Maria Clara Groppler„Als hätte ich jemanden umgebracht, weil ich Witze aufsage“

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Comedy-Jungstar Maria Clara Groppler 

  • Comedienne Maria Clara Groppler spricht gerne über ihr Sexleben, feuchte Träume oder ungefragt erhaltene Dickpics.
  • Vielen ist die Wahlkölnerin deshalb zu unbequem. Wenn ihre männlichen Kollegen über Sex sprechen, sei das akzeptierter, findet sie.
  • Die 21-Jährige sieht sich Anfeindungen in sozialen Netzwerken ausgesetzt. Dabei steckt hinter ihrer Comedy mehr als nur plumpe Witze.

Köln – Eine Stellenbeschreibung für Comediennes könnte lauten: „Selbstbewusste Frau mit beißendem Witz und Ausstrahlung gesucht.“ Was dort nie stehen würde, aber als Warnung berechtigten Platz hätte, wäre: „Muss Hasskommentare über sich ergehen lassen, die sie auf ihr Äußeres reduzieren.“

Das kennt Maria Clara Groppler nur zu gut. Sie lächelt gelassen, während sie erzählt, dass sie offenbar für böses Blut in den sozialen Netzwerken sorgt. „Ich bin zufrieden mit meinen ersten Nightwash-Auftritten. Die Kommentare der Leute lesen sich aber so, als hätte ich jemanden umgebracht, nur weil ich ein paar Witze aufsage“, sagt die 21-Jährige.

Vielen ist die Wahlkölnerin zu unbequem: Sie spricht von feuchten Träumen und vergangenen Affären, kurz: Sie lässt tief blicken, hin und wieder auch in ihr eigenes Dekolleté, etwa wenn sie einen fehlgeschlagenen Flirtversuch vorführt und sich dabei demonstrativ zum Publikum hinüberbeugt. Ihre Stimme bleibt dabei stets unverändert. Der trockene Ton und der derbe Humor irritieren auf den ersten Blick, denn Groppler weiß gekonnt mit dem Image der „niedlichen jungen Frau“ zu spielen, aus deren Mund dann, so die Vorwürfe, „vulgäre Inhalte“ kommen.

„Es ist traurig, aber leider ist es eben so“

„Mir fällt auf, dass wenn Kollegen auf der Bühne über ihr Sexleben berichten, das dann als normal aufgefasst wird. So als ob Männer Sex hätten und Frauen nicht, überspitzt gesagt“, sagt Groppler, die seit zwei Jahren in Köln lebt und aus Kleinmachnow bei Berlin stammt.

„Natürlich sagen manche: Die redet nur über Sex oder Dickpics (Penis-Fotos, die Männer ungefragt verschicken), aber die meisten verstehen den Hintergrund dieser Witze nicht, oder warum ich das zum Thema mache oder sogar muss. Es ist eine Kritik an diejenigen, die solche Fotos in Nachrichten verschicken und nicht verstehen, dass es nicht lustig, löblich oder nötig ist“. Auch die Moderatoren Joko und Klaas machten in ihrer kürzlich ausgestrahlten Sendung „Männerwelten“ auf das Problem der sexuellen Belästigung und Gewalt aufmerksam. „Mir ist durch die Sendung voll bewusst geworden, dass das quasi auch dazugehört, wenn man als Frau in der Öffentlichkeit steht. Es ist traurig, aber leider ist es eben so, sonst könnte ich den Job nicht machen“.

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Hinter ihrer Comedy steckt mehr als vermeintlich plumpe, pseudo-anstößige Inhalte: Es fallen auch Sätze wie: „Ich kann das verstehen, dass Männer mehr verdienen: Sie haben ja auch mehr erfunden, zum Beispiel das Konzept, dass sie mehr verdienen.“ Oder: „Die Forschung der Anti-Baby Pille für den Mann wurde eingestellt, weil sie Nebenwirkungen hatte: Stimmungsschwankungen“.

Erste Gehversuche auf offenen Bühnen

Ihre ersten Comedy-Gehversuche machte Groppler auf offenen Bühnen in Berlin. Nach Köln kam sie, um zu studieren. „Auch wegen meiner Comedy-Leidenschaft und der TV- und Radio-Sender bot sich das an. Ich habe mich richtig verliebt in die Stadt“. Mittlerweile hat sie das Studium an den Nagel gehängt. Zu voll sei der Terminplan, in Vor-Corona-Zeiten tourte sie fast allabendlich durch die Republik. In der Comedy-Szene Kölns ist Groppler fest etabliert. In der Kneipe Hillebrands moderiert sie zusammen mit Comedian-Kollege Tobi Freudenthal das Format „Killer Comedy Köln“, bei dem Newcomer die Chance haben, sich auszuprobieren. Hier übt Groppler auch selbst noch: „Ich würde nie einen ungetesteten Witz im Fernsehen bringen. Testen ist für mich sehr wichtig, um besser zu werden.“

Statt Live-Auftritten ist Maria Clara Groppler derzeit virtuell unterwegs: Neben ihren Kanälen in den sozialen Netzwerken ist sie auf der neuen Comedy-App „Smyle“ zu sehen: Hier werden bis zu zehnminütige Gags und Sketche gezeigt.

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