Neubau schreitet voranDuisburg bricht die Hohenzollernbrücke ab

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Dieser Bogen der alten Hohenzollernbrücke wird aus Duisburg Ruhrort im kommenden Jahr für immer verschwinden.

Köln/Duisburg – Mit fast fünf Jahren Verspätung wird im Jahr 2023 ein bedeutendes Stück Kölner Stadtgeschichte für immer verschwinden.

In Duisburg-Ruhrort, dem größten Binnenhafen Europas, wird der letzte Teil der Karl-Lehr-Brücke, die Verbindung der Duisburger Ortsteile Kaßlerfeld und Ruhrort, durch einen Neubau ersetzt. Geplant war das schon für 2018, doch nicht nur in Köln verzögern sich Brückenbauten halt immer wieder.

Brücke mit Tatort-Erfahrung

Das Bauwerk, das in mehreren Tatort-Folgen mit den inzwischen verstorbenen Kult-Kommissaren Horst Schimanski (Götze George) und Christian Thanner (Eberhard Feik) als Kulisse diente, ist schrottreife und wird als letzter Teil des Brückenzugs über die Ruhr und den Ruhrorter Hafen ausgetauscht.

Zum letzten Mal tauchte Brücke im Tatort beim offiziellen Abschied von Horst Schimanski aus der Serie auf. Das war Ende 1991. „Schimi“ flog im Gleitschirm über Ruhrort und brüllte zweimal ganz laut „Scheiße“. Ein Wörtchen, mit dem er in seinem ersten Tatort allein durch das Aussprechen einen Medien-Skandal ausgelöst hatte.

Von der Wehrmacht am 6. Mai 1945 gesprengt

Was das alles mit Köln zu tun hat? Der 180 Meter lange Brückenbogen, in Hellblau und Pink gestrichen, ist ein Teil der Hohenzollernbrücke, die am 6. März 1945 von der Wehrmacht einen Tag vor dem Einmarsch der Amerikaner zerstört wurde. Der Teil gehörte damals zum südlichen Straßenbrückenzug über dem Rhein.

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Der Brückenteil (vorne rechts) wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs nach Duisburg gebracht.

Die Wehrmachtssoldaten sprengten damals die Strompfeiler, die drei Mittelbogen lagen danach zerstört im Rhein, „während die seitlichen Bogen einseitig abgestürzt waren und auf den Landpfeilern noch aufsaßen“, schreibt der Historiker Lothar Hammer in dem Band „Stadtspuren“ über die Hohenzollernbrücke.

Die Frage, ob der südliche Straßenbrückenzug der Hohenzollernbrücke wieder aufgebaut werden sollte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg fast zwei Jahrzehnte lang diskutiert, ehe man sich dagegen entschied. 1947 war jedoch schon eine Vorentscheidung gefallen: Die Stadt verkaufte den erhalten gebliebenen linksrheinischen Bogen an die Duisburg-Ruhrorter Hafenverwaltung und bekam dafür 100 000 Mark. Andere Quellen sprechen davon, dass die Stadt Köln im Gegenzug Eisen-Bezugsscheine aus Duisburg für das Stück Hohenzollernbrücke erhielt.

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Ein Jahr später wurde der Bogen in drei Teile zerlegt und per Schiff nach Duisburg transportiert. Dort hatte die alte Karl-Lehr-Brücke über die Ruhr das gleiche Schicksal erlitten, sie war ebenfalls von deutschen Soldaten kurz vor Kriegsende auf dem Rückzug gesprengt worden.

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