MoscheeWie die Ditib das gestörte Verhältnis zu den Kölnern verbessern will

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Die Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld

Die Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld

  • Das Verhältnis zwischen der Stadt Köln und den Vertretern der Ditib-Moschee in Ehrenfeld ist extrem belastet, nicht zuletzt seit der offiziellen Eröffnung der Moschee durch Erdogan im vergangenen Jahr.
  • Damals waren keine Kölner Politiker eingeladen worden. Einen Tag nach der Bombendrohung kündigte die Ditib verschiedene Maßnahmen und Aktionen an, um das Vertrauen bei den Kölnern zurückzugewinnen.
  • Daneben kündigt sie aber auch eine Ausbildungs-Offensive für Imame in Deutschland an. Die konkreten Pläne.

Köln – Die Türkisch-Islamische Union (Ditib) will einen Schritt auf die Stadt Köln zugehen und versuchen, die Gräben der Vergangenheit zu schließen. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch im Ausstellungssaal der Zentralmoschee in Ehrenfeld stellten vier Vorstandsmitglieder um Ditib-Chef Kazim Türkmen zudem neue Projekte vor. Demnach plant der größte Muslimverband Deutschlands eine Ausbildungsoffensive für deutschsprachige Imame, die nach ihrem Abschluss in den Ditib-Moscheen arbeiten sollen.

Die einstündige Pressekonferenz war von der Bombendrohung überschattet, wegen der tags zuvor der Moscheekomplex evakuiert werden musste. „Das war der traurige Tiefpunkt von Angriffen auf Moscheen in Deutschland“, sagte Türkmen. Das Sicherheitsempfinden der Mitarbeiter sei „erheblich gestört“. Die Entwicklung betrachte er mit Sorge. Es gebe vermehrt einen Zusammenhang zwischen der gesellschaftlichen Debatte und Angriffen auf Muslime. Dennoch sei die Ditib bereit, ihren Teil zur Solidarität und zum Zusammenhalt der Gesellschaft beizutragen. „Deutschland ist unsere Heimat“, betonte Generalsekretär Abdurrahman Atasoy gleich mehrfach.

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Die Polizei sperrte am Dienstag den Bereich rund um die Zentralmoschee in Köln.

Die Polizei versucht indes weiterhin, den Verfasser der anonymen Drohmail zu identifizieren. Vermutet wird der Täter im rechtsextremen Spektrum.

Um das spätestens seit der Moschee-Eröffnung mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Ende September 2018 schwer gestörte Verhältnis zur Stadt wieder zu befrieden, hat die Ditib eine „Plattform für den Dialog und das Zusammenwachsen der Kölner Zentralmoschee mit der Stadtgesellschaft Köln“ gegründet. Dafür sei ein eigenes Team abgestellt worden, hieß es. Ab Oktober sollen unter anderem Teeabende und Kaminsitzungen ausgerichtet werden.

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Außerdem wolle man wieder das Gespräch mit Akteuren aus der Zivilgesellschaft und der Kommunalpolitik suchen. Das eigentlich für dieses Frühjahr geplante Straßenfest, das wegen der Verwerfungen mit der Stadt erst gar nicht terminiert worden war, soll nun im nächsten Jahr stattfinden. Das Büro der Oberbürgermeisterin sei über die neue Plattform informiert, sagte Zekeriya Altug, Abteilungsleiter für Außenbeziehungen.

Imam-Ausbildung in der Eifel

Kernpunkt der Pressekonferenz aber war die Imam-Ausbildung. Die Ditib kündigte an, in Zukunft nicht mehr auf türkische, sondern vermehrt auf in „Deutschland geborene und hier sozialisierte“ Religionsbeauftragte zu setzen, erklärte Seyda Can, Leiterin der Abteilung für Bildung und Forschung. Als Ausbildungszentrum soll ein Haus in Dahlem in der Eifel dienen, das der Verband nach eigenen Aussagen gekauft hat. Schon jetzt seien 120 der insgesamt mehr als 1000 Religionsbeauftragen in den 857 Ditib-Moscheegemeinden nach ihrem Theologie-Studium in der Türkei in Deutschland zu Imamen ausgebildet worden. Die Finanzierung könne die Ditib aus eigenen Mitteln stemmen. Die Gehälter jedoch würden von der Diyanet bezahlt, der türkischen Religionsbehörde, an deren Tropf die Ditib nach wie vor hängt.  

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