Kölner GeißbockheimSo geht es mit dem Bau neuer Trainingsplätze für den FC weiter

Lesezeit 4 Minuten
Der 1. FC Köln will sein Trainingsgelände am Geißbockheim erweitern.

Der 1. FC Köln will sein Trainingsgelände am Geißbockheim erweitern.

  • Die geplante Erweiterung des Trainingsgeländes des 1. FC Köln hat das schwarz-grüne Ratsbündnis vor eine Zerreißprobe gestellt. Während die CDU den Ausbau befürwortet, lehnen die Grünen das Vorhaben ab.
  • Die von beiden Parteien unterstützte OB Henriette Reker wiederum gehörte zunächst zu den Befürwortern, änderte aber im Sommer 2019 – nach eigener Aussage vor dem Hintergrund des Klimanotstandes – unerwartet ihre Meinung.
  • Nun hat sie eine Alternative zur Erweiterung im Grüngürtel vorgeschlagen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Köln – Wie sehen die beiden Alternativen aus, über die der Stadtrat entscheiden soll? Die Ratspolitiker können sich dafür entscheiden, dem FC grünes Licht für seine Pläne zu geben. Dann könnte der Bundesligist drei neue Trainingsplätze und ein Leistungszentrum bauen. Die Gleueler Wiese – Teil des Grüngürtels – wäre dann bebaut. Alternativ können die Ratspolitiker beschließen, dass die Stadt und der 1. FC Köln einen alternativen Standort suchen sollen, etwa in Marsdorf. Möglich wäre auch eine Teil-Verlagerung, beispielsweise des Profi- oder des Jugendbereichs. In beiden Fällen bliebe die Gleueler Wiese unbebaut.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Politiker werden die Beschlussvorlage jetzt durcharbeiten und danach in den Fachausschüssen beraten. Die finale Entscheidung treffen sie in der Ratssitzung. Die Oberbürgermeisterin strebt dafür den 18. Juni an – den letzten Termin vor der Sommerpause. Denkbar wäre allerdings auch, dass eine Entscheidung noch einmal verschoben wird. Da die erste Ratssitzung nach der Sommerpause drei Tage vor der geplanten Kommunalwahl am 13. September stattfindet, würde das wohl bedeuten, dass sich erst der Rat in seiner neuen Zusammensetzung nach der Wahl mit einer Entscheidung beschäftigt.

Alles zum Thema Henriette Reker

In welche Richtung tendieren die Fraktionen im Stadtrat?

SPD, CDU und FDP haben bislang stets betont, den 1. FC Köln bei seinen Ausbauplänen zu unterstützen. Sie verfügen zusammen über eine deutliche Mehrheit. Grüne und Linke stellen sich gegen das Vorhaben und werden entsprechend dagegen stimmen. Eine Mehrheit wäre für sie nur denkbar, falls die CDU doch noch umkippen würde. Das gilt jedoch als äußerst unwahrscheinlich. Die Partei befindet sich allerdings in der schwierigen Situation, einerseits viele Wähler im Lindenthaler Umfeld des Geißbockheims zu haben, die einem Ausbau kritisch gegenüberstehen. Andererseits hat die CDU bislang stets erklärt, den FC bei dem Bauprojekt unterstützen zu wollen.

Wie steht der 1. FC Köln der Alternativlösung gegenüber?

FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle hat keinen Zweifel daran gelassen, dass der Bundesligist sein Trainingsgelände am Geißbockheim weiterhin ausbauen will. Eine Verlagerung an einen anderen Standort oder eine Aufteilung des Trainingsbetriebs spielen derzeit keine Rolle. Die Verantwortlichen sind froh, dass eine Entscheidung näher rückt.

Wie reagieren die Umweltschützer, die den Bau neuer Trainingsplätze verhindern wollen, auf Rekers Alternativvorschlag?

Helmut Röscheisen von der Kölner Kreisgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt Rekers Vorstoß. „Es ist ein positives Zeichen, dass es jetzt eine Alternative gibt“, sagt er. Der kurzen Beratungszeit für die Politik steht er jedoch kritisch gegenüber. „Dieses Hauruck-Verfahren ist ein Zeichen der Schwäche“, so Röscheisen. Der BUND bereite sich derzeit intern auf eine Normenkontrollklage vor. Sollte der Stadtrat für den Ausbau des FC-Trainingsgeländes stimmen, sei das eine Option. „Wir würden es aber bevorzugen, wenn die Politik und der FC sich dafür entscheiden, an einen anderen Standort zu gehen“, sagt Röscheisen. Gleichwohl sei der BUND mit seinen Klagen in der Regel erfolgreich. Die Entscheidung, ob geklagt wird, muss allerdings der Landesvorstand treffen.

Welche Auswirkungen hätte ein Ausbau des Rhein-Energie-Sportparks auf die Umwelt?

Das Gutachten der Stadtverwaltung kommt zu dem Schluss, dass die Erweiterung grundsätzlich genehmigungsfähig wäre. Auf die Luftqualität, die Lärmbelastung der Anwohner und das Klima im Bereich des Geißbockheims hätten die drei neuen Trainingsplätze demnach nur eine geringe Auswirkung. Die Qualität des Bodens würde allerdings leiden, und die Gleueler Wiese würde ihre Funktion als Naherholungsgebiet einbüßen.

Grüne wollen Ratsbeschluss auf nach der Wahl verschieben

Die Grünen wollen, dass der Stadtrat erst nach der Kommunalwahl über den geplanten Ausbau des FC-Trainingsgeländes entscheidet. „Dieses Vorhaben noch schnell vor der Kommunalwahl im Herbst durchdrücken zu wollen, entspricht in keiner Weise der Tragweite und Dimension des Projekts“, sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann am Dienstag. „Dieses Projekt kann nur gemeinsam gelingen, es ist nicht der Zeitpunkt, um mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.“

Die Stadt hat den Ratspolitikern die Beschlussvorlage zur Entscheidung am 18. Juni vorgelegt. Da SPD, CDU und FDP signalisiert haben, dem Ausbau zustimmen zu wollen, verfügen sie über eine deutliche Mehrheit gegenüber Grünen und Linken, die das Projekt ablehnen.

Verschiedene Aspekte müssen abgewogen werden

Viele verschiedene Aspekte wie der Denkmalschutz, der Schutz des Klimas und der natürlichen Grundlagen sowie die Interessen der Menschen in Lindenthal müssten genau wie die sportliche Entwicklung des 1. FC Köln objektiv gegen einander abgewogen werden, so Lehmann. „Deshalb müssen die Menschen in dieser Stadt an dieser Entscheidung beteiligt werden“, sagte der Politiker. In Zeiten von Corona sei die politische Beteiligung aber nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.

„Es sind zahlreiche Klagen und Proteste gegen die Versiegelung der Gleueler Wiese zu erwarten“, sagte Grünen-Parteichef Frank Jablonski. Deshalb sei es das Beste für den FC, wenn die derzeitige Vereinsführung endlich Kompromisse suchen würde. Eine jahrelange Auseinandersetzung um den Ausbau schade dem Verein.

KStA abonnieren