Nach Großdemo mit 70.000 TeilnehmernBündnis „Köln stellt sich quer“ plant weitere Aktionen

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Das Kölner Bündnis will zum internationalen Tag gegen Rassismus einen Streik organisieren. Und auch im Juni soll es eine Veranstaltung geben.

„Die Demonstration gestern hat gezeigt: Es ist etwas in Bewegung geraten“, sagt Reiner Hammelrath, SPD-Politiker und einer der Sprecher von „Köln stellt sich quer“.  70.000 Menschen sind am Sonntag dem Aufruf des Bündnisses in Köln gefolgt, um gegen Rechtsextremismus und die AfD zu demonstrieren – und das, nachdem bereits am Dienstag 30.000 Kölnerinnen und Kölner auf den Straßen waren. In vielen anderen deutschen Städten waren ebenfalls Zehntausende Menschen unterwegs.

„Was mich besonders gefreut hat, war die lange Unterstützerliste, die sich unserem Aufruf angeschlossen hat“, so Hammelrath. Über 80 Initiativen, Vereine, Parteien und Gewerkschaften hätten sich dem Demoaufruf angeschlossen. „Das zeigt: Es sind nicht nur die üblichen Verdächtigen, die jetzt gegen rechts auf die Straße gehen, sondern die breite Mitte der Gesellschaft.“

"Köln stellt sich quer" plant Streik

Wichtig sei nun, dass sich das Engagement verstetige: „Was nicht passieren darf, ist, dass die Menschen denken, sie hätten mit einer Demo ihr Gewissen beruhigt. Wir wollen, dass dieser Protest nachhaltige Konsequenzen hat.“ Dazu habe „Köln stellt sich quer“ bereits nach der Demonstration am Sonntag einen Vorschlag gemacht.

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Das Bündnis schlägt für den 21. März, den Internationalen Tag gegen Rassismus, einen Streik „für das unantastbare Recht auf Menschenwürde“ vor. Unter dem Motto #15vor12 sollen die Menschen um 11.45 Uhr für eine Viertelstunde die Arbeit niederlegen – in Werkstätten, Büros, Fabriken, Verwaltungen, Kitas, Schulen und Hochschulen. „Für eine Viertelstunde bitten wir alle, egal, was sie gerade tun, innezuhalten und ein deutliches Zeichen zu setzen“, heißt es im Aufruf. „Wir wollen sichtbar machen, dass wir in einer offenen international geprägten Gesellschaft zusammenleben und uns nicht spalten lassen.“ Leben und Arbeiten wäre „nicht denkbar ohne Menschen mit Migrationsgeschichte“.

Die 15 Minuten Streik sollen genutzt werden: „Wir wollen, dass an Arbeits- und Ausbildungsplätzen eine Viertelstunde über Rassismus und die menschenverachtenden Deportationspläne der AfD diskutiert wird, dass überlegt wird, wie gemeinsames Eintreten für Menschenrechte und Menschenwürde tatsächlich aussehen kann“, heißt es weiter. 

Und auch für die Zeit danach seien weitere Aktionen geplant, das bestätigt auch Manfred Post, Sprecher von „Arsch Huh“ und Mitorganisator der Demonstration am Sonntag. „Wir überlegen jetzt schon, mit welchen Aktionen wir das Thema langfristig auf der Tagesordnung halten können.“

Mit „ziemlicher Sicherheit“ gebe es im Juni, im Vorfeld der Europawahlen, eine Großveranstaltung gegen rechts. „Wir hoffen, dass die Menschen nicht nur einmal auf eine Demo gehen, sondern der AfD auch bei der Europawahl ihre Stimme entziehen.“ Weil sich im Juni auch der rassistisch motivierte Nagelbombenanschlag auf der Keupstraße zum zwanzigsten Mal jährt, sei eine Großkundgebung in Köln-Mülheim denkbar. Schon 2014 veranstaltete „Arsch Huh“ gemeinsam mit Akteuren vor Ort in Mülheim das Kulturfest „Birlikte“. Auch damals kamen 70.000 Menschen gegen Rechtsextremismus zusammen. Eine ähnliche Veranstaltung sei auch dieses Jahr denkbar, so Post. 

Doch auch schon kommende Woche ist eine Demonstration gegen die AfD geplant: Für den 1. Februar ruft der Kölner Ableger von „Fridays for Future“ unter dem Motto „Demokratie stärken – für ein AfD-Verbot“ zu einem Aufzug auf. Von Bahnhofsvorplatz aus wollen die Demonstranten über die Deutzer Brücke bis zum Ottoplatz laufen. Angemeldet sind laut Polizei 250 Teilnehmer. 

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