Im Foyer des Stadtarchivs sind erstmals 40 Fundstücke der ehemaligen Villa Rustica zu sehen, die 2004 bei Bauarbeiten in Königsdorf entdeckt wurde.
AusstellungDas wurde in den Gräbern der Römer in Frechen-Königsdorf entdeckt

In den Gräbern wurden zahlreiche Gefäße entdeckt, die der Versorgung der Verstorbenen mit Speisen und Getränken dienen sollten.
Copyright: Alexa Jansen
Ihre Angehörigen hatten es gut mit der verstorbenen Frau gemeint: Zwölf Gefäße aus Keramik und Glas wurden ihr in das Grab mitgegeben, damit sie für ein leckeres Mahl im Jenseits versorgt war. Unter den Fundstücken befand sich auch ein Teller, auf dem Geflügelknochen und ein Ei lagen. Zudem wurde sie mit einem Holzkästchen mit Haarnadeln aus Bein sowie einem kleinen Gerät zum Spinnen ausgestattet. Im vierten Jahrhundert wurde die Römerin beigesetzt, die eine der vielen Bewohner des Landgutes am nördlichen Rand von Königsdorf gewesen ist.

In den Gräbern wurden der eher außergewöhnliche Fund von tönernen Lampen entdeckt – für ausreichend Licht im Jenseits.
Copyright: LVR Landesmuseum Bonn/Jürgen Vogel
Im Jahr 2004 kamen im Rahmen eines Investorenprojekts für das Neugebiet Atrium beeindruckende Funde einer Villa Rustica ans Tageslicht. Das römische Landgut auf rund 4,3 Hektar war vom ersten bis fünften Jahrhundert bewohnt.
Frechen: Die Königsdorfer Villa Rustica gilt als ein herausragendes Beispiel römischer Geschichte
Vor rund 1800 Jahren führte südlich der Villa eine wichtige römische Fernstraße vorbei, die Köln mit Belgien verband. Entlang dieser Straße errichteten die Römer Landgüter, um die Lebensmittelversorgung sicherzustellen. Die außergewöhnlich lange Nutzungsdauer der Königsdorfer Anlage macht sie laut Wissenschaftlern besonders.
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Die Ausstellung eröffneten Bürgermeisterin Susanne Stupp (2.v.r.), der Beigeordnete Andreas Pöttgen (3.v.r.), Archivleiterin Isabell Porschen (r.) mit Prof. Dr. Paul Stelkens (l.), Kuratorin Anna Klara Falke (2.v.l.) und Prof. Dr. Michael Schmauder.
Copyright: Stadt Frechen
„Es handelt sich um ein ganz herausragendes Beispiel der römischen Geschichte im Rheinland“, erläuterte Anna Klara Falke, wissenschaftliche Referentin am LVR-Landesmuseum Bonn, die die Ausstellung mit 40 Fundstücken und fünf Schautafeln kuratiert hat. Zu sehen sind neben den Grabbeigaben aus vier Bestattungen vom zweiten bis vierten Jahrhundert, zu denen auch eine Reihe außergewöhnlicher Öllampen gehört, Ziegelsteine vom Villenbau, ein Mahlstein und weitere Alltagsgegenstände.

In den Gräbern wurden zahlreiche Gefäße entdeckt, die der Versorgung der Verstorbenen mit Speisen und Getränken dienen sollten.
Copyright: Alexa Jansen
Aufgrund des hohen zeitlichen Drucks durch die Investoren habe es damals nur sieben Monate Zeit für die Ausgrabungen gegeben, erläuterte Prof. Dr. Michael Schmauder, Abteilungsleiter für Bestandspflege und Sammlungserschließung am Rheinischen Landesmuseum Bonn. Nach der Sicherung von rund 4000 Fundstücken, unter anderem auch bis zu sechs Skelette der verstorbenen Gutsherren und ihrer Bediensteten, sei das Gelände regulär bebaut worden. Dabei wurden auch ein außergewöhnlicher Gewölbekeller und weitere römische Spuren untergebaggert.
Die Fundstücke kehren erstmals nach Frechen zurück
Die gesicherten Fundstücke wurden zunächst im LVR-Landesmuseum Bonn restauriert und sind nun im Depot in Meckenheim gesichert, um erforscht und ausgestellt werden zu können. Die damals in der Bauleitplanung vereinbarte Dauerausstellung in Frechen ist in den vergangenen 20 Jahren nicht realisiert worden, sie scheiterte bislang aus finanziellen Gründen. Daher kehren die Fundstücke erstmals nach Frechen zurück und sind nun für zwei Monate lang ausgestellt.
Der renommierte Lokalhistoriker Prof. Dr. Paul Stelkens, der die Ausgrabungen mit dem Frechener Heimatforscher Egon Heeg begleitet und eine umfangreiche Dokumentation erstellt hat, hofft weiterhin auf eine dauerhafte Lösung. Der Beigeordnete Andreas Pöttgen stellte bei der Eröffnung der kleinen temporären Ausstellung in Aussicht, dass „als Langzeitperspektive“ die Ausgrabungsstücke in einen noch zu realisierenden Neubau der Johannesschule in Königsdorf integriert werden sollen.
Die Ausstellung ist bis Freitag, 24. Oktober, im Foyer des Stadtarchivs, Hauptstraße 110-112, zu sehen. Der Eintritt ist frei.