Baudezernent nennt Zahl „enttäuschend“Nur 2000 neue Wohnungen in Köln gebaut

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Der Weg zum Bauen dauert viel zu lange.

Der Weg zum Bauen dauert viel zu lange.

Köln – In Köln sind im vergangenen Jahr lediglich 2000 neue Wohnungen entstanden – damit ist ein neuer Negativrekord erreicht. Noch nie sind in den vergangenen zehn Jahren so wenige Wohnungen gebaut worden. Die Stadt hat damit erneut das selbst gesetzte Ziel von 6000 zusätzlichen Wohnungen pro Jahr deutlich verfehlt.

Der für das Thema verantwortliche Baudezernent Markus Greitemann nahm die schlechte Nachricht am Mittwoch unerwartet gefasst auf. Die Zahl der Fertigstellungen sei „enttäuschend“, räumte er zwar ein. Er hatte aber auch eine Erklärung zur Hand: den höchsten Bauüberhang seit mehr als 20 Jahren. Dabei handelt es sich um bereits von der Stadt genehmigte Bauvorhaben, die allerdings noch nicht gebaut werden oder sich noch in einem Rohbauzustand befinden. Der Bauüberhang umfasst für das Jahr 2020 rund 8700 Wohnungen. „Diese Zahl müssen wir unbedingt runterkriegen“, sagt Greitemann. Die Stadt befinde sich bereits in „intensiven Gesprächen mit der Bauindustrie“.

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Als einen zentralen Grund dafür, dass die Wohnungsunternehmen die 8700 Wohnungen nicht fertiggestellt bekommen haben, sieht Greitemann die extrem gestiegenen Preise für Material wie Holz und Kunststoffe und Lieferschwierigkeiten. Die Situation sei darauf zurückzuführen, dass der harte Lockdown im Frühjahr 2020 die Produktion unterbrochen habe. „Handwerker aus dem Eu-Ausland hatten außerdem Schwierigkeiten, einzureisen“, so Greitemann. Das gelte vor allem für die Arbeitskräfte aus Europa, die in Köln auf den Baustellen „stark im Einsatz“ seien. Die Unternehmen seien aufgrund dieser Situation zurzeit zögerlich bei der Beauftragung von Baufirmen.

35 Prozent mehr Genehmigungen als im Vorjahr

Beim Blick auf die Leistung der Stadtverwaltung zeigte sich Greitemann zufrieden, da die erteilten Baugenehmigungen gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent zunahmen. „Wir können uns in diesem Bereich dennoch noch weiter beschleunigen, ebenso bei der Schaffung von Planrecht“, räumte Greitemann ein.

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Das sieht auch Martin Frysch, Geschäftsführer der Wohnungsgenossenschaft Köln-Sülz, weiterhin als Problem. „Der Bauüberhang ist der faktische Überhang der Baugenehmigungen“, sagt er. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit liege in Köln bei 15 Monaten. Ein Wohnungsbauunternehmen könne erst dann ein Bauunternehmen beauftragen, wenn die Baugenehmigung vorliegt. „Das wäre sonst wirtschaftlich nicht tragbar, und deshalb dauert es, bis es mit dem Bauen losgehen kann“, sagt Frysch. Die digitale Bauakte könnte helfen, um Baugenehmigungen schneller zu bearbeiten.

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Thomas Tewes, Hauptgeschäftsführer des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins, sieht das ähnlich. „Die Bauüberhänge gibt es schon seit langer Zeit“, sagt er. Es liege nicht zwingend am Bauherrn, wenn nach Erteilung der Baugenehmigung nicht direkt gebaut wird. Ein Problem sei die lange Bearbeitungszeit in der Verwaltung, ein anderes mögliche Einsprüche von Nachbarn. Es fehle in Köln zudem weiterhin an einer Stellplatzsatzung, die die Baukosten senken würde. Die fehlende Planungssicherheit werfe viele Kalkulationen über Bord. „Der Bauüberhang ist kein Grund, sich jetzt zurückzulehnen“, sagt Tewes. In Städten wie Hamburg und München würde auch in Relation zur Größe deutlich mehr gebaut als in Köln.  

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