Interaktive Abfall-AnalyseWas landet in Köln und der Region alles im Müll?

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Müll, überwiegend aus dem sogenannten Gelben Sack, wird nach der Anlieferung in der Abfallverwertungsanlage von einem Radlader transportiert.

Was genau landet in Köln und der Region eigentlich im Müll? Wir haben uns die Daten genauer angeschaut.

Wir haben uns genauer angeschaut, was die Menschen in Köln und der Region alles entsorgen, wo besonders viel Abfall anfällt und was damit geschieht.

Es ist ein so alltägliches Bild, dass es den meisten von uns gar nicht groß auffallen wird: Mülltonnen, die auf der Straße stehen und auf Abholung warten. Doch was ist da eigentlich drin? Und hat sich unser Abfall in den vergangenen Jahren verändert? Wir haben uns die Daten für Köln und Region einmal genauer angeschaut.

Beginnen wir mit einer Schätzfrage: Was glauben Sie, wie viel Müll haben Sie im vergangenen Jahr produziert? (Erst tippen, dann weiterlesen!)

So viel Müll produzieren die Menschen in Köln und Region jedes Jahr

Die Auflösung: ungefähr so viel, wie ein ausgewachsener Eisbär wiegt. Die Menschen in Nordrhein-Westfalen kamen im Jahr 2021 auf ein durchschnittliches Pro-Kopf-Abfallaufkommen von 491,7 Kilogramm. Je nach Gemeinde unterscheiden sich die Zahlen geringfügig. Köln liegt zum Beispiel mit durchschnittlich 509,4 Kilogramm Abfall pro Kopf leicht über dem NRW-Durchschnitt, im Oberbergischen sowie im Rheinisch-Bergischen Kreis ist mit 451,2 Kilogramm pro Kopf weniger Müll angefallen. 

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Besonders hervor sticht im Jahr 2021 der Kreis Euskirchen. Mit einem Abfallaufkommen von 968 Kilogramm pro Kopf liegen die Menschen hier deutlich über dem NRW-weiten Durchschnitt. Die Erklärung dafür ist so simpel wie dramatisch: Durch die Flutkatastrophe, die im Juli 2021 für große Zerstörungen sorgte, fiel in den stark betroffenen Landkreisen besonders viel Abfall an, der Großteil davon Sperrmüll.

Auf der Straße von Flamersheim nach Kirchheim im Kreis Euskirchen türmt sich nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 der Müll.

Auf der Straße von Flamersheim nach Kirchheim im Kreis Euskirchen türmt sich nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 der Müll.

Ein Blick auf die Statistik zeigt: Die Abfallmengen haben sich in den vergangenen Jahren nur unwesentlich verändert und liegen – leichte Schwankungen inbegriffen – stets bei knapp unter 500 Kilogramm pro Kopf. Der Trend zeigte im vergangenen Jahr jedoch in ganz Nordrhein-Westfalen leicht nach oben. „Im Jahr 2021 wurden in Nordrhein-Westfalen mit 8,8 Millionen Tonnen 2,4 Prozent mehr Haushaltsabfälle eingesammelt als ein Jahr zuvor"“, heißt es in einer Analyse des Statistischen Landesamts.

Wie genau setzt sich unser Abfall zusammen?

Doch wie genau setzt sich unser Abfall eigentlich zusammen? Was genau werfen wir so Tag für Tag weg? Auch hierzu erfasst das Statistische Landesamt NRW genaue Daten: Haus- und Sperrmüll tragen in Nordrhein-Westfalen den größten Anteil an den jährlich anfallenden Abfällen. Mit rund 47 Prozent machen sie knapp die Hälfte aus. Etwas mehr als ein Viertel (27,8 Prozent) entfallen im NRW-Schnitt auf sogenannte „getrennt erfasste Wertstoffe“. Darunter verstehen die Statistikerinnen und Statistiker wiederverwertbare Abfälle aus Sammelbehältern, also beispielsweise Abfälle aus der gelben Tonne, Glas, Papier, Metalle, Kunststoffe oder Textilien. Es folgen Abfälle aus der Biotonne (15,4 Prozent) sowie Garten- und Parkabfälle (9,5 Prozent).

Auffällig ist, dass die Zusammensetzung der Haushaltsabfälle je nach Gemeinde Unterschiede aufweist: „Die Abfallmenge des Haus- und Sperrmülls ist insbesondere in den kreisfreien Städten entlang des Rheins, im bergischen Städtedreieck und im Ruhrgebiet am höchsten. In den eher ländlich geprägten Kreisen im nördlichen Westfalen und Ost-Westfalen-Lippe sind die Anteile der organischen Abfälle am höchsten“, heißt es in der Analyse des Statistischen Landesamts.

Der Grund dafür dürfte unter anderem sein, dass die Menschen in eher ländlich geprägten Gebieten öfter einen Garten haben als in urbanen Räumen und dadurch mehr organische Abfälle anfallen. Gerade in Stadtgebieten wie Köln kommt hinzu, dass viele Haushalte über keine Biotonne verfügen und zahlreiche organische Abfälle daher im Restmüll entsorgt werden. Bis zu 40 Prozent des Kölner Restabfalls bestehen demnach aus Bioabfall. In die Statistik fließen sie dann in der Kategorie Haus- und Sperrmüll mit ein.

Im rückblickenden Vergleich ist zu erkennen, dass sich der Anteil der Bio-Abfälle seit 2004 von 5,5 Kilogramm auf durchschnittlich 42,9 Kilogramm im Jahr 2021 nahezu verachtfacht hat. Prozentual gesehen machen Abfälle, die in der Biotonne landen, in Köln jedoch lediglich acht Prozent aus – also knapp halb so viel wie im NRW-weiten Durchschnitt. Um dieses Problem langfristig in den Griff zu bekommen, soll in einem der neun Kölner Stadtbezirke nun im Rahmen eines Modellprojekts die Anschaffung einer Biotonne verpflichtend werden.

Was können wir tun, um weniger Müll zu produzieren?

Eine gute Nachricht vorab: Bereits heute wird ein Großteil der in Deutschland produzierten Abfälle recycelt, nämlich rund 70 Prozent. Knapp zwölf Prozent werden energetisch verwertet, „also beispielsweise in Müllheizkraftwerken verbrannt und für die Strom- und Wärmeerzeugung genutzt“, erklärt das Statistische Bundesamt.

Dennoch kann jede und jeder von uns etwas dafür tun, dass die jährliche Müllmenge reduziert wird. Das Kölner Abfallwirtschaftsunternehmen AWB gibt dazu zahlreiche nützliche Tipps – hier einige Beispiele:

  • Prüfen Sie bei Lebensmitteln mit abgelaufen Mindesthaltbarkeitsdatum, ob diese noch verwendbar sind. Die meisten Lebensmittel, wie Nudeln, Reis, Mehl, Zucker, Salz oder Konserven sind länger haltbar als angegeben.
  • Kompostieren Sie selbst! Sogar, wer keinen Garten hat, kann mittlerweile in der Wohnung geruchsarm selbst kompostieren und so Abfälle recyceln und wertvollen Blumendünger herstellen.
  • Kaufen Sie Nachfüllpackungen, zum Beispiel für Duschgel, Seife oder Wattestäbchen. Diese haben häufig weniger Verpackungsmaterial und sind daher umweltfreundlicher.
  • Kaufen Sie Produkte, die nicht verpackt sind. Lassen Sie sich lose Ware, wie zu Beispiel Brot, Obst oder Fleisch, in mitgebrachte Behälter abfüllen.
  • Verzichten Sie auf den Coofee-to-go Becher. 180.000 Einwegbecher für Heißgetränke werden täglich alleine in Köln benutzt und weggeworfen. Zahlreiche Lokale bieten inzwischen Mehrwegbecher an. Mehr Infos dazu unter www.coffee-to-go.koeln.

Aber wie viel bringen solche Tipps tatsächlich, angesichts der Tatsache, dass der Anteil der Haushaltsabfälle am gesamten Müllaufkommen in Deutschland lediglich 12,3 Prozent beträgt? Die meisten Abfälle hierzulande, nämlich deutlich mehr als die Hälfte des gesamten Mülls, entstehen bei Bau- und Abbrucharbeiten. Gewerbeabfälle machen mit 11,4 Prozent einen ähnlichen Anteil aus wie Haushaltsabfälle. Um die jährliche Abfallmenge dauerhaft zu reduzieren, sind also nicht nur die Endverbraucherinnen und Endverbraucher gefragt.

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