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„Kann gar nicht anders“Warum ein 22-Jähriger bei der Kommunalwahl für die Kölner CDU antritt

3 min
Marvin Pagel ist der jüngste CDU-Ratskandidat.

Marvin Pagel ist der jüngste CDU-Ratskandidat.

Marvin Pagel hat seinen Halbbruder beim Archiveinsturz verloren. Das hat ihn geprägt. Jetzt will Pagel in den Stadtrat.

In Marvin Pagels Umfeld verstehen einige nicht, dass der 22-Jährige sich in der CDU engagiert und für die Partei in den Kölner Stadtrat einziehen will. So erzählt es Pagel. Laut seiner Aussage verbinden einige seiner Freunde die CDU vor allem mit älteren Menschen.

Das will Pagel ändern, er ist der jüngste der 45 CDU-Kandidaten für die Kölner Ratswahl am 14. September. CDU-Stadtbezirksverbandschef Christian Möbius bezeichnet ihn als „jungen, sehr engagierten Mann“.

Entscheidung mit dem Wahl-o-Mat

Also, warum CDU? Pagel geht in seiner Antwort zurück ins Jahr 2019, er ist damals 16 und will sich politisch engagieren. Er sagt: „Ich fand es falsch, was die AfD gesagt hat, dass Menschen, die nach Deutschland kommen, nur ein Problem sind. Deshalb wollte ich mich zumindest als Mitglied in einer Partei engagieren, der Wahl-o-Mat hat mir dann die CDU empfohlen. Mir ist unter anderem das Thema Sicherheit für meine Familie und die Menschen um mich herum wichtig. So habe ich meinen politischen Weg gefunden.“

Alles zum Thema Historisches Archiv der Stadt Köln

Pagel will Menschen helfen, die Hilfe brauchen, aber auch steuern, wer nach Deutschland kommt. „Aber ich halte es menschlich und moralisch für absolut falsch, Menschen Hilfe zu verwehren.“

Halbbruder stirbt bei Archiveinsturz

Das hängt vermutlich auch mit seiner eigenen Geschichte zusammen: Pagel verliert früh seine Mutter, sein Halbbruder Kevin stirbt ebenfalls – und zwar bei einem der dramatischsten Kölner Ereignisse der jüngeren Vergangenheit: dem Einsturz des Historischen Archivs 2009.

Danach wächst Pagel einige Zeit im Heim auf. Doch er bekommt die Hilfe, die er braucht. Das auch für andere sicherzustellen, ist ihm laut seiner Aussage wichtig, er will sich für Kinder- und Jugendpolitik einsetzen, wenn er in den Rat einzieht. Pagel sagt: „Es ist wichtig, nicht am falschen Ende zu sparen, sonst biegen Kinder und Jugendliche möglicherweise falsch ab und landen am Neumarkt.“

Über den Archiveinsturz und den Tod seines Halbbruders spricht Pagel sehr klar und ruhig, er sagt: „Es ist eine Erfahrung, die zu meinem Leben dazu gehört. Da habe ich einen Teil von mir verloren, aber es ist auch ein Stück weit ein Neuanfang. Ich möchte nicht nur darauf begrenzt werden, der Halbbruder eines Opfers des Archiveinsturzes zu sein. Wer mich googelt, kann das gerne erfahren. Das war es aber auch.“

Pagel ist in seinem Wahlkreis „Köln 25 – Nippes III“ geboren, dazu gehören die Stadtteile Nippes, Mauenheim und Bilderstöckchen. Mittlerweile lebt der Versicherungskaufmann in der Altstadt. Vor fünf Jahren landete der damalige CDU-Kandidat im Wahlkreis 25 mit 16,45 Prozent abgeschlagen auf Rang drei, die Grünen gewannen vor der SPD.

Pagel sagt: „Den Wahlkreis zu gewinnen, ist ein dickes Brett, das ich da bohren muss. Aber ich komme aus dem Bezirk und kann gar nicht anders, als mich dort zu engagieren. Und klar, ich kandidiere, um zu gewinnen. Aber mir ist es wichtig, mich langfristig zu engagieren. Wenn’s nicht klappt, will ich es in fünf Jahren auf jeden Fall wieder versuchen.“

Unabhängig von der Ratswahl will Pagel bei der Jungen Union Köln Kreisgeschäftsführer werden. Und weiter hart diskutieren, er sagt: „Ich vermisse es, dass man sich auch mal härter die Meinung sagen kann und danach ist wieder alles gut. Das finde ich schade.“