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Auf Areal von GartenbetriebStreit über den Neubau von hunderten Wohnungen in Weiden

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Der Gartenbaubetrieb Müller von der Ignystraße aus gesehen.

Der Gartenbaubetrieb Müller von der Ignystraße aus gesehen.

Lindenthaler Bezirksvertreter wollen das Areal des Gartenbetriebs Müller in die Landschaftspark-Planung aufnehmen. Ein Investor plant dort Wohnungen.

Zwischen der Autobahn A1 und der Wohnbebauung an der Ignystraße befindet sich eine grün bewachsene Hügellandschaft, darauf der Gartenbaubetrieb Müller. Weil der Betreiber ihn in den kommenden Jahren schließen wird, herrscht Streit, insbesondere darüber, ob dort nun Wohngebäude errichtet werden dürfen.

Im Kern geht es dabei um die Frage, ob das Areal Teil des im Regionalplan festgeschriebenen „Grünzug West“ ist, der den Äußeren Grüngürtel mit den Waldgebieten der Ville verbindet und somit als Teil eines Landschaftsschutzgebiets nicht bebaut werden darf. Die Bezirksvertretung Lindenthal hat das in ihrer vergangenen Sitzung erneut bejahrt und beschlossen, dass die Stadtverwaltung das Grundstück in ihre aktuellen Pläne, die zwei vom Stadtrat beschlossenen Landschaftsparks im Kölner Westen zu errichten, aufnehmen soll.

Baugebiet „Grünzug West“ in Weiden. Es handelt sich um das Gebiet zwischen Beller Weg, Bundesautobahn A1, Jungbluthgassenbrücke/Kronstädter Straße und Ignystraße in Köln-Weiden.

Das Gelände, auf dem noch der Gärtnereibetrieb Müller liegt (Bildmitte), soll bebaut werden.

Wohnbebauung setzt eine Änderung des Bebauungsplans voraus

Einer der Parks soll sich auch auf dem Gebiet des Grünzugs West erstrecken. Nach einer Karte der Stadtverwaltung, die der Bezirkspolitik vorlag, ist allerdings das Grundstück des Gartenbetriebs zu einem großen Teil nicht einbezogen, nur der auch bislang nicht versiegelte Teil des Areals neben der Autobahn. Auf Nachfrage antwortete die Stadtverwaltung, dass die Karte dem bearbeitenden Büro nur grob den Raum und das Aufgabengebiet aufzeige. Sie stelle keine abschließende Gebietskulisse für die Landschaftsparks dar.

In der Karte sei das Gelände von Gartenbau Müller ausgespart, weil dafür ein gültiger Bebauungsplan vorliege. Der setze allerdings auf der Fläche nur einen Gartenbetrieb fest. Für eine Wohnbebauung müsste der Bebauungsplan geändert werden. Auf die Frage, ob das Areal zum Grünzug West gehöre, was einen solchen Plan verhindere, antwortet die Stadt wenig konkret: „Der Flächennutzungsplan der Stadt Köln weist für das gesamte Gelände vom Gartenbau Müller die ‚Maßnahme zur Entwicklung von Natur und Landschaft‘ aus“, schreibt Sabine Wotzlaw, Sprecherin der Stadt. Dieser sei jedoch nur behördenverbindlich. Er würde durch den Bebauungsplan konkretisiert. Mit der Änderung des Bebauungsplans ergäbe sich allerdings ein „Widerspruch“, da die private Grünfläche auch als solche im Landschaftsplan hinterlegt sei. Diesen gelte es zunächst zu lösen.

Der Eigentümer plant ein Wohnquartier

Die Firma Dana Invest GmbH, derzeitiger Eigentümer des Areals, hat ein großes Interesse an einer Lösung. Sie möchte auf dem Grundstück etwa 300 bis 450 Wohnungen errichten. Davon soll mindestens ein Drittel öffentlich gefördert sein. Bei dem Rest soll es sich um freifinanzierte Miet- und Eigentumswohnungen handeln. „Junge Familien sollen hier ebenso Platz finden wie ältere Menschen, aber auch genossenschaftliches Wohnen“ schreibt Michael Vesper. Der ehemalige Bauminister des Landes NRW berät als Partner der Ole von Beust Beratungsgesellschaft die Firma Dana Invest. Geplant sei auch eine Kita, schreibt er, ein Park mit Sportplätzen und ein Quartiershaus als Treffpunkt für Weiden.

Das Quartier solle auf den bereits versiegelten Flächen entstehen, ergänzt um eine Bebauung der noch grünen Ecken direkt an der Ignystraße. Es soll autofrei sein und zwei Tiefgaragen erhalten. Rund ein Drittel des Grundstücks soll in eine öffentlich zugängliche Parkanlage umgewandelt werden. Die konkrete Ausgestaltung soll in Planungswerkstätten mit renommierten Architekten und Beteiligung der dort wohnenden Menschen erarbeitet werden.

Bürgervereine bemängeln Verdichtung bei fehlender Infrastruktur

Die Bürgervereine Junkersdorf und Weiden widersetzen sich den Plänen und fordern, dass der Betrieb „Garten Müller“ stattdessen zurückgebaut wird. Er sei 2006 im Grünzug nur ausnahmsweise als „Betrieb der gartenbaulichen Erzeugung“ zugelassen worden, schreiben sie in einer Stellungnahme. Der Kölner Westen sei bereits überproportional nachverdichtet worden, ohne dass die Infrastruktur, wie öffentlicher Nahverkehr, Verkehrswege, Schulen, Kitas, Spielplätze und vor allem öffentliche Grünflächen an den gestiegenen Bedarf angepasst worden wären. Staus und Schleichverkehr würden die Wohngebiete erheblich belasten. Das Grundstück Garten Müller sei verkehrlich nicht erschlossen und läge an einem Engpass, der nur einspurig zu befahrenden Brücke Jungbluthgasse. Weder die Brücke noch die schmalen Dorfstraßen können weiteren Verkehr aufnehmen.

Die Bezirkspolitik kritisiert Entwicklung mit Zweifeln

Auch Bezirkspolitiker ärgern sich über die Entwicklung: „Der Inhaber des Gartencenters hat den Grund und Boden als Ackerland gekauft“, sagte Marliese Berthmann (CDU), „und jetzt als Wohnbebauungsland verkauft, obwohl es zum Grünzug West gehöre.“

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Friedhelm Hilgers, enthielt sich des Beschlusses der BV und offenbarte Zweifel: Man könne ja abstrakt für den Grünzug West sein, sagte er, könne aber trotzdem angesichts der Wohnungsnot in Köln nicht die Augen davor verschließen, dass auf dem Grundstück Wohnungsbau möglich sei.