Die Trainerakademie Köln ehrt in feierlichem Rahmen die zehn Gründungsmitglieder der von ihr initiierten Ruhmeshalle. Bernhard Peters erzählt von einstiger „Ahnungslosigkeit“ im Fußball.
Neue Hall of Fame für TrainerWeltmeistercoach Heiner Brand wollte eigentlich Steuerberater werden

Heiner Brand und Steffi Nerius gehören zu den zehn Gründungsmitgliedern der neuen Hall of Fame, Sportmuseumschef Andreas Höfer, die ehemalige Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner und Kölns designierter OB Torsten Burmester (v. l.) gratulieren.
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Dass Heiner Brand einer der erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Trainer abseits des Fußballs wurde, ist purer Zufall. Eigentlich habe er Steuerberater und Wirtschaftsprüfer werden wollen, erzählte der 73-Jährige am Dienstagabend im Deutschen Sport- und Olympiamuseum. Dort wurde der Gummersbacher, der als Handball-Spieler und -Coach WM-Gold gewann, gemeinsam mit neun weiteren Persönlichkeiten in die neu gegründete Hall of Fame der Trainerinnen und Trainer aufgenommen. Initiiert hat diese die in Köln ansässige Trainerakademie des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), hier werden seit 50 Jahren Coaches in allen Sportarten – abgesehen vom Fußball – hochkarätig ausgebildet und nach erfolgreicher dreijähriger Schulung mit einem Diplom versehen.
Neun der zehn geehrten Erfolgstrainer, sieben Männer und zwei Frauen, waren zur Gründungszeremonie der Hall of Fame nach Köln gekommen. Einer fehlte: Hugo Budinger, in den 1950er und 1960er Jahren Hockey-Nationalspieler in Diensten von Rot-Weiß Köln und anschließend Hockey-Bundestrainer, Dozent an der Deutschen Sporthochschule Köln und erster Chef der 1974 gegründeten Kölner Trainerakademie, ist 2017 im Alter von 90 Jahren verstorben. Mancher der am Dienstag versammelten Trainer hatte aber noch mit ihm zu tun gehabt und erzählte voller Ehrfurcht von seinem Schaffen.
Auch zwei noch aktive Bundestrainer werden in die Hall of Fame der Coaches aufgenommen
Außerdem geehrt wurden neben Brand und Budinger die früheren Bundestrainer Bernhard Peters (65, Hockey), Fritz Fischer (69, Biathlon), Lothar Ruch (67, Ringen) sowie die noch aktiven Bundestrainer Bernd Berkhahn (54, Schwimmen) und Sabine Tschäge (55, Rudern). Auch die frühere Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius (53) aus Leverkusen, die bis zu diesem Jahr unter anderem den Para-Weitspringer Markus Rehm trainierte und zu mehreren Paralympicssiegen führte, der frühere Handball- und Hockey-Trainer Zlatan Siric-Bernhard (83) und der langjährige Sportwissenschaftler Ulrich Hartmann (72) wurden in die neue Hall of Fame aufgenommen.
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Lothar Linz, Chef der Kölner Trainerakademie, mit den geehrten Bundestrainern Sabine Tschäge (Rudern) und Bernd Berkhahn (Schwimmen, von links).
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Zum Einstieg in den Abend, durch den der Sportjournalist, Historiker und Autor Stephan Klemm, ehemaliger Redakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“ führte, sprach Kölns neuer Oberbürgermeister Torsten Burmester ein Grußwort. Er hat selbst Sport studiert und war Vorstandschef des DOSB, damit bewegte er sich auf vertrautem Terrain und bezeichnete seine Anwesenheit bei der Ehrung als „regenerative Pause von den Koalitionsverhandlungen“. Burmester wird bei der ersten Sitzung des neuen Stadtrates am 6. November vereidigt und aktuell ringt er mit seiner SPD noch mit den anderen Fraktionen um ein Bündnis oder andere Formen der künftigen Zusammenarbeit.
„Wahlkampf ist wie Wettkampf“, habe er festgestellt, sagte Burmester. „Er macht süchtig und man will unbedingt gewinnen.“ Seine künftige Aufgabe verglich er mit der eines Coaches, das Rathaus sei die Sportstätte und er der Trainer von 22.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Kölner Stadtverwaltung. „Die Sportstadt Köln traut einem Sportwissenschaftler zu, die Stadt zu führen“, sagte Burmester, das freue ihn. Und Köln sei natürlich bereit, die Führungsrolle zu übernehmen bei der regionalen Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer Spiele.
Als die Trainerinnen und Trainer später in lockerer Gesprächsrunde Einblicke gaben in ihr Tun, war Burmesters „regenerative Pause“ längst vorbei und er entschwunden. Er verpasste die Erzählung von Heiner Brand, wie ihn der Zufall davon abhielt, als Diplom-Kaufmann eine Karriere als Steuerberater einzuschlagen. Er war nach dem Ende seiner aktiven Zeit als Handballer gefragt worden, ob er nicht den Co-Trainer der Nationalmannschaft geben wolle. Brand sagte zu, reiste als Coach zu den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles und sei „infiziert worden“. So kam es, dass er nicht Steuerberater, sondern langjähriger Coach des VfL Gummersbach und 14 Jahre lang Bundestrainer der deutschen Handball-Männer wurde. Und dass er die deutschen Spieler 2007 bei der Heim-WM zum Titel führte – was diese ihm bei der Siegerehrung mit angeklebten Brand-Schnauzern dankten.
Jürgen Klinsmann und Jogi Löw hatten „keine Ahnung“, sagt der ab 2004 von ihnen umworbene damalige Hockey-Coach Bernhard Peters
Ganz ohne Zufall verlief der Weg von Bernhard Peters zum Hockeyweltmeister-Macher und Modernisierer des bis 2004 im Vergleich zu anderen Sportarten noch etwas hinterwäldlerischen Fußball-Trainings. So erzählte er es am Dienstagabend. „Die Entwicklung eines Teams hat mich schon als Kind und Jugendlicher interessiert, ich wollte unbedingt Trainer werden“, sagte Peters. Also wurde er in Krefeld früh Jugendtrainer im Hockey, ging mit 22 Jahren an die Trainerakademie in Köln, übernahm 2000 die deutschen Hockey-Herren, führte sie unter anderem zu zwei WM-Siegen und wurde ab 2004 von Jürgen Klinsmann und Jogi Löw in die Welt des Fußballs gelockt, 2006 folgte er dem Ruf.

Die ehemaligen Coaches Zlatan Siric (Handball und Hockey), Bernhard Peters (Hockey und Fußball) und Fritz Fischer (Biathlon, von links).
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Der damalige Fußball-Nationalcoach und sein Co-Trainer hätten „keine Ahnung“ gehabt, wie man ein Team führt, erzählte Peters. In Sachen Videoanalyse oder Leistungsdiagnostik sei man den Fußballern im Hockey um Längen voraus gewesen. Nach einem Besuch bei den Fußballern habe ihn Klinsmann gebeten wiederzukommen und gefragt: „Bringst du dann dein kleines Kistchen wieder mit?“ Gemeint sei sein Laptop gewesen, sagte Peters, mit dem er schon damals akribisch Daten auswertete, während diese Möglichkeiten im Fußball noch weitgehend unbekannt gewesen seien. „Das kann man heute nicht mehr so richtig glauben, war aber definitiv so“, sagte Peters. „Das ist jetzt 21 Jahre her, der Fußball hat seitdem eine Wahnsinns-Entwicklung gemacht.“

Der Sportwissenschaftler Ulrich Hartmann und der ehemalige Ringer-Trainer Lothar Ruch (von links).
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Ausgewählt wurden die Gründungsmitglieder der Trainer-Hall-of-Fame von einer fünfköpfigen Jury mit dem Direktor der Trainerakademie, Lothar Linz, seinem Stellvertreter Frank Wieneke, dem Vorsitzenden des Berufsverbands der Trainer, Holger Hasse, der langjährigen Kunstturn-Bundestrainerin und Akademie-Mitarbeiterin Ulla Koch sowie dem Sportjournalisten Frank Nägele, ehemaliger Sport-Redakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Künftig soll die Hall of Fame jährlich um weitere Mitglieder erweitert werden.
Hintergrund der Initiative ist das Ansinnen der Trainerakademie, den Trainerberuf mehr in den Blickpunkt zu rücken und seine hohe Bedeutung für Erfolge im Leistungssport aber auch für die Gesellschaft insgesamt zu verdeutlichen. Akademie-Chef Linz betonte, dass die am Dienstagabend geehrten Gründungsmitglieder Stellvertreterinnen und Stellvertreter seien für alle Coaches, „die heute Abend nicht hier stehen und trotzdem unseren Applaus verdient haben“.

