„Schon ein bisschen ungewohnt“So lief die Rückkehr zu„Click and Meet“ in Köln

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Click and Meet Köln

Der große Ansturm blieb am Mittwoch aus.

Köln – „Ab jetzt Termin-Shopping“ oder ein ebenso schlichtes wie stolzes „Wir haben geöffnet“: Die Schilder in den Schaufenstern und vor den Eingängen vieler Geschäfte kündigen die neue Regelung für das Einkaufen in Großbuchstaben an. Seit Mittwoch gilt wieder das „Click and Meet“-Prinzip.

Mit Negativtest oder Immunisierungsnachweis sowie vorheriger Terminvereinbarung dürfen Kunden nun wieder die Ladenlokale betreten. Das ist gestattet, weil die Inzidenz in Köln an fünf aufeinanderfolgenden Tagen unter 150 lag. In den ersten Stunden nach Inkrafttreten der Lockerung bleibt der große Ansturm indes aus. Größere Schlangen vor den Geschäften bilden sich kaum.

Jeden Knopf desinfizieren

„Wir haben ja den Laden gerade erst wieder auf. Das muss sich erst noch einfinden“, sagt die Verkäuferin des Kleidungs- und Accessoire-Geschäfts Kaptan & Son an der Ehrenstraße. Bislang hätten rund 50 Kunden online Termine gebucht, verteilt über die kommenden Tage. Wie für alle Geschäfte bedeutet der Publikumsbetrieb einiges an Mehrarbeit, die weit über Beratung und Verkauf hinausgeht. Alles, was die Kunden anfassen, wenn sie in der Auslage stöbern, muss desinfiziert werden. Jeder Knopf, jede Sonnenbrille, jeder Schuh. „Das macht aber nichts“, sagt die Verkäuferin, die anonym bleiben möchte. „Ich freue mich einfach, dass wieder Kunden im Laden sind.“

Kölner City 1905

In Köln dürfen die Menschen nach dem „Click and Meet“-Prinzip wieder in die Geschäfte

Wenn sich überhaupt Warteschlangen bilden, dann allenfalls vor größeren Bekleidungs- und Schuhgeschäften, zum Beispiel an der Schildergasse. Viele Läden regeln mit Absperrbändern und kleinen Theken den Zugang zu ihren Räumlichkeiten. Kunden zeigen auf dem Smartphone oder als Ausdruck ihre Negativtests, mache haben den gelben Impfausweis dabei. Mitarbeiter kontrollieren all das akribisch und gewähren Zutritt, wenn die nötigen Nachweise stimmen, oder schicken andernfalls die Shopper wieder weg. Es hat etwas von Disco-Einlass.

„Wir versuchen es spontan“

Einige Geschäfte haben QR-Codes ins Schaufenster gehängt, über die Kurzentschlossene direkt vor Ort nach freien Shoppingterminen suchen können. So wie Jessica Berger und Saskia Thoma, die sich neue Klamotten kaufen. „Wir versuchen es auch spontan“, sagt Berger, „aber wir haben auch gleich gestern in drei Geschäften Termine gebucht.“ „Endlich können wir wieder in die Läden. Es ist bei einigen Sachen einfacher als nur online zu gucken“, freut sich Thoma. „Und es ist schön gerade, weil nicht so viele Leute in den Geschäften sind“, sagt sie.

Auch bei den Baumärkten hält sich der Andrang in Grenzen. Und in den Versorgungszentren der Veedel zeigt sich ein ähnliches Bild. Auf der Venloer Straße etwa geht es nicht hektischer zu als sonst. „Wir merken eigentlich kaum einen Unterschied zu vorher“, beschreibt David Brück-Thies von der Buchhandlung Feussner in Neuehrenfeld. Dabei gilt für Büchergeschäfte einen Ausnahmeregelung. Kunden müssen nicht einmal Termine machen, hier reicht ein negatives Testergebnis oder ein Immunisierungsnachweis. „Vielleicht wird das anders, wenn mehr Menschen durchgeimpft sind“, vermutet er. „Aber als die erste Kunden vorhin im Laden in den Büchern gestöbert hat, war es schon ein bisschen ungewohnt.“ Sein Geschäft sei bisher ohnehin ganz gut durch die Pandemie gekommen. „Ich merke, dass die Leute ihre kleinen Läden unterstützen wollen. Das ist schon ein sehr schönes Gefühl“, beschreibt Brück-Thies.

Einzelhandelsverband ist noch zurückhaltend

„Ich erwarte noch nicht viel von der Lockerung. Das muss sich erst noch einspielen“, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Aachen-Düren-Köln. „Wir haben lange darauf gewartet, dass die Kunden wieder die Ladenlokale betreten dürfen. Aber es ist auch eine zweischneidige Sache.“ Die Voraussetzung der drei „G“s – getestet, geimpft, genesen – sei für die Konsumenten immer noch „eine Hemmschwelle“, berichtet Hamel. In Kombination mit einem verpflichtenden Termin sei die Sache zu kompliziert. Der Verband habe 600 bis 700 Händler nach ihrer Einschätzung gefragt. „Die meisten wünschen sich den Zugang entweder mit einem Termin oder nach den drei „G“s. Nicht aber beides“, sagt Hamel. Zudem sei es mitunter schwierig für die Geschäftsleute, die Unterlagen der Kunden über Impfung oder Negativtest rechtssicher zu kontrollieren. Es sei schon vorgekommen, dass ihnen Fälschungen vorgezeigt wurden. Und in solchen Fällen hafte der Händler, was für Verunsicherung sorge. Hamel fordert „einheitliche Leitlinien“ bei den Nachweisen, am besten müssten sie in eine offizielle App integriert sein.

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Und auch bei den Testzentren sieht Hamel Nachholbedarf. Zwar gebe es rund 700 davon in Köln, jedoch seien sie ungleichmäßig über die Stadt verteilt. „Wir brauchen mehr Testzentren in den Veedeln“, sagt Hamel, damit sich Kunden „in Geschäftsnähe“ kurzfristig testen lassen könnten. „Denn jetzt, wo die Geschäfte zugänglich sind, gibt es ja noch mehr Grund, sich testen zu lassen.“

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