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„Bahngleise waren der Laufsteg“Kenianischer Mode-Designer zeigt in Köln Film über Fashion Week im Slum

Lesezeit 3 Minuten
Kibera Fashion Week, Mode-Designer David Avido Ochieng will die Leute aus Kibera dazu inspireren, ihre eigene Kreativität zu entdecken.

Kibera Fashion Week, Mode-Designer David Avido Ochieng will die Leute aus Kibera dazu inspireren, ihre eigene Kreativität zu entdecken. 

David „Avido“ Ochieng ist bei den Filmvorführungen im Allerweltshaus und im Turistarama präsent. Auch ein Workshop und ein Panel finden statt.

Den kenianischen Modedesigner David „Avido“ Ochieng zieht es immer wieder nach Köln. Er kommt aus Kibera, von dem bis heute niemand weiß, wie hoch die Einwohnerzahl eines der größten Slums Afrikas ist. Es liegt südwestlich der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Müll und dicht aneinander gedrängte Wellblech-Hütten dominieren das Bild. Doch was hier auch zuhauf vorhanden ist und kaum wahrgenommen wird: die Kreativität der Menschen.

Am Sonntag, 29. Juni, und Donnerstag, 3. Juli, zeigt Avido in Kooperation mit dem Global South Studies Center der Universität zu Köln und dem Verein Pambazuka Swahili Kultur eine Filmdokumentation über die Kibera Fashion Week, die Avido vor ein paar Jahren in seiner Heimat Kibera mit Menschen vor Ort auf die Beine gestellt hat.

„Fotografie, Make-Up-Artist, Mode, Design, Schmuck – all diese Bereiche werden gezeigt. Avido möchte Vorbild sein und den Leuten dort eine Bühne geben, damit sie was aus ihren Talenten machen können“, sagt Ruven Börger, Freund des Designers, der bei der Organisation der Events in Köln unterstützt. Im Trailer zum Film sagt der Modedesigner, der für sein Label „lookslikeavido“ traditionelle afrikanische Printmuster mit moderner Streetwear-Elementen kombiniert: „Als wir letztes Jahr die Kibera Fashion Week gemacht haben, waren die Eisenbahngleise unser Laufsteg.“

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Kibera Fashion Week: Selbstbewusstsein schaffen durch Mode und Kreativität

17.07.2019  Köln  Uniwiese  Modeprojekt mit Kenianischen Mode Designer und seinem Geschäftspartner

Foto: Csaba Peter Rakoczy

David Avido Ochieng besuchte war 2019 schonmal in Köln, um sein Modelabel zu präsentieren. Freund und Unterstützer Ruven Börger hilft bei Kontakten vor Ort. (Archivbild)

Avido inspiriert dabei mit seiner eigenen Geschichte vom kleinen Jungen im Slum, der es zum Designer geschafft hat. „Die Leute hier kennen den Glamour normalerweise aus dem Fernsehen, in ihren eigenen Straßen gibt es keinen. Wir waren nicht in der Lage, die Fähigkeiten in uns selber zu sehen“, sagt er im Trailer zum Film. Doch damit soll Schluss sein: Er will mit der Kibera Fashion Week die lokale Produktion fördern, die globalen Hierarchien der Modeproduktion und des -konsums infrage stellen und den nachhaltigen Charakter der vor Ort erdachten und hergestellten Mode stärken. 

Darüber kann man auch in Köln persönlich mit ihm sprechen: Im Anschluss an die Veranstaltung im Allerweltshaus am 29. Juni um 14 Uhr gibt es einen Workshop mit Avido zum Thema „Kreativität und Inspiration“, nach der Filmvorstellung im Turistarama am Mauritiussteinweg am 3. Juli gibt es eine Diskussion: Auf dem Podium sitzen Avido, Kalie Cheng, Co-Gründer von PlasticToBeans, Gerda Kuiper vom Global South Studies Center und die in Köln lebende Sängerin Treesha. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei.

Models in Kibera im Rahmen der Fashion Week

Kibera Fashion Week, Mode-Designer David „Avido“ Ochieng will die Leute aus dem Slum zu ihrerem Selbstbewusstsein verhelfen und die Kreativität in Kibera zeigen.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat Avido vor der Pandemie in Köln getroffen, als er sein Label in Europa bekannter machen wollte. Beim Summerjam 2019 traf er Musiker Agent Sasco, um ihn für die Show einzukleiden. Es war nicht der einzige Musiker, der das kenianische Label unterstützt: auch Chronixx, Richie Spice, Popcaan und der deutsche Rapper Megaloh trugen schon die Klamotten von Avido. Dieser hat sein Label zunächst im Ein-Zimmer-Apartment in Kibera gegründet, wo er nicht nur die Entwürfe zeichnete, sondern die Kleidung zunächst selber nähte. Später vergrößerte er sich und beschäftigt mittlerweile viele Näherinnen aus Kibera selbst, wo er weiterhin lebt und wirkt.