, gräulich grünlich violettbläulich, aber auch blutrot, ist eine Quelle der Inspiration und ein Stück Heimat: Müller wuchs zwischen Goldschmieden und Steinschleifern in der Nähe von Idar-Oberstein auf, absolvierte selbst eine Goldschmiedelehre und schloss ein Studium an der Fachhochschule für Edelstein und Schmuckdesign an. Die Arbeit für den Bildhauer Paul Nagel verschlug sie schließlich nach Köln. Er hatte den Auftrag, ein Kreuz für die Kuppel der Grabeskirche in Jerusalem zu planen. Müller fertigte die Pläne für die Bergkristalle, die es zieren sollten, und ihre Fassungen.

Michaela Müller fertigt Anhänger aus Achat.
Copyright: Jürgen Cullmann
Nun schleift und formt die Klettenbergerin aber wieder Steine für Schmuck, färbt sie teilweise auch. Die Steine sind jeweils mit einer tiefen Seitengravur versehen, so dass es so wirkt als lägen zwei Blätter übereinander. Auch Aquamarine, Zitronenchrysopras und Rutilquarz, ein Bergkristall, der durch Rutileinlagerungen wirkt, als sei er von Goldhaaren durchzogen, hat sie zu Schmuckstücken verarbeitet.
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Kette als Symbol für den Kölner Archiv-Einsturz
Ein ungewöhnliches Ausstellungsstück ist die steinlose „Archivkette“. Das Original entstand zu einer Werkschau-Ausstellung des Vereins Angewandte Kunst Köln (AKK) im Jahr 2010, die unter dem Titel „Was bleibt“ den Einsturz des Historischen Stadtarchivs im März 2009 thematisierte. Müller hat eine Kette kreiert, mit der sich der Umriss des Gebäudes in verkleinerter Form nachlegen lässt. Winkelelemente markieren die Gebäudeecken. Verbindungsketten zeichnen die Außenwände des Gebäudes nach. Der Kettenverschluss kennzeichnet den Haupteingang. „Sobald man die Kette in die Hand nimmt, löst sich der Umriss des Archivs auf“, sagt Müller, „so wie es damals verschwunden ist.“ In diesem Fall, aber mit positiverem Ergebnis: Die Archivkette verwandelt sich in ein Schmuckstück. Dank einer Spende konnte das Original im Jahr 2012 von der Galerie Freiraum an die Leiterin des Historischen Archiv übergeben werden, in dessen Neubau sie heute hängt.
Begleitet wird der ausgestellte Schmuck von Fotos der Schmuckstücke, die ihre Formen und Farben herausstreichen. „Jürgen Cullmann ist ein renommierter Schmuckfotograf“, sagt Müller. Seine Leidenschaft gilt aber der Fotokunst, besonderen Aufnahmen seiner Heimatlandschaft. Er fertigt sie Lochkameras und mit einer besonders langen Belichtungszeit, die Landschaften und Licht leicht verschwimmen und wie eine Traumwelt wirken lassen. Eine Schwarz-Weiß-Fotografie von einer Feldscheune wirkt, als ob eine Neonleuchte in der Ecke der Landschaft hängt. „Das ist der Mond“, klärt Müller auf. „Er ist während der langen Belichtungszeit gewandert.“ So entstand per Fotografie die ungewöhnliche Lichtgestalt.
Michaela Müller und Jürgen Cullmann, Schmuck und Fotografie: Freiraum Galerie, Vernissage: Samstag, 28. Juni, 14 Uhr, bis Sonntag, 6. Juli.