Punkrock-Kneipe Limes„Ich fand Mülheim schon immer den geilsten Stadtteil Kölns“

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Limes-Wirt Andreas Herzog liebt den FC St. Pauli, Punk-Musik und sein Veedel Mülheim.

Köln-Mülheim – Andi, wie Andreas Herzog von allen genannt wird, hat zwei Leidenschaften: Punkrock und Pauli. Beide haben unübersehbar ihren Platz im Limes. So unscheinbar die Kneipe auf der Mülheimer Freiheit von außen ist, so beeindruckend ist sie von innen. Eine riesige Fahne des Fußballclubs St. Pauli hängt neben der Theke, daneben prangt eine Leuchtreklame der Hamburger Biermarke Astra. Nahezu jeder Fleck ist mit politischen Stickern und Aufklebern von Bands verziert. Eine kleine Bühne im hinteren Teil der Location und zwei Kicker-Tische im vorderen Bereich gehören ebenfalls zur festen Ausstattung.

In den Anfängen des Limes hat Andi noch die Spiele des Hamburger Kultvereins gezeigt, das ist ihm mittlerweile viel zu teuer. Dies gilt auch für die Mieten in Mülheim. Ein Verdrängungsprozess hat begonnen, den der 51-Jährige kritisch sieht. Er hofft, dass sein Stadtteil seinen Charakter behält und das Limes auch die nächsten zehn Jahre Bestand hat.

Wie hat sich Mülheim in den letzten Jahren verändert?

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Als wir das Limes vor zehn Jahren eröffnet haben, haben wir uns anfangs schwergetan. Dann sind nach und nach immer mehr junge Leute nach Mülheim gezogen – vor allem viele Studenten, die bezahlbare Wohnungen gesucht haben. Das hat dem gesamten Stadtteil gutgetan. Künstler sind auch immer mehr gekommen. In den letzten drei bis vier Jahren hat sich das mehr und mehr zum Hipster-Viertel verändert. Ich habe Angst um Mülheim. Die riesigen Bauprojekte werden das Viertel verändern. Im Veedel gibt es jetzt schon Läden, die total überteuerten Kram anbieten, den keiner braucht – und die halten sich sogar. Das ist bedenklich und bedroht die Subkultur.

Wie kamen Sie von Ihrem Geburtsort Löffingen im Schwarzwald nach Köln-Mülheim?

Ich bin schon früh weg aus meiner Heimat. Nach meinem Zivildienst und der Ausbildung zum Heilerziehungspfleger bin ich zunächst nach Berlin, dann nach Hamburg. Für mich zählte nur Punk und Pauli. Ich war jahrelang in der Ultraszene aktiv. Vor etwa 25 Jahren bin ich dann nach Köln gezogen. Zuerst wohnte ich in Kalk, und lebe jetzt seit fast 20 Jahren in Mülheim. Ich habe mir in den Städten immer das Viertel mit der höchsten Dönerbuden-Dichte ausgesucht.

Diese südländische Art mag ich einfach, und ich fand Mülheim schon immer den geilsten Stadtteil Kölns. Hier spielt sich einfach viel auf der Straße ab. Das ist echte Lebensqualität für mich.

In meinem Viertel bin ich von Menschen umgeben, die nicht nur nach materiellen Werten streben. Aber auch die Architektur gefällt mir, es gibt hier so viele schöne Häuser.

Gerade am Wochenende geht es hoch her im Limes. Was sagen die Nachbarn?

Wir haben mit niemandem Probleme. In zehn Jahren gab es hier über 500 Konzerte, und trotzdem verstehen wir uns gut mit allen um uns herum. Es ist eben wichtig, dass man mit den Menschen redet. Und wenn mal was aus dem Ruder gelaufen ist, muss man den Arsch in der Hose haben, sich zu entschuldigen. Im Sommer zum Beispiel, wenn bei uns immer die Fenster offen sind, finden bei uns überhaupt keine Konzerte statt, das wäre eine zu hohe Belästigung. Außerdem sind alle Auftritte bei uns um 22.15 Uhr vorbei.

Passt das Limes in den Stadtteil?

Absolut. Wenn es irgendwo ein Veedel gibt, wo ein Punkrock-Schuppen gefehlt hat, dann Mülheim. Hier wohnen und leben einfach viele Menschen mit der Liebe zu dieser Musikrichtung. Der Stadtteil hat so einen Laden verdient. Außerdem sind wir ja auch weit mehr: Unter der Woche sind wir eine ganz normale Veedelskneipe, und am Wochenende lassen wir es halt gerne krachen.

Zur Person

Andreas Herzog ist 51 Jahre alt, gelernter Heilerziehungspfleger und hat eine 14-jährige Tochter. Seit rund 25 Jahren lebt der gebürtige Schwarzwälder in Köln. Vor zehn Jahren eröffnete er die Punkrock-Kneipe Limes auf der Mülheimer Freiheit, wo regelmäßig Konzerte stattfinden.

Steckbrief

Was mir an Mülheim gefällt: Ich mag einfach die Art der Leute hier. Vielleicht geht es hier etwas ruppiger zu als anderswo, aber auch ehrlicher. Das ist verbesserungswürdig: Statt das ganze Geld des EU-Projekts „Mülheim 2020“ in Straßenschilder und seltsame Verkehrskonzepte zu stecken, sollte man bedürftigen Familien mal einen Tausender schenken. Mein Lieblingsort in Mülheim: Ganz klar das Mäuerchen unten direkt am Rhein. Da sitze ich gerne und schaue den großen Schiffen zu, die vorbeifahren.

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