Mordfall in KölnWas verraten die Blutspuren im Fiat Panda? Anwalt äußert Zweifel

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In diesem Fiat Panda soll das Opfer erschossen worden sein.

Köln – Im Mordprozess um eine verbrannte Frauenleiche sagte am Freitag im Landgericht ein Ermittler der Spurensicherung aus. Der Mann berichtete von diversen Blutanhaftungen in einem Fiat Panda – dem Auto, in dem das Opfer Silvia B. (31) laut Staatsanwaltschaft im Dezember 2020 erschossen worden war. Beschuldigt ist der damalige Liebhaber der Frau, ein 35-jähriger Familienvater aus Ossendorf.

Fiat Panda mit Blutanhaftungen in Chorweiler gefunden

Nach vierwöchiger Fahndung konnte die Polizei den gesuchten Fiat in Chorweiler sicherstellen. Das Fahrzeug war offenbar professionell gereinigt worden. Dennoch konnten die Ermittler auch unter UV-Licht noch diverse Blutanhaftungen entdecken, etwa am Dach oder in den Lautsprechern. Auch an einem Brief des Opfers fanden sich Blutspuren. Aber nicht nur, wie der Verteidiger einhakte.

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Ein Wachtmeister führt den Angeklagten zum Prozessauftakt in Saal 7 des Kölner Landgerichts, links Verteidiger Abdou Gabbar.

Anwalt Abdou Gabbar will Stockflecken auf dem Brief erkannt haben. „Ich komme aus dem überfluteten Erftstadt, im Keller meines Elternhauses sieht das Papier auch so aus“, sagte Gabbar. Der Brief im Auto sei offenbar durchnässt gewesen. Das passe mit einer Zeugenaussage zusammen, wonach der Innenraum des Autos nicht nur nass gewischt, sondern mit Druck abgespritzt worden sei.

Wurde das Spurenbild verfälscht?

Der Strafverteidiger wollte offenbar darauf hinaus, dass das Spurenbild im Auto durch die Reinigung verfälscht worden sein könnte. Die Dinge seien nicht immer so, wie sie schienen, hatte Gabbar zum Prozessbeginn etwas nebulös formuliert und erklärt, von der Unschuld seines Mandanten überzeugt zu sein. In diesem Zusammenhang könnte auch ein Einschussloch noch eine große Rolle spielen.

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Der Zeuge von der Spurensicherung hatte am Freitag berichtet, dass im Fußraum der Beifahrerseite im Fiat Panda ein Projektil  gefunden wurde. Dieses könnte von einem Durchschuss stammen, der den Kopf des Opfers getroffen hatte. Ein Gutachter muss klären, ob die Flugbahn der Kugel mit den bisherigen Ermittlungsergebnissen zusammen passt. Offenbar zweifelt der Anwalt das an.

Verteidiger vertritt die Theorie eines anderen Täters

Verteidiger Gabbar vertritt die Theorie, dass ein anderer Täter die Schüsse abgegeben habe. Womöglich von der Rückbank aus? So hatte Gabbar im Prozess die Frage aufgeworfen, warum der hintere Bereich des Autos nicht nach Schmauchspuren untersucht worden sei. Sollte das Auto noch sichergestellt sein, könnte man das nachholen, so der Ermittler auf Nachfrage der Richterin.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten konkret vor, sein Opfer nach dem Aussteigen aus dem Auto durch die Beifahrertür mit zwei Kopfschüssen getötet zu haben. Ein Bekannter habe beim Beseitigen der Leiche geholfen. Der verbrannte Körper wurde später von einer Familie an einem Feld bei Ochtendung in Rheinland-Pfalz gefunden. Dem Angeklagten droht eine lebenslange Haftstrafe.

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