Nach jahrelanger PlanungKölner Stadtrat gibt grünes Licht für neue Freizeitattraktion

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Florian von Stein (l.), Sprecher der Eigentümergemeinschaft, und Investor André van den Höövel

Köln – Das frühere Neubrücker Baggerloch kann zum Freizeitparadies „Rather See“ umgewandelt werden. Entstehen sollen dort mit zwei von Elektromotoren betriebene Anlagen für Wasserski und Wakeboard, eine kleine, mobile Übungsbahn für Anfänger sowie ein Strandbad-Bereich mit Liegewiesen. Die letzte Hürde, dort künftig Freizeitnutzung und Naturschutz in Einklang zu bringen, ist nun genommen.

Der Stadtrat hat dem Bebauungsplan-Entwurf für das Projekt am Donnerstag mehrheitlich gegen die Stimmen von Grünen, Linken und der Ratsgruppe GUT zugestimmt. Während SPD, CDU und FDP das Vorhaben als „Attraktion für das rechtsrheinische Köln“ ausdrücklich lobten, kritisierten Grüne, Linke und GUT den aus ihrer Sicht erheblichen Eingriff in die Umwelt. Sie scheiterten allerdings mit ihrem Gegenantrag, am Ufer lediglich einen Badestrand zuzulassen.

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Der Rather See

„Nun haben wir nach all den Jahren endlich Planungssicherheit und können loslegen. Die fertigen Pläne liegen schon seit neun Monaten beim Bauamt. Im April 2021 wollen wir eröffnen“, sagen Florian von Stein (57), der Sprecher der Eigentümergemeinschaft und Investor André van den Höövel (42). Von Stein hatte erste Kontakte mit dem Stadtplanungsamt im Jahr 2004, van den Höövel war vor zehn Jahren in das Projekt eingestiegen.

Die Eigentümer

In den Jahren 1948 bis 1950 hatte das Bauunternehmen Heumar Beton Knoll (HBK) mit der Auskiesung der zuvor von mehreren Landwirtschaftsbetrieben aus Rath genutzten Ackerflächen begonnen. Nach und nach bildete sich das Baggerloch, das nach der HBK noch von der GVEB Engel (heute: Umwelttechnik Engel) übernommen und als Zwischenlager für Baumaterialien genutzt wurde und wird. Der See hat eine Wasseroberfläche von 33 Hektar und eine Tiefe von durchschnittlich 14 Metern. Die Wasserqualität beträgt Güteklasse 0 (Trinkwasser). Die von von Stein geführte Eigentümergemeinschaft verfügt über rund 85 Prozent der Grundstücke rund um das Gewässer.

Der restlichen Parzellen gehören der Kirche – die hat inzwischen an die Eigentümergemeinschaft verkauft – sowie zwei Privatleuten und dem Angelverein ASV Rath-Heumar. Da sich nicht alle Grundstücksbesitzer rund um den See auf das Wasserski-Projekt einigen konnten, konzentriert sich dieses auf den Teil der Eigentümergemeinschaft. Von diesen bleiben weite Teile ebenso die restlichen Grundstücke künftig dem Naturschutz überlassen.

Der Investor

Der gelernte Bankkaufmann van den Höövel ist schon von Kind an begeisterter Wasserski-Fahrer („Damals hatte mich mein Vater mehrfach zu den Anlage nach Langenfeld mitgenommen„) und träumte von einer eigenen Anlage.

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Investor André van den Höövel

Obwohl er in Bergisch Gladbach lebt, sollte die in Köln sein. „Ich bin leider nicht in Köln geboren, aber mit der Stadt fühle ich mich schon immer verbunden.“ Deswegen sei er auch schon seit Jahren bei den Roten Funken aktiv – im zweiten Knubbel.

Anfangs hatte er nicht geglaubt, dass sich das Projekt „Rather See“ mit allen notwendigen Gesprächen und Anhörungen von Bürgern, Parteien, Vereinen und Institutionen so lange hinzuziehen würde. Aber an ein Aufgeben hatte er nie gedacht. „Irgendwann kommt der Punkt, an dem man nicht mehr aufhören will. Auch weil man schon viel Geld in Planung und Gutachten investiert hat.“

Die künftige Anlage

Insgesamt rund 3,5 Millionen Euro wird der Umbau des Rather Sees den Investor wohl kosten. Hinzu kommen noch eine weitere halbe Million von den Eigentümern, die das gesamte Gelände einzäunen und stadtauswärts an der Rösrather Straße noch eine neue Linksabbiegerspur anlegen wollen. Nur von dort aus sollen Wasserski-Anlage und Strandbad erschlossen werden.

In dem Bereich entsteht auch ein Parkplatz mit 347 Stellplätzen. Eine Ausweich-Parkfläche, die jedoch nur zu Großveranstaltungen wie Meisterschaften oder Festivals genutzt werden soll, ist als „befestigte Wiese“ im Bereich des Brück-Rather-Steinwegs vorgesehen.

Freizeitnutzung und Naturschutz

Da die gesamte Infrastruktur zur Rösrather Straße hin liegen soll, sei für den See und seine Umgebung weiterhin ein Drittel Freizeitnutzung und zwei Drittel Naturschutz vorgesehen. Dafür hat auch die Verwaltung öffentliche, private und ökologische Interessen gegeneinander abgewogen und festgestellt, dass die Belange des Naturschutzes für den See berücksichtigt wurden. Während des Planungsverfahrens hat es umfangreiche Untersuchungen zum Artenschutz sowie zur Tier- und Pflanzenwelt gegeben.

Daher soll der weitaus größere Wasser- und Uferbereich – vor allem zum Rather Kirchweg hin – künftig ganz für die Öffentlichkeit gesperrt werden, um das Biotop, das im Laufe der Jahre rund um den See entstanden ist, zu erhalten. Um keine Tiere zu stören, darf die Wasserski-Anlage – die erste ihrer Art in Köln – nur zwischen dem 1. April und dem 15. Oktober und jeweils nur bis Sonnenuntergang in Betrieb sein.

Fischerei und Hegepflicht

Zu Zeiten der Auskiesung war der Angelsportvereins Rath-Heumar (ASV) für die Hegepflicht zuständig. Doch dessen Pachtvertrag für die Fischereirechte war an den Kiesgruben-Betreiber gebunden. Da der Verein von Anfang an „die Umwandlung des Sees in ein Freizeitgelände nicht unterstützen“ wollte, kam es anschließend trotz einiger Gespräche auch zu keiner Einigung mit der Eigentümergemeinschaft.

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Der ASV behält seine 2000 Quadratmeter große Parzelle am Ostufer des Sees, die wegen der Naturschutzauflagen künftig wohl nur per Boot zu erreichen ist. Darüber gibt es aber schon ein Einvernehmen mit dem Kreis-Fischerei-Verein Bergisch Gladbach, der nach Absprache mit dem Investor, demnächst die Hegepflicht im bewirtschafteten Teil des Sees übernehmen und dort angeln wird.

Teilweise kostenloses Schwimmen 

Einen freien Zugang zum See mit kostenlosem Badespaß wird es künftig nicht geben. In den vergangenen Jahren waren stets Besucher des Sees zum illegalen sommerlichen Baden, für Grill-Partys sowie Camping-Aktionen über Maschendrahtzäune und dichte Brombeerhecken geklettert. Das wollte eine Bürgerinitiative auch so beibehalten und hatte die Stadt aufgefordert, das gesamte Gelände zu kaufen. Doch das hatte die Verwaltung alleine aus finanziellen Gründen abgelehnt. Dennoch will der Investor den Hobbyschwimmern aus der Nachbarschaft entgegen kommen.

Van den Höövel: „Die dürfen auch weiterhin morgens ihre Bahnen schwimmen. Und das sogar für 45 Minuten kostenlos.“ Die Eintrittspreise für die Nutzung des Badesees und der Liegewiesen – dort sind auch Beachvolleyballplätze, ein Kinderspielplatz, eine Gaststätte und ein Kiosk geplant – sollen an die der städtischen Bäder gekoppelt werden. Kinder und Jugendlich bis 16 Jahren sollten maximal 3,80 Euro zahlen, ältere Besucher 4,80 Euro.  

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